PK – Andere Sterne, andere Sitten
„Nur sein Schuh ist noch von ihm übrig. Hört auf Gott zu schützen! Sonst bleiben auf diesem Planeten nur Schuhe, keine Menschen“, so lautet der emotionale Appell des Außerirdischen Protagonisten PK an die Erdlinge. Doch können Menschen etwas von einem Alien lernen und sind diese von Geburt an mit einer Religion etikettiert? Der einen oder anderen Frage widmet sich der Film PK – Andere Sterne, Andere Sitten. Mit Witz und Charme spielen sich die Bollywood-Superstars Aamir Khan (Lagaan – Es war einmal in Indien) und Anushka Sharma (Zero) in die Herzen der Zuschauer.
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Eines Tages landet ein Außerirdischer auf der Erde, um den blauen Planeten zu erforschen. Doch nach der Landung läuft nicht alles nach Plan. Kaum auf der Erde, da wird ihm schon seine Fernbedienung gestohlen. Es handelt sich dabei um ein Amulett, mit dem er sein Raumschiff herbeirufen kann. Um auf seinen Heimatplaneten zurückkehren zu können, muss er sich auf die Suche nach dem dreisten Dieb begeben. Allerdings stellt sich das Überleben auf der Erde nicht gerade als einfach heraus.
Ein nackter Alien landet auf der Erde
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Originaltitel | PK |
Jahr | 2014 |
Land | Indien |
Genre | Drama, Komödie, Science-Fiction |
Regie | Rajkumar Hirani |
Cast | PK: Aamir Khan Jagat „Jaggu“ Janani Sahni: Anushka Sharma Sarfaraz Yousaf: Sushant Singh Rajput Bhairon Singh: Sanjay Dutt Cherry Bajwa: Boman Irani |
Laufzeit | 153 Minuten |
FSK | ![]() |
Zu Beginn der Geschichte wird der Außerirdische eingeführt, der erstmals nackt im Rajasthan Indiens auftaucht. Auffällig sind seine Segelohren und seine weit aufgerissenen Augen, die ihn leicht verrückt erscheinen lassen. Viel unterscheidet ihn nicht von den Menschen, denn er ist nicht blauhäutig und besitzt auch sonst keine anderen außergewöhnlichen Merkmale. Den Erdbewohnern würde daher nicht auffallen, dass sie es mit einem Alien zutun haben. Wie es sich gehört, braucht er einen Namen, mit dem ihn andere ansprechen können. Da er jedoch keinen hat, wird er von den Menschen einfach “PK“ genannt. Dies geschieht aufgrund seines eigenartigen Verhaltens, denn er erweckt den Eindruck, als müsste er in die Psychiatrie. PK (Pee Kay) heißt aus dem indischen übersetzt „beschwipst“ und unterstreicht nochmals, wie er von den Erdlingen wahrgenommen wird. Um mit den Menschen zu kommunizieren, muss er sich deren Sprache aneignen, was er sogar mit Leichtigkeit tut. Er entwickelt sich zu einem Beobachter, denn er schaut die Menschen und ihr Verhalten sehr genau an. So findet er heraus, dass sie Kleidung tragen, mit Geldscheinen zahlen und sogar an verschiedene Religionen glauben. Alles Dinge, die ihm auf seinem Heimatplaneten fremd sind. Nicht verwunderlich, wenn er neugierig wird und Fragen wie ein Kind stellt. Zumal er nachdenkt und so einiges hinterfragt.
Falsch Verbunden – falsche Nummer zu Gott
Neben PK wird die sympathische Jagat Janani Sahni den Zuschauern vorgestellt. Jagat, die einfach lieber auf den Spitznamen “Jaggu“ hört, verliebte sich einige Zeit zuvor in einen Pakistaner namens Sarfaraz. Jedoch endete die Beziehung durch Vorurteile gegenüber Moslems und ihren streng gläubigen Vater. Sie ist eine TV-Reporterin, die durch Zufall in der Bahn auf den Außerirdischen aufmerksam wird. PK, der mit einem Flyer und einem gelben Helm auf dem Kopf nach Gott sucht, macht schließlich schnell auf sich aufmerksam. Mit ihm wittert Jagat die große Sensation für das Fernsehen. Währenddessen stellt PK mit der Zeit fest, dass mit der Religion ein großes Geschäft betrieben wird und die Menschen für dumm verkauft werden. Zumal Statuen verkauft, große Tempel besucht werden und Gottes-Manager falsche Ratschläge geben. Doch ist der Glaube an einen Gott, den die Menschen geschaffen haben, der richtige? Oder sollte lieber an den Gott geglaubt werden, der die Menschen erschaffen hat? Für PK nur schwer zu begreifen, warum die Menschen sich nicht direkt an Gott wenden. Dies bringt einiges an Konfliktpotenzial mit, denn PK möchte die Menschen aufrütteln. Dabei wird die Religion auf eine humorvolle Weise auf die Schippe genommen.
