Puppet Master – Das tödlichste Reich
Ende der 80er starteten gleich zwei Horror-Reihen mit Killer-Puppen im Fokus: Chucky – Die Mörderpuppe und Charles Bands Puppet Master. Während die Chucky-Reihe ihre besten Zeiten in den 90ern feierte, wurde die 1989 erstmals von David Schmoeller inszenierte Puppet Master-Reihe regelmäßig mit neuen Teilen bedacht, die schließlich nur noch von hartgesottenen Fans der Reihe wahrgenommen wurden. Zum 30. Jubiläum erschien 2019 dann der mittlerweile zwölfte Ableger des Splatter-Trash unter der Regie von Sonny Laguna und Tommy Wiklung (We Are Monsters). Da die Reihe ohnehin nie großen Wert auf Kontinuität setzte, stellt Puppet Master: Das tödlichste Reich direkt mal einen Reboot dar. Der Name spricht für sich: Inhaltlich bleibt sich die Reihe ihrer Geschichte um den von Nationalsozialisten verfolgten Puppenhersteller André Toulon treu.
Bei Edgar (Thomas Lennon, Odd Couple) will nichts so richtig klappen: Seine Karriere als Comic-Zeichner kommt nicht in Schwung, die Arbeit in einem kleinen Buchladen ist wenig erfüllend und privat steht ihm die Scheidung bevor. Mit dem Umzug zurück zu seinen Eltern soll erst einmal eine Phase der Regeneration beginnen. Im Zimmer seines verstorbenen Bruders findet Edgar dann eine alte Puppe, hinter welcher er das große Geld wittert. Denn er geht davon aus, dass die Puppe von André Toulon (Udo Kier, Dracula 3000) stammt. Die Recherche im Internet führt ihn zu einer bevorstehenden André Toulon-Convention. Zusammen mit seiner neuen Freundin Ashley (Jenny Pellicer) und Kumpel Markowitz (Nelson Franklin) besucht er die Veranstaltung, wo plötzlich nach kurzer Zeit einige der Puppen verschwinden. Und auf einmal stapeln sich Leichenberge …
Wenn schon politisch inkorrekt, dann so richtig
Originaltitel | Puppet Master – The Littlest Reich |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Horror, Splatter |
Regisseur | Sonny Laguna, Tommy Wiklund |
Cast | Edgar Easton: Thomas Lennon Ashley Summers: Jenny Pellicer Markowitz: Nelson Franklin Carol Doreski: Barbara Crampton André Toulon: Udo Kier Detective Brown: Michael Pare |
Laufzeit | 90 Minuten |
FSK |
Für das Reboot der Reihe wurde ein nicht nebensächlicher Aspekt umgekrempelt: André Toulon ist nicht länger Opfer der Nazis, sondern nun selbst ein Handlanger seiner einstigen Verfolger. Demzufolge sind auch die Puppen fiese Nazi-Bastarde und haben die Seite gewechselt. Das alleine ist Anlass genug, um unmoralisch aus dem Vollen zu schöpfen: Die Puppenriege um Blade vergeht sich vornehmlich an Lesben, Schwulen, Schwarzen und Juden. Randgruppen-Bashing vom Feinsten, um die neue Nazi-Marschrichtung ohne zu zögern durchzuziehen. Es dauert nicht lange und die Schlagzahl schießt in ungeahnte Höhen.
Die Grenzen des guten Geschmacks verabschiedet
Drehbuchautor Greg S. Zahler (Bone Tomahawk, Brawl in Cell Block 99) ist bekannt für seine hohe Kreativität, wenn es darum geht, seine Figuren durch knochenbrechenden Einfälle zu jagen. In Puppet Master: Das tödlichste Reich, das keinen Funken auf realistische Darstellung setzt, darf er umso stärker zuschlagen. Aufgeschnittene Kehlen sind dabei noch das Harmloseste.
Ultra-Trash als Fanservice
Worin Puppet Master: Das tödlichste Reich überzeugt, ist das Casting. Mussten die letzten Teile noch mit einem überwiegend unbekannten Cast auskommen, tummeln sich einige illustre Namen auf der Liste der Teilnehmer. Udo Kier, Thomas Lennon, Barbara Crampton, Michael Paré und Nelson Franklin, so manches B-Movie-Sternchen hat den Weg in den Film gefunden. Das gehört eben dazu: Die Nähe zu den Fans, die mit diesen Stars aufgewachsen sind und mehr Freude daran haben, bekannte Gesichter auf der Leinwand zu erleben. Ebenso verhält es sich auch mit der Storyline, die gänzlich auf Spannung verzichtet, sondern ausschließlich die bescheuert-blutigen Amokläufe auskostet. Da ist kaum noch erwähnenswert, dass es genügend nackte Haut zu sehen gibt, keine einzige niedrighängenden Frucht wird ignoriert.
Fazit
Man muss die Reihe nicht kennen, um den zwölften Teil zu verstehen. Puppet Master: Das tödlichste Reich öffnet sich einem weiten Publikum um Blade und Co. zu einem besonderen Schnetzel-Event so richtig ausholen zu lassen. Kenner der Reihe werden den ersten Film ziemlich durch den Fleischwolf gedreht sehen, da sich die Abwandlungen merklich von den Ursprüngen entfernen. Die zahlreichen Anspielungen auf den Holocaust sind nicht jedermanns Geschmack, was auch das exzessive Ausholen gegen Minderheiten betrifft. Eine Zielgruppe, die auf den derben Humor und die deftigen Gewalteinlagen steht, wird aber in geselliger Runde mit viel Bier Spaß an dem Film haben.
© Pierrot Le Fou