Mope
Keiner redet über sie und angeblich konsumiert sie auch niemand: Pornos. Dennoch übt diese Branche einen großen Reiz auf Menschen aus, insbesondere wenn es um einen Blick hinter die Kulissen geht. So drehen sich immer häufiger Produktionen um Branchenakteure, wie etwa die TV-Serie The Deuce. In Mope, dem Debüt von Lucas Heyne, dreht sich alles um zwei Männer, die den großen Durchbruch innerhalb des Business erlangen wollen, aber keinerlei Qualifikation mitbringen – “Mopes” eben. Klingt witzig, nimmt aber ein bitterböses Ende. Denn dieses Werk basiert auf einem Verbrechen, wie es sich im Jahr 2010 zutrug.
Wer nur will, der kann alles erreichen! Nicht in jedem Fall. Ganz besonders nicht in diesem: Weder sind Steve (Nathan Stewart-Jarrett, The Comedian) und Tom (Kelly Sry) übermäßig attraktiv, noch überdurchschnittlich bestückt. Ohne diese Attribute hat man es schwer in der Porno-Branche. Davon gänzlich unbeirrt fühlen sie sich wie Stars, wenn sie gemeinsam mit anderen “Mopes” Bukkake-Videos drehen und im Hintergrund bleiben. Ihr Weg führt sie durch schäbige Sets, vorbei an genervten Darstellerinnen und einer spottenden Crew, als sie dank penetranter Nachfrage schließlich bei dem Fetisch-Label Ultima DVD landen. Für größere Rollen, als sich von einer Frau in die Eier treten zu lassen, reicht es auch hier nicht. Doch das macht ihnen nichts aus, denn der Verlust der Realität nimmt einen zunehmend stärkeren Einfluss und führt in eine Abwärtsspirale, die in einem schier unglaublichen Verbrechen endet …
Wegschauen unmöglich
Originaltitel | Mope |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Drama, Komödie |
Regisseur | Lucas Heyne |
Cast | Steve Driver: Nathan Stewart-Jarrett Tom Dong: Kelly Sry Eric: Brian Huskey Chris: Max Adler Rocket: David Arquette Tampa: Tonya Cornelisse |
Laufzeit | 105 Minuten |
Was bewegt einen Menschen dazu, in die Pornobranche zu wollen? Offenbar Freude an Sex. Aber es scheint eine Menge mehr dazuzugehören. Im Falle von Steve und Tom ist es vor allem das Selbstbild, das einen Boost erhält. In ihrer Motivation tun sich eine Menge Abgründe auf, die allerdings auch auf die Ausübung als Pornodarsteller zurückzuführen sind. Würde es beispielsweise um Kampfkunst gehen, wäre Mope ein waschechtes Drama. Der Blick auf die Eigenartigen und das Einfangen aussagekräftiger Branchenimpulse lässt aber gar nichts anderes zu, als regelmäßig zu lachen. Wenn es nur nicht im gleichen Zug so traurig wäre, wie diese beiden Männer sprichwörtlich ihr letztes Hemd geben und ausgebeutet werden, nur um ein kleines Rädchen eines großen Getriebes zu sein. Die traurige Wahrheit für Steve ist: Er hat es im Leben zu nichts gebracht.
Kein Glamour, kein Hochglanz
Neben der persönlichen Tragik gewährt Mope tiefe Einblicke ins Millieu. Etwa, wie eine Fetischkulisse an die nächste angebaut ist oder wie Darsteller und Crew auf dem Produktionsgelände wohnen. Explizite Sex-Szenen werden zwar ausgespart, allerdings kriegt man immernoch genügend nackte Tatsachen und Körperflüssigkeiten zu sehen, um das Niveau der billigen Pornoproduktionen zu unterstreichen. Die Darstellerinnen sind keine Playmates und besitzen auch wenig Eye Candy-Potenzial, sondern sind Frauen, die ganz unten angelangt sind. Doch sie haben den Mechanismus verstanden, um sich über Wasser zu halten und in der Branche zu bleiben. Hohe Ansprüche besitzt in diesem Film niemand. Abgesehen von Regisseuren wie Rocket (David Arquette, Scream), wie Steve und Tom auf einer Party feststellen müssen, auf welcher sie damit konfrontiert werden, dass sie ein Niemand sind. Die Handlung schreitet in einem gemütlichen Tempo voran. Bevor erst einmal klar wird, worauf das Geschehen hinausläuft, lernen wir Steve und Tom in aller Ausführlichkeit kennen. Wann immer die Geschichte in Gefahr läuft, irgendwo hängen zu bleiben, werden neue Figuren eingeführt. Ein etwas behäbiges Vorgehen, denn hier und dort wirkt es, als wisse das Drehbuch selbst nicht so recht, womit es die Zeit füllen solle. So schleicht der selbstzerstörerische Trip auf leisen Sohlen voran.
Fazit
Regisseur Lucas Heyne findet die richtige Balance, um Mope nie ins Lächerliche abstürzen zu lassen und mit einem geeigneten Maß an Komik aufzufangen. Trotzdem tut dieser Film tierisch weh. Dabei sind ein paar herzhafte Tritte in die Weichteile noch das Harmloseste. Die beiden Protagonisten rennen in ihr Verderben und können kaum davon abgehalten zu werden. Dieser Film rüttelt einen wach, das eigene Handeln regelmäßig zu reflektieren und sich nicht in falschen Träumen und Wirklichkeiten bestärken zu lassen. Bewegend eingefangen.
© Vanishing Angle