Sechzehn Stunden Ewigkeit

Zeitschleifen? Immer wieder gerne. Seit Und täglich grüßt das Murmeltier das Szenario etabliert hat, wird es regelmäßig in Serien oder für Kinofilme aufgegriffen und zunehmend mit anderen Genres kombiniert (etwa als Slasher-Horror in der Happy Deathday-Reihe). Auf den ersten Blick scheint Ian Samuels (Sierra Burgess Is a Loser) in Sechzehn Stunden Ewigkeit die Zeitschleife nun mit der Young Adult-Romanze zu kombinieren. Etwaige melodramatische Gefühle zwischen den jungen Protagonisten Mark und Margaret spielen jedoch gar nicht mal eine so große Rolle in diesem vor Leichtigkeit sprühenden Wohlfühl-Film, der seit Februar 2021 auf Amazon Prime Video abrufbar ist.

 

Selbst wenn man es im Vorfeld nicht mitgekriegt haben sollte, wird es in den ersten Film-Szenen schnell klar: Mark steckt in einem Time-Loop und das schon länger. Er kennt nicht nur die ersten Geschehnisse am Frühstückstisch, sondern seinen ganzen Tag schon in- und auswendig. Er weiß, was Leute sagen werden, was und wann etwas passieren wird und sein Timing beim Gang durch die Stadt stimmt einfach viel zu gut, als dass es ein Zufall sein könnte. Rat für seine sonderbare Situation sucht er sich dabei immer wieder bei seinem Freund Henry, mit dem man – da der klassische Bill Murray-Film oder Edge of Tomorrow ja bekannt sind – die Implikation unendlicher Resets besonders beim Gaming gut besprechen kann: Ewigkeit, Isolation, Konsequenzfreiheit, Langeweile. Doch dann passiert tatsächlich etwas, das Mark schon länger nicht mehr erlebt hat: Etwas Unerwartetes. In Marks täglichen Ritual ein Mädchen an einem Pool anzusprechen, um es zu einem Date zu bewegen, ist überraschend ein anderes Mädchen mit dem Namen Margaret dazwischen gelaufen und hat die altbekannten Ereignisse verändert. Nachdem er sie ausfindig gemacht hat, gibt es natürlich nur eine Frage: Ob sie denn auch in letzter Zeit zufällig eine temporale Anomalie erlebe. Die Antwort: Ja.

Auf immer und ewig?

Originaltitel The Map of Tiny Perfect Things
Jahr 2021
Land USA
Genre Romanze, Komödie
Regie Ian Samuels
Cast Mark: Kyle Allen
Margaret: Kathryn Newton
Henry: Jermaine Harris
Daniel: Josh Hamilton
Emma: Cleo Fraser
Mr. Pepper: Al Madrigal
Greta: Jorja Fox
Laufzeit 99 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 12. Februar 2021

Trotz der Tatsache, dass nur sie beide diese überaus sonderbare Situation bewusst erleben, zeigt Margaret jedoch nicht sonderlich viel Interesse an Mark oder überhaupt daran, aus ihrem zeitlichen Gefängnis auszubrechen. Im Gegensatz zu Mark, der immer wieder neue Möglichkeiten ausprobiert, sich seinen einen Tag unterhaltsam zu gestalten, scheint Margaret auch nicht wirklich viel mit der Ewigkeit anzufangen, außer ab und zu nach einem verlorengegangenen Hund zu suchen oder sich selbst das Autofahren beizubringen. Erst als beide anfangen, sich gegenseitig kuriose Momente zu zeigen, die besonders schön oder perfekt sind, und beschließen diese Momente zu suchen und zu sammeln, fangen sie an, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Es dauert dann natürlich auch nicht mehr lange, bis Mark merkt, dass er sich in sie verliebt. Seine Bemühungen, Margaret romantisch zu bezirzen, scheinen zunächst zu fruchten, doch gleichwohl geraten sie bald auch aneinander, da Margaret am Abend immer einen geheimnisvollen Termin hat, den sie trotz aller Wiederholungen auf keinen Fall auslassen will und Mark, zunehmend frustriert mit dem zukunftslosen Loop, darauf drängt, dass sie einen Weg dort heraus finden.

