Slaxx
In Indien hat sich gentechnisch veränderte Wolle weitgehend durchgesetzt. Obwohl die Wissenschaft bezweifelt, dass die genmanipulierten Sorten tatsächlich die Produktionsmenge erhöhen, hält das Land krampfhaft daran fest. Denn der Bedarf an günstiger Mode ist weltweit hoch und unsere konsumorientierte Gesellschaft dürstet es nach immer volleren Schränken. Mit ihrer auf dem Fantasy Filmfest 2020 aufgeführten und am 24. März 2022 veröffentlichten Horrorkomödie Slaxx will Regisseurin Elza Kephart (Graveyard Alive: A Zombie Nurse in Love) ein Statement gegen unser verschwenderisches Verhalten und die ausbeutende Industrie setzen. Dazu erweckt sie Jeans zum Leben, die mordend in einer Filiale ein großes Unheil anzetteln. Ein ehrenwertes Motiv macht aber noch keinen gelungenen Film …
CCC nennt sich die trendige Modemarke, zu der junge Menschen aufschauen. Denn die Company hat sich Social Responsibility ganz groß auf die Fahne geschrieben und bietet umweltfreundliche Mode an. Getreu dem eigenen Slogan “Make a better tomorrow today!” Libby (Romane Denis, Slut in a Good Way) kann sich besonders gut mit dem nachhaltigen Unternehmen identifizieren und ist stolz darauf, neue Mitarbeiterin in einem Store zu sein. Nun steht eine Nachtschicht an, denn pünktlich mit dem nächsten Morgen wird die neue Super Shapers-Jeans ausgeliefert. Das erfordert hohe Geheimhaltung durch alle Mitarbeiter. Innerhalb des Stores wird sogar der Netzempfang abgedreht, damit auch keine Info zu früh rausgeht. Dass sich im Lager allerdings eine zum Leben erwachte Jeans befindet, die hohen Blutdurst besitzt – damit konnte nun wirklich niemand rechnen …
Ausbeutung, Nachhaltigkeit, Kapitalismuskritik
Originaltitel | Slaxx |
Jahr | 2020 |
Land | Kanada |
Genre | Horrorkomödie |
Regie | Elza Kephart |
Cast |
Libby: Romane Denis
Craig: Brett Donahue Shruti: Sehar Bhojani Lord: Kenny Wong Barb: Tianna Nori |
Laufzeit | 77 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 24. März 2022 |
In Sachen Motivation ist Kepharts Werk sicherlich löblich. Nur: Der Antrieb der Regisseurin alleine macht noch keinen ganzen Film. Am Ende muss das Resultat unterhalten. Denn wem nutzt eine gute Botschaft, wenn die Verpackung für den Empfänger wenig interessant ist und dadurch die Eindringlichkeit der Message nicht funktioniert? Slaxx beginnt mit Bildern von indischen Baumwoll-Plantagen, die zeigen, wie junge Frauen (oder besser gesagt: Mädchen) für ihr täglich Brot arbeiten. Danach springt die Handlung auch schon über zum Ort des Geschehens. Die Örtlichkeiten der Handlung lassen sich im Grunde auf drei Räumlichkeiten herunterbrechen: Die Filiale, die Büros und das Lager. Plus verbindende Gänge. Denn die Rolläden fahren herunter, es gibt schließlich ein Betriebsgeheimnis zu wahren, und somit wird die Gruppe der Angestellten (inklusive unsympathischer Chefs) von der Außenwelt abgeschnitten.
Dressed to Kill
Nach dem immerhin noch spannenden Auftakt verliert sich die Geschichte aber schnell in sich wiederholenden Schemen. Ein Mitarbeiter nach dem anderen wird heimlich von unserer Killer-Pants umgebracht. Wären die Kills immerhin sehenswert, doch bis auf zwei bis drei Ausnahmen schien dafür kein Budget zur Verfügung gestanden zu haben. Anders lässt sich nicht erklären, wieso die Kamera in jeder Einstellung, in der die wütende Hose loslegt, wieder wegschwankt und literweise Blut an die Wand geklatscht wird, um den Zuschauer*innen zu verdeutlichen, dass hier jemand auf kompromisslose Weise zerquetscht wurde. So wirklich kreativ wird es aber selten und die mit Abstand unsympathischste Figur der Handlung wird schlichtweg nur erdrosselt, hätte aber den bösesten aller Tode sterben dürfen. Da kein Weg nach draußen führt, bleibt den Figuren also nur weglaufen und verstecken, bis zum nächsten Opfer.
Auch in Sachen Humor herrscht tote Hose
Wirkliche Höchstform nehmen die humoristischen Anflüge selten an. Auch hier wird überdeutlich, dass hinter den meisten Spitzen ein moralischer Zeigefinger steckt. Kritik an der oberflächlichen Gesellschaft, die sich nicht um die Produktionsbedingungen schert. Kritik an Influencern, die für Fame und Reichweite ihre Seele verkaufen. Kritik an der Industrie, die Influencer als Markenbotschafter einsetzt und nach deren Pfeife tanzt. Und Kritik an unserer Denkweise, Menschen aus einem bestimmten Land mit landestypischen Klischees in Verbindung bringen zu müssen. Dahinter steckt viel Wahres. Nur: Slaxx will eine Splatterkomödie sein, wird aber einfach nicht so recht locker, wie beispielsweise die Hose in einer Szene das Tanz… äh Hosenbein schwingt. Gelobt werden muss an der Stelle aber immerhin die Mühe, eine Hose in so in Szene zu setzen, dass deren Eigenständigkeit auch funktioniert. Auf die Idee muss man schließlich auch erst einmal kommen!
Fazit
Das Wortspiel bietet sich für diesen Film nahezu an: Tote Hose. Slaxx entpuppt sich als missglückte Splatter-Komödie, bei der alles halbwegs Interessante im Off stattfindet. So trashig das Konzept auch klingt, so wenig Trash bietet das Resultat. Der Film ist selten wirklich böse, der hohe Bluteinsatz bringt ohne die dazugehörige Darstellung der Kills wenig und auch der Humor ist längst nicht so nachhaltig wie die Botschaft hinter der Produktion. Weniger Holzhammer-Vorgehen und mehr Gespür für Figuren, Handlung und Dosierung von Botschaften hätten hieraus mindestens einen mittelmäßigen Streifen machen können. Somit verpufft der Unterhaltungswert nach einmaligem Sehen vollständig.
Veröffentlichung: 24. März 2020