Ride
Los Angeles bei Nacht. Eine malerische Kulisse, um einen intensiven Thriller zu erzählen. Das dachte sich auch Drehbuchautor und Regisseur Jeremy Ungar und schrieb für sein Langfilm-Debüt Ride gleich drei charismatische Figuren, die sich bislang noch nicht kannten, in die Geschichte. Dass eine davon nicht ganz richtig tickt, kann nur im Sinne des Zuschauers sein. Schließlich ist das die beste Grundlage für einen Psycho-Thriller. Was sich zumindest auf dem Papier vielversprechend liest, nimmt in Bewegtbild und Farbe einen ganz anderen Verlauf. Ride geht nämlich schon nach wenigen Metern der Sprit aus.
Nacht für Nacht hofft Uber-Chauffeur James (Jessie T. Usher, Independence Day: Wiederkehr ) auf ein gutes Trinkgeld und die entsprechende 5-Sterne-Bewertung. Das funktioniert im Gegenzug auch mit Fahrgästen, die ebenso Bewertungen sammeln. Darauf baut auch der gesprächsbedürftige Bruno (Will Brill, Girls Against Boys). Auf den ersten Blick ein angenehmer Fahrgast. Sympathisch, smart und kommunikativ. Außerdem verspricht er ein gutes Trinkgeld und so kommt es, dass James die attraktive Jessica (Bella Thorne, The Babysitter) ins Auto holt. Doch plötzlich zückt Bruno eine Waffe – und entpuppt sich als Soziopath…
Jetzt sind die drei also im Auto. Und nun?
Originaltitel | Ride |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Thriller |
Regisseur | Jeremy Ungar |
Cast | Bruno: Will Brill James: Jessie T. Usher Jessie: Bella Thorne |
Laufzeit | 81 Minuten |
Filme wie Hitcher, der Highway-Killer oder Collateral sind beispielhaft dafür, wie risikobehaftet die Mitnahme Fremder ist. Das simple Konzept auf engstem Raum erfordert starke Figuren. Die sind durch James, Bruno und Jessica ohne Zweifel gegeben. Aber was stellt man nun mit ihnen an? Ungar hat dafür eine Handvoll Ideen und sammelt zuvor noch ein paar obligatorische, schön abgefilmte Momente ein. Wie etwa einen Tanz vor einem Brunnen, der vor der nächtlichen Kulisse schick anzusehen ist, am Ende aber nur Mittel zum Zweck bleibt. Denn ideentechnisch herrscht hier tote Hose. Dabei ist es nicht so, dass Ride völlig langweilig sei. Trotz des Leerlaufs ist Unterhaltung vorhanden, aber die Ursache liegt woanders.
Fuß auf der Bremse bei angezogener Handbremse
So richtig traut sich Ride auch einfach nichts. Bruno fackelt lange und macht viele Ankündigungen, doch letztlich trifft davon nur wenig ein. Psycho-Terror soll hier entstehen. Das gelingt ansatzweise durch seine reservierte Art, sodass James und Jessica direkt Folge leisten. Doch selbst der beiläufig eingeworfene Fakt, dass Bruno gesucht wird, versetzt niemanden in Aufregung und so tuckert die Handlung hinter der Uber-Fahrt her. Die Luft ist bereits frühzeitig raus, denn zunächst wird James von Bruno regelrecht zugequasselt. Die fortwährende Dialoglastigkeit sorgt für eine Erwartungshaltung, dass demnächst auch etwas passieren wird. Darauf wartet man dann lange und sobald die erste Szene mit ein wenig Action frohlockt, wird man feststellen, dass es sich hierbei um das Finale handelt. Das Finale, welches
Ride verlässt sich viel zu sehr auf seine optischen Reize. Dazu gehört neben den Lichtern des nächtlichen Los Angeles auch Bella Thorne, die immer vorteilhaft in Szene gesetzt wird. Für ein richtiges Psycho-Duell sind die Bedingungen beider Parteien zu unausgeglichen und schließlich fehlt es auch an Kampfgeist seitens Regie, aus der Handlung mehr herauszuholen. Dieser Trip ist leicht verdaulich und schnell vergessen.
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