Megalomaniac – Der Schlächter von Mons
Zu Beginn der 2000er überrollte eine Horrorwelle made in France Genre-Fans, die den Namen “New French Extremity” erhielt. Filme wie Martyrs, Frontier(s) – Kennst du deine Schmerzgrenze? oder High Tension machten sich insbesondere durch ihre rohe Gewalt einen Namen. Regisseur Karim Ouelhaj möchte mit seinem Film Megalomaniac – Der Schlächter von Mons ganz offensichtlich in dieselbe Kerbe schlagen und schickt einen weiteren frankphonen Beitrag, dieses Mal aus Belgien, auf den Weg, um auch 20 Jahre später zu demonstrieren, dass Gewaltdarstellung mit komplexen Fragen des Lebens noch immer funktioniert. Hierzulande war der Film auf dem Fantasy Filmfest 2022 zu sehen und erscheint am 31. Oktober 2024 und damit geschlagene zwei Jahre später auf Blu-ray.
Felix (Benjamin Ramon, Yummy) und Martha (Eline Schumacher) sind fürs Leben geprägt. Ihre Mutter wurde vor vielen Jahren vom berüchtigten Schlachter von Mons vergewaltigt und getötet. Seitdem leben die beiden erwachsenen Geschwister zusammen mit dem Mörder in einem heruntergekommenen Haus. Felix hat sich ganz wie der Vater ins Negative entwickelt und dreht krumme Dinge, Martha versucht ein unscheinbares Leben als Putzkraft in einer Fabrik zu führen. Auf der Arbeit gerät Martha in eine Situation, in der sie misshandelt wird. Schließlich bricht auch aus ihr der Hass heraus.
Der Schlächter von Mons
Originaltitel | Megalomaniac |
Jahr | 2022 |
Land | Belgien |
Genre | Horror |
Regie | Karim Ouelhaj |
Cast | Martha: Eline Schumacher Felix: Benjamin Ramon Jérôme: Wim Willaert Luc: Pierre Nisse |
Laufzeit | 118 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 31. Oktober 2024 |
Wann immer es um die New French Extremity geht, werden Vergleiche mit Pascal Laugiers Klassiker Martyrs gezogen. Diesem Vergleich halten die wenigsten Filme stand, sollte einem doch bewusst sein, dass es vor allem darum geht, den jeweiligen Vergleichstitel irgendwo zu verorten. Denn das Subgenre ist eigenwillig und bietet neben deftigen Gewaltausbrüchen vor allem ein niederschmetterndes Bild vom Leben. Das trifft auch auf Felix und Martha zu, zwei erwachsene Kinder, deren Schicksal vorherbestimmt scheint. Inspiriert wurde die Handlung von wahren Begebenheiten: Den Schlächter von Mons gab es wirklich. Mitte der 1990er tötete er in relativ kurzer Zeit fünf Frauen und hinterließ ihre Leichen in Plastiksäcken nahe der Stadt Mons. Der Rest von Megalomaniac ist drumherum erfunden. Der Versuch, den Film als True Crime zu inszenieren, mag nahegelegen haben, doch Ouelhaj hat sich bewusst für das Horror-Fach entschieden. Die spezielle Kategorie des Folter-Horrors, der obendrein eine Menge menschliches Drama mitbringt.
Schmuddelige Welt ohne Ausweg
Megalomaniac sieht klasse aus. Karim Ouelhaj erschafft eine erdrückende Atmosphäre mit tristen Farben, einem Leben ohne Perspektive und das Grau-in-grau spiegelt sich in den leeren Gesichtern seiner Figuren wieder. Kameramann François Schmitt findet die richtige Tristesse, um dieses Worldbuilding glaubhaft zum Leben zu erwecken. Diese Welt ist dunkel und kennt nur Gewalt und Unterdrückung. Die Grenze zwischen Opfer und Täter: verschwommen bis nicht-existent. Die Kernfrage befasst sich mit etwas Existenzialismus: Liegt das Böse in den Genen oder hätten Martha und Felix überhaupt eine Chance auf ein anderes Leben unter all diesen Umständen gehabt? Gewalt gebiert Gewalt. Die Kamera weicht dabei nicht aus und hält voll drauf (wenn auch häufig mit Shaky Cam), wenn es zu den Exzessen kommt, die durchaus auf den Magen schlagen können ob ihrer rohen Gewalt.
Fazit
Nicht, dass das Schicksal von Martha und Felix wirklich zu Herzen geht. Viel eher erwischen wir uns dabei, wie wir Schaulustige sind, um im nächsten Moment am liebsten sofort wieder wegzusehen. Megalomaniac bietet ein morbides und faszinierendes Worldbuilding, vergisst aber zu weiten Teilen auch, etwas zu erzählen. Die kunstvollen Bilder und der dröhnende Score sorgen dafür, dass Teile des Films in Erinnerung bleiben, aber es fehlt an Handlung, um diese Fragmente auch narrativ zusammenfügen zu wollen. Über seine Kernfrage hinaus kommt der Film jedenfalls nicht.
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