Anders als üblich, aber trotzdem Feel-Good Bollywood
PK – Andere Sterne, andere Sitten unter der Regie von Rajkumar Hirani (3 Idiots) zählt neben Dangal zu den erfolgreichsten Produktionen der letzten Jahre und stellt eine Satire von God and Godmen dar. Der Erfolg mag sicher an dem Kassenmagneten Aamir Khan liegen, aber auch an der ungewöhnlichen Geschichte. Anders als in den meisten Bollywood-Filmen steht hier keine Liebesgeschichte im Vordergrund. Doch was wirklich hervorsticht, ist der mutige Fokus auf Religionen, denn dies war bisher in der indischen Filmindustrie eine Seltenheit. Viele Filmemacher trauen sich nicht, ein solch sensibles Thema anzusprechen, denn immer wenn Religion im Spiel ist, kommt es zu Ausschreitungen. Dieser Kinofilm wurde davon ebenfalls nicht verschont. So zerstörten Hindus einige Kinos, die den Film abspielten. Dies tat dem Erfolg jedoch keinen Abbruch und jegliche Aufforderungen von Zensur und Verbannung des Films wurden abgelehnt. Aamir Khan und Anushka Sharma geben auf der Leinwand ein harmonisches und glaubhaftes Duo ab. Die Besetzung erweist sich damit eindeutig als Glücksgriff. Etwas ungewöhnlich und zu erwähnen ist die Frisur von Anushka, denn mit modernem Kurzhaar bildet sie das Gegenteil der typischen Bollywood-Schönheiten, die in vielen Titeln anzutreffen sind. Letztendlich fällt das Werk erfrischend anders aus, ohne zu sehr nach Hollywood abzudriften. Es ist doch durch und durch stark mit Indien verwurzelt. Neben den Comedy-Einlagen können die Schauspieler in emotionalen Szenen überzeugen, die besonders im späteren Verlauf die Zuschauer erwarten. Damit lässt es sich einfacher mit den Hauptfiguren mitfühlen.
Manchmal ist weniger mehr
Von Produktion zu Produktion unterscheidet sich die Anzahl an Songs, die in einem Film verwendet wird. Bei PK – Andere Sterne, Andere Sitten wurde auf weniger gesetzt, obwohl in Bollywood durchaus mehr üblich sein kann. Zu den romantischsten Liedern gehört “Chaar Kadam“, das durch einige Orte in Brügge (Belgien) führt. Ein echter Feel-Good-Song und dabei der einzige im Film, in dem die Schauspieler Sushant Singh Rajput und Anushka Sharma zusammen zu sehen sind. Fans des Schauspielers werden wehmütig werden, da dieser im Juni 2020 Selbstmord beging und keine weiteren Filme mehr mit ihm folgen werden. Ein lustiges Duett zwischen Aamir Khan und Anushka Sharma lässt sich mit dem Gesangsstück „Love is a Waste of Time“ vorfinden. Dieses wird den Zuschauern am ehesten in Erinnerung bleiben. Doch auch das emotionale Lied “Bhagwan Hai Kahan Re Tu“ zählt zu den Highlights des Films. Dort versucht sich der Außerirdische an den verschiedenen Religionen der Menschen, um herauszufinden, welcher er selbst angehört.
Fazit
Es mag wenig überraschen, wenn Aamir Khan auch als Außerirdischer PK das Publikum überzeugen kann. Zumal er einfach alles spielen kann, denn man kauft ihm seine Rolle voll und ganz ab. Trotz der großzügigen Spielfilmlänge wird PK – Andere Sterne, Andere Sitten nicht langweilig. Es macht schlichtweg Spaß, dabei zuzusehen, wie der Außerirdische mit verschiedenen Tricks auf der Erde sein Überleben sichert und mit den Menschen zurechtkommt. Doch trotz aller Comedy kann der Film zum Nachdenken anregen, was aufgrund der Thematik gut funktioniert. Ansonsten war die Rollenwahl von Aamir Khan schon immer bemerkenswert. Einer der Schauspieler, bei denen man einfach merkt, dass er sich nicht mehr für jeden Trash hergibt. Allein wenn ich an seine großartigen Darstellungen in Fanaa als Terrorist oder als Unabhängigkeitskämpfer Mangal Pandey in The Rising – Aufstand der Helden zurückdenke, dann wird mir bewusst, wie wichtig er als Darsteller für die indischen Kinoleinwände ist. So braucht er sich schon lange nicht mehr hinter Shah Rukh Khan zu verstecken und zählt zu den größten Namen in der indischen Filmgeschichte.
© Rapid Eye Movies