The Cured – Infiziert. Geheilt.Verstoßen.

Der Langzeittrend Zombies will einfach nicht abreißen. So ist es kein Wunder, dass immer mehr Regisseure um das eigentliche Spektakel herumerzählen wie etwa in Hungrig oder auch mal comedylastigere Formate wie Santa Clarita Diet entstehen. In The Cured – Infiziert. Geheilt. Verstoßen. widmet sich der irische Regisseur David Freyne der Frage, wie es eigentlich ist, wenn ehemals Infizierte geheilt werden und wie die Gesellschaft auf die einstigen Zombies reagiert. Für seinen Debütfilm konnte er mit Ellen Page (Juno) eine hochkarätige Hauptdarstellerin finden. Dennoch kränkelt der Film…

  

Über Jahre hinweg hat das Maze Virus in Europa gewütet. Besonders schlimm hat es dabei Irland getroffen. Doch die Seuche ist unter Kontrolle dank eines wirkenden Heilmittels. Die Gesellschaft wird auf eine Probe gestellt: Wie verhält man sich gegenüber einem Geheilten, der einen kürzlich noch im Blutrausch umbringen wollte? Wie weit darf Schuld angerechnet werden, wenn der eigene Wille von niederen Instinkten geleitet wird? Die junge Witwe Abbie (Ellen Page) wählt den Weg der Versöhnung und holt ihren geheilten Schwager zu sich. Derweil werden Proteste laut: Nur bei 75% aller ehemals Infizierten schlägt das Wundermittel an, die verbleibenden 25% sollen mittels eines Euthanasie-Programms entsorgt werden – so die Forderungen. Doch auch die Geheilten leiden noch immer unter ihrer einstigen Zombifizierung und besitzen Erinnerungen daran…

Geschichtsträchtige Parallelen

Originaltitel The Cured
Jahr 2018
Land Irland
Genre Drama, Horror
Regisseur David Freyne
Cast Abbie: Ellen Page
Senan: Sam Keeley
Conor: Tom Vaughan-Lawlor
Cantor: Stuart Graham
Laufzeit 95 Minuten
FSK

Vieles aus dem Plot der Geschichte erinnert an politische und gesellschaftliche Diskussionen der letzten Jahre. Die Thematiken der Aus- und Abgrenzung sowie Integration wecken Erinnerungen an Flüchtlingsdebatten und wirken daher realitätsnah. Auch die Geschichte Irlands wird auf eine ähnliche Weise aufgegriffen: Ein Terrorismus-Plot erinnert an die Vergangenheit der paramilitärischen Gruppe IRA. Allerdings ist der Plot nur schemenhaft an- und ausgelegt. Die Geschichte des Rebellenanführers Conor (Tom Vaughan-Lawlor, Ebony Maw in Avengers: Infinity War) fällt flach aus und auch Abbies Geschichte, die zunächst emotional ausgerichtet ist, verpufft im letzten Drittel, um die Weichen für das Finale zu stellen.

Gesellschaftsdrama oder Aufhänger für Action?

Trotz des originellen Plots will David Freyne allerdings auch das klassische Zombie-Segment bedienen. Das bedeutet, dass vor allem das letzte Drittel mit klassischer Zombie-Action aufwartet. Dass hierbei originelle Ansätze verloren gehen, liegt leider auf der Hand, denn ursprünglich geht es um eine gesellschaftliche Fehde, welche schließlich im Blutrausch verkommt. Auch Ellen Page kann hieran nicht mehr viel retten: Ihre Rolle lässt ihr nur wenige Möglichkeiten, aus sich herauszukommen und Abbie bleibt die meiste Zeit über konturlos. Somit stellt sich letztlich die Frage, ob The Cured wirklich als Drama funktionieren möchte oder dieses lediglich als Vorwand nutzt, um eine typische Zombiehatz mit etwas mehr Substanz aufzuladen. Je nach Wohlwollen des Betrachters funktionieren beide Möglichkeiten, doch ein stimmungsvolles Gesamtbild ergibt sich in beiden Fällen nicht. Dafür fehlt es The Cured letzten Endes an Spannungsmomenten und einer glaubwürdigen Auflösung des Gesellschaftsplots.

The Cured bringt ein höchst interessantes Konzept mit, das sich gleich mehreren Fragestellungen widmet. Eine richtige Gesellschaftsstudie will allerdings nicht daraus werden. Der Film köchelt über weite Strecken auf kleiner Flamme und wirft immer wieder blutige Rückblicke ein, die wiederum im Anschluss von der gemächlichen Erzählweise ausgebremst werden. Hieraus will keine Spannung resultieren, sodass selbst eingefleischte Zombie-Fans, die gerne neue Facetten entdecken möchten, wenig aus diesem Film mitnehmen werden.

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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MadameMelli
Redakteur
20. Mai 2018 18:20

Bereits beim Lesen der Einleitung dachte ich mir: Da hat jemand von „In the Flesh“ geklaut – für mich die beste Zombieserie aller Zeiten. Auch da geht es darum, dass eine Regierung (Großbritannien) ein Heilmittel gefunden hat und die geheilten Zombies wieder in die Gesellschaft integriert werden sollen. Diese Serie bietet aber anscheinend sehr viel mehr Tiefgang, was es umso trauriger macht, dass sie nach der zweiten Staffel abgesetzt wurde, obwohl da die große Frage so richtig aufgeworfen wurde. Dabei habe ich in neun Folgen noch nie so sehr geweint, gelacht, mich um Figuren gesorgt und überhaupt mitgefühlt wie bei dieser Serie!