Project Wolf Hunting

Wenn ein Film durch die FSK-Prüfung rasselt, bedeutet das im Internet-Zeitalter meist schon viel Promotion im Vorfeld. Insbesondere dann, wenn er nach mehreren Versuchen irgendwie trotzdem noch ins Kino kommt. Nach The Sadness im Jahr 2022 ist Project Wolf Hunting von Hongsun Kim (The Chase) ein Jahr später der nächste Kandidat aus Asien, der sich primär durch seinen hohen Gewaltgrad auszeichnet. Ein Blutbad mit bestialisch hohem Bodycount und dem Vorwärtsdrang, seine Gewalteskapaden regelrecht zu zelebrieren. Ihre Premiere feierte die südkoreanische Produktion im September 2022 beim TIFF (Toronto International Film Festival) und ging danach auf weltweite Festival-Tour, die ihn im Frühjahr 2023 auch nach Deutschland zu den Fantasy Filmfest White Nights führte. Am 5. Mai 2023 erschien der Film im Handel.

   

Manilas gefährlichste Kriminelle sollen innerhalb der Geheimoperation “Project Wolf Hunting” nach Südkorea ausgeliefert werden. Ein erster Versuch eines Gefangenenaustausch scheiterte und sorgte für zivile Opfer auf einem Flughafen. Damit sich eine solche Tragödie nicht wiederholt, soll der Transport dieses Mal mit einem Frachtschiff geschehen. Ingesamt 20 Sicherheitsspezialkräfte sowie ärztliches Personal sind mit an Bord zur Bewachung der 47 Gefangenen. Von Geheimhaltung ist allerdings keine Spur und so landet die Mission direkt in den Nachrichten. Außerdem funkt die koreanische Mafia dazwischen, welche Saboteure und Waffen eingeschleust hat. Binnen Minuten entbrennt ein blutiger Kampf auf Leben und Tod. Aber eine weit größere Gefahr, welche die Regierung im Geheimen mittransportiert, lauert unter Deck.

Schwimmende Hölle

Originaltitel Project Wolf Hunting
Jahr 2022
Land Südkorea
Genre Action, Horror, Thriller
Regie Kim Hong-sun
Cast Park Jong-du: Seo In-guk
Lee Do-it: Jang Dong-yoon
Lee Seok-woo: Park Ho-san
Lee Da-yeon: Jung So-min
Ko Gun-bae: Ko Chang-seok
Choi Myung-Ju: Jang Young-nam
Laufzeit 122 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 5. Mai 2023

Es dauert nicht einmal zwei Minuten und schon steht Project Wolf Hunting für das ein, was es versprocht: eine plakative Schlachtplatte, die sich alles andere als zimperlich gibt. Das ist auch nur ein Vorgeschmack, denn zunächst einmal wollen die Fronten geklärt werden. Wir lernen die Cops auf der einen und die Gangster auf der anderen Seite kennen. Besonders auffällig ist dabei der selbstgefällige Park Jang-du (Sänger Seo In-guk), der derart arrogant auftritt, dass sein Ego im Grunde nur auf einem eigenen Frachter Platz hätte. Daneben werden weitere Killer eingeführt, wie etwa der schweigsame Lee Do-il (Dong-Yoon Jang, Die Geschichte von Nokdu), der als besonders gefährlich gilt. Wirklich von Belang ist das nicht, echte Persönlichkeiten sind nicht mit an Bord und die überkandidelten Charaktere stellen vornehmlich Opfermenge dar. Damit alles in einer selbsterfüllenden Prophezeihung endet, werden natürlich auch gefährliche Waffen mit verschifft. Aber egal, wer alles eingeführt wird: Am Ende interessieren Charaktere und Handlung nur am Rande. Wenig überraschend ist die Gewalt der Star in der Manege. Obwohl genügend Schusswaffen vorhanden sind, liegt besonderes Augenmerk auf den bluthaltigen Nahkampfszenen.

Kaltschnäuziger Exzess

Man unterstellt es einem Film nur ungerne, in dem Fall trifft das aber selbstbewusst zu: Project Wolf Hunting definiert sich beinahe allein über seinen Gewaltpegel. Da werden Ohren abgebissen, Kehlen mit bloßer Hand herausgerissen und Schädel geborsten. Je extremer, desto markanter. Während der Score eine hämmernde Geräuschkulisse bildet, brechen passend dazu Knochen und Köpfe werden wie fauliges Obst zerdrückt. Das Sounddesign ist so intensiv wie überzeichnet, aber für einen derart abgefahrenen Film ziemlich passend. Solange das Gemetzel kreativ ist, läuft alles wie eine gut geschmierte Maschine. Das funktioniert etwa 80 Minuten lang. Im letzten Drittel gehen allerdings allmählich die Ideen aus und obendrein ist die Handlung damit beschäftigt, auch schon ein mögliches Sequel vorzubereiten. Damit das klappen kann, scheint irgendjemand auf die Idee gekommen zu sein, die Figuren mittels Flashbacks eben noch einmal ausbauen zu wollen. Doch dafür ist es längst zu spät. Auf inhaltlicher Ebene gibt es wenig zu erzählen und der größte Twist erfüllt einen Selbstzweck: Mit einem Passagier (Choi Gwi-hwa, The Outlaws), der als Verschnitt aus Terminator und Predator durchgeht, befindet sich eine weitere Single-Partei an Bord, die darauf programmiert ist, jeden Organismus auszulöschen. Am Ende fährt der Frachter in den Zielhaften “Dienst nach Vorschrift” und übererfüllt seine Gewalt-Prämisse, über echte Basis-Ansprüche geht es aber nicht hinaus.

Fazit

Project Wolf Hunting ist eine Bestie von Film. Er verzichtet auf sexualisierte Gewalt und Folter, drückt aber bei allem anderen auf die Tube, so dass das Gezeigte irgendwann an die Grenzen des Gematsches und des Geschmacks stößt. Bis in die Haarspitzen ist hier alles mit Blut eingesaut. Der Unterhaltungswert liegt klar mehr auf der Absurdität der Darstellung als auf allem anderen. Ungewöhnlich ist in dem Zusammenhang allerdings der Verzicht auf ironische oder sarkastische Spitzen, denn tonal nimmt sich der Film ziemlich ernst. Das unterstützt den Schockwert bisweilen, aber irgendwann gewöhnt man sich schließlich daran. Ohne das verkorkste Finale wäre mehr drin gewesen.

© Capelight Pictures


Veröffentlichung: 5. Mai 2023

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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