The Equalizer 3
Robert McCall ist wieder da! Der freundliche ältere Herr, dargestellt von Denzel Washington (Macbeth), der die Schurken stets ermahnt, vom Bösen abzulassen, bevor er mit ihnen den Boden aufwischt, schoß und prügelte sich bereits durch zwei Filme. Dann hatte der von der Vergangenheit gequälte Ex-Agent eigentlich seinen Frieden gefunden und konnte einem beschaulichen Lebensabend am Meer entgegensehen. Doch nun schickt Regisseur Antoine Fuqua (Emancipation) den ebenso liebenswerten wie schlagkräftigen Rentner in ein weiteres Abenteuer. Seit dem 31. August 2023 ist The Equalizer 3 – The Final Chapter in deutschen Kinos zu sehen.
Ein idyllisch gelegenes Weingut auf Sizilien. Als der Besitzer durch das Haus geht, findet er einen Toten nach dem anderen, bis er endlich auf einen älteren Afro-Amerikaner trifft, der zu dem Blutbad nur eins zu sagen hat: “Sie haben mich nicht hereingelassen.” Es ist Ex-CIA-Agent Robert McCall, der in den Kellern des Weinguts zu Recht jede Menge Drogen und Bargeld vermutet. Als er sich den Weg nach draußen freischießt, wird er verletzt und von einem diskreten Arzt im nahegelegenen Städtchen Altamonte gesundgepflegt. Während die CIA sich noch wundert, was da los ist und die junge Agentin Emma Collins (Dakota Fanning, Once Upon a Time in Hollywood) nach Sizilien entsendet, erholt sich McCall von seinen Verletzungen und freundet sich mit den Bewohnern des malerischen Bergstädtchens an. Doch er muss feststellen, dass die Idylle trügt. Die kleine Stadt ist fest in den Krallen der Camorra, all die freundlichen, warmherzigen Nachbarn werden tagtäglich erpresst und tyrannisiert. Da muss Robert McCall doch eingreifen …
Der Ruheständler und die Camorra
Originaltitel | The Equalizer 3 |
Jahr | 2023 |
Land | USA |
Genre | Action-Thriller |
Regie | Antoine Fuqua |
Cast | Robert McCall: Denzel Washington Emma Collins: Dakota Fanning Frank Conroy: David Denman Chiara Bonucci: Sonia Ben Ammar Gio Bonucci: Eugenio Mastrandrea Enzo Arisio: Remo Girone Aminah: Gaia Scodellaro Vincent Quaranta: Andrea Scarduzio Marco Quaranta: Andrea Dodero |
Laufzeit | 109 Minuten |
FSK | |
Kinostart: 31. August 2023 |
Denzel Washington geht mittlerweile stramm auf die 70 zu. Gut möglich, dass er darum die Equalizer-Reihe zu einem Ende bringen möchte. Merkt man das dem Film an? Nein. Stellt man sich je die Frage, ob ein Mann in den 60ern allein eine Horde schwerbewaffnete Schurken außer Gefecht setzen kann, dass das Blut spritzt und die Knochen splittern? Nein, diese Prämisse jenseits jeglicher Realität funktioniert einfach, weil die Figur Robert McCall funktioniert und die funktioniert vor allem dank Denzel Washington. Der Mann könnte noch Jahrzehnte lang so weiter machen. Seit zwei Filmen weiß man, wie eine Equalizer-Episode abzulaufen hat und noch ist das Muster nicht abgenudelt. Wieder wechseln sich “Einer gegen alle”-Kampfchoreographien mit langen Dialogszenen ab, in denen Denzel Washington zurückhaltend-wohlwollenden Altherren-Charme ausspielen darf, etwas exzentrisch, etwas betulich, sehr leise, aber immer sehr liebenswert. Und er holt eine Menge aus der Prämisse heraus. Wie er pedantisch eine Serviette faltet. Wie eine Reaktion nur durch ein Mundwinkelzucken angedeutet wird. Da kann man es den Schurken kaum verdenken, dass sie ihn nicht ernst nehmen. In den ersten beiden Teilen war das noch in einen Handlungsbogen eingebettet, McCall hatte sich bewusst in eine unscheinbare Existenz zurückgezogen, weil … Mittlerweile ist es ein Selbstläufer und es funktioniert trotzdem. Wer vor allem Action sehen will, dem mag das zuweilen zu langwierig sein, der Film tut aber gut daran, sich hier Zeit zu lassen, weil erst das Gleichgewicht von Action und Charaktermomenten die richtige Equalizer-Mischung ergibt.
