The Machine Girl 2 – Rise of the Machine Girls

Als einer der abgefahrensten Auswüchse des japanischen Kinos gilt  Noboru Iguchis The Machine Girl. Obwohl der 2008 erschienene Film inzwischen einige Jahre auf dem Buckel hat, erlangte er in Splatter-Fankreisen Kultstatus. Warum es bis 2019 dauern musste, bis dieser durchaus franchisetaugliche Film fortgesetzt wurde, kann getrost als nicht nachvollziehbar bezeichnet werden. Denn der Markt ist vorhanden, sowohl was Splatter-Fans als auch Anhänger:innen japanischer Skurrilitäten angeht. Wenn The Machine Girl 2 – Rise of the Machine Girls am 25. Oktober 2021 via 8-Films in Deutschland aufschlägt, muss sich die Fanbase ranhalten, denn die vier unterschiedlichen Mediabooks erscheinen in limitierter Auflage. Wir konnten den Film vorab auf dem Obscura Filmfest 2021 sehen, wo der Film als streng geheime Sneak Preview zu sehen war.

     

Der gesetzlose Ishinari-Bezirk in einem Japan der Zukunft: Die Schwestern Ami (Himena Tsukimiya, Mr. Hiiragi’s Homeroom) und Yoshie (Kanon Hanakage, Japanese Girls Never Die) verdienen ihren Lebensunterhalt mit Unterhaltungsshows vor einem überwiegend männlichen Publikum, das sich aus Gesang, Tanz und Kampfkunst zusammensetzt. Eines Nachts wird Yoshi durch die Organhändler Familie Dharma gefangen genommen, als sie zur Rache für das Entnehmen ihrer Niere ansetzt. Ami macht sich auf, um ihre Schwester zu retten, doch zunächst wird sie in ihrem Vorhaben aufgehalten, denn sie verliert einen Arm. Als dieser darauf durch ein Maschinengewehr ersetzt wird, wird sie zu einer unaufhaltsamen Killermaschine, die auf Rache schwört.

Neuausrichtung von The Machine Girl

Originaltitel Rise of the Machine Girls
Jahr 2019
Land Japan
Genre Action
Regie Yuki Kobayashi
Cast Ami: Himena Tsukimiya
Yoshie: Kanon Hanakage
Tetsuya Matsukata: TAK∴
Ikiyo Tachibana: Rie Kitahara
Toshie Negishi: Toshie Negishi
Laufzeit 75 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 25. Oktober 2021

Die Fortsetzung Rise of the Machine Girls erschient nicht wie der Vorgänger unter der Regie des Splatter-Spezialisten Noboru Iguchi, sondern wurde unter der kreativen Leitung von Yuki Kobayashi realisiert, der zuvor bereits rasante Actionstreifen (u.a. Death Row Family) auf die Beine stellte, aber auch im Drama-Serien-Fach unterwegs war. Kobayashis Film stellt eher eine Neuinterpretation des zu Grunde liegenden Stoffes dar als eine klassische Fortsetzung, die handlungstechnisch anknüpft. Die Gemeinsamkeiten beider Filme beschränken sich auf das Offensichtliche: Wir haben es mit jungen, gutaussehenden Damen zu tun, die vollen Körpereinsatz beim Kämpfen zeigen, und ein Maschinengewehr ersetzt einen der Arme. Hinzu kommt, dass beide Geschichten in unterschiedlichen Welten spielen. The Machine Girl besitzt mehr Realitätshaftung und spielt in einer Welt, die unserer nahe kommt. The Machine Girl 2 hat damit nichts mehr gemeinsam. Das Worldbuilding ist eher mit dem eines Videospiels vergleichbar. Wir erleben selektiv Ausschnitte, alle wichtigen Aktivitäten scheinen sich innerhalb einer Straße abzuspielen und jede Figur ist auf ihre Funktionalität reduziert.

Ishinaris Kuriositätenkabinett

In Sachen Handlung ist The Machine Girl 2 ziemlich unklar: Zwischen all den Absurditäten sammeln sich Blutfontänen und Verstümmelungen. Selten ernst, dafür immer grotesk und auch der Fanservice an den Figuren im Sinne sexueller Darstellung kommt nicht zu kurz. Den absoluten Gipfel schießen zwei aufblasbare Brüste ab, deren Darstellung so absurd ist, dass es die Vorstellungen sprengt. Das sichtbar niedrige Budget drängt sich als Kritikpunkt aber gar nicht erst auf, da man beim Look des Films selten in Versuchung gerät, zu hinterfragen, ob kreative Entscheidungen gewollt oder den Mitteln geschuldet.

Die Charaktere sind darauf ausgelegt, einen möglichst ikonischen Auftritt hinzulegen und werden mit Namenstafeln eingeführt, was zumindest dahingehend irritiert, dass offen bleibt, ob man sie so schnell noch einmal wiedersehen wird. Die Welt von The Machine Girl 2 besitzt das Zeug für transmediales Storytelling und ließe sich problemlos auf anderen Medien, etwa einem Manga-Titel weitererzählen. Dabei müsste die Tonalität gar nicht immer so absurd sein, aber das steht auf einem anderen Papier. Man muss sich nichts vormachen: Die vielen freizügig bekleideten Mädchen in unterschiedlichen Dresses sollen vor allem ein männliches Publikum mit bestimmten Fetischen (Schwangere, Schulmädchen, Lesben, Nazi-Symbole, Fürze, Unterwäsche und vieles mehr)  zufriedenstellen.

Fazit

The Machine Girl 2 verpasst aufgrund seiner Andersartigkeit gegenüber des Vorgängers die Chance, stimmig ein Franchise aufzubauen. Für sich stehend überzeugt der Film mit seinen Kämpfen, Obszönitäten und Kuriositäten. Vorausgesetzt immer, man ist offen für soviel extremen Japano-Trash und auch für jede Schandtat zu haben. Dann machen die Nonsense-Geschichte und ihre blutigen Tatsachen eine Menge Spaß. Wer also all das nicht liebt, wird den Film binnen Sekunden zwischen dem Sondermüll wissen wollen. Schade nur, dass die Laufzeit von gerade einmal 75 Minuten sehr kurz gehalten ist. Denn gerade die zwielichtige Welt, die in diesem zweiten Teil noch einmal ganz anders aufgezogen ist, bietet viele Möglichkeiten. Sonst überzeugt der Titel eher mit viel Energie und rasanten Kämpfen als mit einer stringenten Handlung. Denn die geht in dem großen Blutbad freiwillig baden.

© 8-Films


Veröffentlichung: 25. Oktober 2021

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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