The Cellar – Verlorene Seelen
Es ist gar nicht einfach, einen Film einzuleiten, der auf den ersten Blick aussieht wie jeder andere Film auch. Darin liegt auch die Krux im Haunted House-Horror: Knarzende Dielen, zuschlagende Türen, ominöses Poltern und Klopfen, die Treppen hinunterspringende Bälle, Murmeln und Flummis. Wie möchte man einem Genre, das derart ausgedient hat, noch eine neue Note hinzufügen? Brendan Muldowneys (Gottes Wege sind blutig) Film The Cellar trägt obendrein noch einen derart generischen Namen, dass die irische Produktion dazu berufen scheint, auf dem Wühltisch zu enden und damit in der Masse an hunderten ähnlich aufgezogenen oder benannten Konkurrenten in der Gunst des Publikums unterzugehen. Aber es gibt interessante inhaltliche Gründe für die Aufnahme ins Programm der Fantasy Filmfest Nights 2022.
Das Ehepaar Woods ist mit seinen beiden Kindern in ein neues Anwesen auf dem Land gezogen. Teenagerin Ellie (Abby Fitz) passt es aber gar nicht, dass ihre Eltern direkt am ersten Abend zu einem Business-Meeting fahren müssen. Beim Beaufsichtigen ihres Bruders Steven stellt sie fest, dass seltsame Geräusche aus dem Keller kommen. Ellie ruft ihre Mutter Keira (Elisha Cuthbert, The Girl Next Door) an, welche sie am Ohr in den Keller begleitet. Doch dann ist die Verbindung weg – und Ellie spurlos verschwunden. Bei der Suche nach dem Verbleib ihrer Tochter stößt Keira auf merkwürdige Hinweise …
Keine Glanzmomente im Cast
Originaltitel | The Cellar |
Jahr | 2022 |
Land | Irland |
Genre | Horror |
Regie | Brendan Muldowney |
Cast | Keira Woods: Elisha Cuthbert Brian Woods: Eoin Macken Ellie Woods: Abby Fitz Steven Woods: Dylan Fitzmaurice Brady |
Laufzeit | 90 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 29. September 2022 |
The Cellar steht exemplarisch für eine Vielzahl von Independent-Filmen, die durch Fördergelder finanziert werden und im Grunde wenig Aufregendes anbieten, bei der Vermarktung dann allerdings doch noch Aufmerksamkeit erlangen, da ein großer Name auf der Cast-Liste auftaucht. In dem Fall ist es Elisha Cuthbert, welche in den frühen 2000ern ihren Durchbruch in der Serie 24 feierte und in einigen Filmproduktionen wie House of Wax oder The Girl Next Door mitwirkte, ehe sie wieder in den Serienbereich zurückkehrte und vor allem in der Netflix-Sitcom The Ranch über Jahre präsent war. Ihr Name dient als großes Aushängeschild und es ist im ersten Moment durchaus befremdlich, sie in einer Doppelrolle als Mutter und Businessfrau zu erleben, wenn die letzte Begegnung mit ihr einige Jahre her ist. Diese Aufgabe erfüllt sie passabel, ist allerdings auch die einzige im Cast, die in Einzelszenen Präsenz aufweisen kann. Vor allem das Zusammenspiel mit Eoin Macken (Till Death – Bis dass dein Tod uns scheidet) als Ehemann Brian bietet wenig Glaubwürdigkeit und die beiden Filmkinder Abby Fitz und Dylan Fitzmaurice Brady überzeugen ebenfalls nicht. Besonders bei letzterem entsteht häufiger der Eindruck, als würde er seinen Text ablesen.
Mathematik macht die Abwechslung
Regisseur Muldowney weiß sehr wohl, dass der von ihm geschriebene Film durch und durch generischer Natur ist, doch es scheint, als hätte er eine zündende Idee gehabt, um die es herumzubauen galt. Er ist stärker daran interessiert, seine Idee in eine Form zu gießen, als sich mit seinen Figuren zu befassen. Es wirft Fragen auf, wenn die Tochter verschwindet, sich die Familie einen Tag später aber wieder im Alltag befindet. Das kostet gleichermaßen Glaubwürdigkeitspunkte und Dramatik. Immer wieder erwecken die Charaktere den Eindruck, als wären sie gedanklich nur in einer einzelnen Situation unterwegs. Nicht, dass ein Film wie dieser eine ausufernde Charakterisierung benötigt. Doch was Keira und Brian angeht, wird nicht einmal das Mindestmaß erfüllt und ihre Figuren sind entweder im Eltern- oder im Arbeitsmodus und spulen dort Sätze ab, die man in der jeweiligen Situation erwarten würde. Nur eben nicht mehr. Muldowney setzt andere Prioritäten: Er will nicht einfach eine Gruselmär erzählen, sondern die Auflösung hinter einem Puzzle verstecken. Mittels Zeichen und Formeln gilt es, den Weg zu Ellie zu finden. Ein etwas verkopfter Ansatz, der stellenweise allerdings durchaus funktioniert, weil die dahinterliegende Mechanik noch nicht zu häufig bedient wurde. Und auch in der zweiten Hälfte befindet sich der eine oder andere Überraschungsmoment, den man nicht unbedingt kommen sieht. Ansätze gelungener Gruselmomente sind immer zu erkennen, nur bleibt es eben bei jenen Ansätzen.
Fazit
The Cellar ist ein Film, der gerne etwas Neues ausprobieren möchte und stellenweise damit auch gut fährt. Der Ansatz, mit einem mathematisches Puzzle für frischen Wind zu sorgen, ist in der Tat lobenswert und sorgt immerhin für ein paar inhaltliche Highlights, wenn es schon Cast und Drehbuch nicht können. Damit hebt sich die irische Produktion aus der wirklich breiten Masse an Haunted House-Titeln minimal hervor, ist darüber hinaus aber noch immer zu unspektakulär, um ein wirklich guter oder gar überzeugender Film zu sein. Somit bleibt es bei der Außenwirkung, als sei hierbei das Ziel gewesen, einen Einfall in eine Form zu gießen und das Drumherum eher lästiges Beiwerk.
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Veröffentlichung: 29. September 2022