Zeitschleifenschema mal nicht wiederholt

Sechzehn Stunden Ewigkeit macht einiges anders als andere Time-Loop-Titel. Sowohl der erste Ursprungstag wie auch die daran üblicherweise anschließende Dreh-ich-durch-oder-nicht-Phase werden übersprungen, um gleich in der Ich-hab-Spaß-an-der-Situation-Phase einzusteigen. Ein nicht komplett neuer Kniff ist dabei, den Loop mit einer anderen Person zu teilen (zuletzt etwa in der Serie Matrjoschka). Die sich anbahnende Romanze zwischen Mark und Margaret kommt dabei glücklicherweise mit einem Minimum des üblichen Dahinschmelz-Montage-Pathos und anschließenden Weltuntergangsherzschmerz aus, wie auch sonst die hiesige Zeitschleife den üblichen existenziellen oder Zeitkontinuum-gefährdenden Einsatz ablegt. Die Liebesgeschichte tritt sogar zugunsten anderer zwischenmenschlicher Themen und Überlegungen zurück, wie man das Miteinander und Leben angeht. Dies alles trägt zu einer spürbaren Leichtigkeit des Films bei. Zwar stellt sich besonders Margarets Grund, den Loop nicht verlassen zu wollen, als recht ernst heraus, doch behält der Film dabei immer einen positiven und hoffnungsvollen Grundton mit Witz und Charme, was ihn zu einem wundervollen Wohlfühlfilm macht.

Wie eine junge Mischung aus Chris Pine und Chris Hemsworth

Mit Kyle Allan (The Path) wurde ein hervorragender Hauptdarsteller gefunden, der einen als Mark sympathisch in das Szenario des Films einführt und immer wieder komisch unterhaltende Momente gelungen ausspielt. Hauptdarstellerin Kathryn Newton (Pokémon Meisterdetektiv Pikachu) gibt sich in der Rolle von Margaret dagegen zunächst eher unnahbar und etwas geheimnisvoll, um im letzten Viertel des Films die Protagonistenrolle von Mark zu übernehmen und mit dem richtigen Feingefühl etwas tragischere Schwerpunkte zu setzen. Die beiden sehr gut harmonierenden Darsteller stehen mit ihren Figuren natürlich im Mittelpunkt der Handlung, sodass andere, wie etwa Marks Vater Daniel und Schwester Emma, nur Randerscheinungen bleiben. Selbst Kurzauftritte sind jedoch interessant besetzt, etwa mit Comedian Al Madrigal (The Daily Show) als Marks über temporale Anomalien ausgefragter Mathelehrer oder mit CSI: Las Vegas-Star Jorja Fox als Margarets Mutter Greta. Filmisch schön anzusehen sind zudem lang gehaltene Szenen und Aufnahmen ohne Schnitt, bei denen man Mark und Margaret durch die Stadt begleitet, wie sie sich wohlwissend durch die bekannte Wiederholungschoreographie der ahnungslosen Stadtbewohner bewegen.

Fazit

Sechzehn Stunden Ewigkeit kann mit einer wundervollen Leichtigkeit glänzen. Sowohl wie die Zeitschleife zustande kommt als auch was Mark und Margaret damit anstellen, ist eine unterhaltsame Kuriosität im kleinen Rahmen. Zwar ist der Film nicht so urkomisch wie Und täglich grüßt das Murmeltier oder hat einen so spektakulären Blockbuster-Überbau wie Edge of Tomorrow (und wird wohl auch nicht so gut in Erinnerung bleiben), aber Sechzehn Stunden bietet sympathische und makellose Unterhaltung. Er vereint etwas Humor, etwas Romantik und etwas Tragik, ohne dabei aus dem Wohlfühlbereich zu treten. Ein Film mit einem guten Fluss der Geschehnisse, der Zuschauer etwas glücklicher hinterlässt.

© Amazon Prime Video

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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