Bella Italia
Eigentlich ist Robert McCalls Wirkungsstätte ein Schmuddelbezirk einer amerikanischen Großstadt. Diesmal verschlägt es ihn in eine Szenerie wie aus einer Tourismus-Broschüre. Pittoresker kann eine historische Altstadt zwischen Berg und Meer kaum sein. All diese Treppchen und Gässchen und niedlichen Cafés. Und so entschieden mit Willen zur Postkarten-Ästhetik fotografiert Wo bitte kann man einen Urlaub da buchen? Man muss dem Film allerdings zugute halten, dass er nicht nur mit schönen Bildern glänzt, sondern seinen Schauplatz ernst nimmt. Sizilien? Nun, da leben Italiener und sprechen italienisch. Konsequent sind die Rollen der Bewohner von Altamonte alle mit italienischen Schauspielern besetzt, mit einem Hang zu knorrig-authentischen Figuren, die fast ein wenig an Fellini gemahnen. Und es wird den ganzen Film hindurch italienisch gesprochen, es sei denn, jemand hat einen Grund, englisch zu sprechen. Das gibt der märchenhaft-naiven Prämisse “US-amerikanischer Held befreit im Alleingang Sizilien vom organisierten Verbrechen” immerhin einen Hauch von Realitätsbezug. Und bietet eine Herausforderung für McCall, der sich erst langsam in dieser Welt zurechtfinden und Kontakt zu den Stadtbewohnern knüpfen muss, um zu verstehen, was hinter der Hochglanzfassade lauert. So ist genügend Gelegenheit für all die kleinen Charaktermomente, die nötig sind, um Denzel Washington die Gelegenheit zu geben, aus McCall jenseits der Kampfchoreographien eine runde Figur zu machen.
Fazit
Ein durchaus akzeptabler Action-Streifen mit einem enorm präsenten Hauptdarsteller, der sich in der dritten Runde mit seiner nunmehr ausführlich etablierten Figur so richtig wohl zu fühlen scheint. Aber warum hat The Equalizer 3 in Deutschland bloß den Zusatz The Final Chapter bekommen? Denn wie ein Abschluss fühlt es sich so gar nicht an. Abgeschlossen war der Handlungsbogen um McCall und die Dämonen seiner Vergangenheit schon am Ende von The Equalizer 2. Mag sein, dass Regisseur und/oder Hauptdarsteller keine Lust auf weitere Teile haben, spiegeln tut sich das in The Equalizer 3 – The Final Chapter nicht, der Film wirkt eher wie weitere Episode, der noch beliebig viele folgen könnten. Robert McCall rund um die Welt? Vielleicht mal Tokio und die Yakuza? Oder Hongkong und die Triaden? Das Muster wäre mühelos erweiterbar. Schade auch, dass Dakota Fanning nicht so richtig etwas zu tun bekommt, außer Erklärbär und Stichwortgeberin für McCall zu sein. Aber unterm Strich bekommt man genau das, was man in den zwei Vorgängerfilmen zu erwarten gelernt hat. Vor absolut sehenswerter Sizilienkulisse. Da möchte man doch gleich in ein sizilianisches Hafenstädtchen ziehen und mit der charmanten Café-Wirtin über den Markt schlendern, um authentischen sizilianischen Kebab zu naschen.
© Sony Pictures