The Inhabitant
Mit Exorzismus-Filmen lockt man wohl die wenigsten Horrorfans hinter dem Ofen hervor. Ähnlich wie in Zombie-Streifen gibt es im Grunde nichts, was noch nicht erzählt wurde und Genrefans haben eine breite Auswahl an guten und weniger guten Titeln. Der mexikanische Horrorfilm The Inhabitant mixt seine Exorzismus-Geschichte allerdings mit einem spannenden Einbruchsplot á la Don’t Breathe, was den Attraktivitätsfaktor des Titels ungemein verstärkt. Nach seiner Deutschland-Aufführung auf dem Fantasy Filmfest 2018 erschien der Film am 26. Oktober 2018 bei Capelight Pictures.
Das lief anders als erwartet. Der simple Plan war es, in die Villa eines Politikers einzusteigen, den Safe zu leeren und mit dem bereitstehenden Fluchtauto abzuhauen. Doch die Schwestern Maria (Maria Evoli, We Are The Flesh), Camila (Vanesa Restrepo, El Recluso) und Ana (Carla Adell, No Manches Frida) finden im Keller des Hauses ein junges Mädchen vor. Abgemagert und ans Bett gefesselt fleht es um Hilfe und für die Mädchen ist klar, dass es sich hierbei ohne Frage um Kindesmissbrauch handelt. Doch es gibt verdammt gute Gründe, weshalb das besondere Mädchen besser nie entfesselt werden sollte…
Twistarme Zwietracht
Originaltitel | El Habitante |
Jahr | 2017 |
Land | Mexiko |
Genre | Horror |
Regisseur | Guillermo Amoedo |
Cast | Maria: Maria Evoli Camila: Vanesa Restrepo Ana: Vanesa Restrepo Tamara: Natasha Cubria Angélica: Natasha Cubria José: Flavio Medina Pedro Natale: Fernando Becerril |
Laufzeit | 93 Minuten |
FSK |
Regisseur Guillermo Amoedo schrieb bereits die Drehbücher zu The Green Inferno und Knock Knock, in denen er sein Händchen für besondere Gegenspieler der Protagonisten unter Beweis stellen konnte. In The Inhabitant zeigt er einmal mehr, wie vielfältig “das Böse” eigentlich sein kann. Denn die drei Mädchen, die hier ein Verbrechen planen, werden ganz schnell selbst zu Opfern des Bösen, das nicht immer auf den ersten Blick zu identifizieren ist. Die kleine Tamara (Natasha Cubria) ist allerdings auch mitleiderregend. Zumindest in den ersten Minuten. Allerdings ist das, was danach geschieht, erstaunlich twistarm und ebenso erstaunlich linear. Denn mit ein wenig Genre-Erfahrung sieht man nahezu alle Entwicklungen bereits kommen. Wie in fast jedem Exorzistenfilm finden sich hier auch altbekannte Motive wieder. Wie etwa das Böse, das durch den Mund eines unschuldigen Mädchens spricht und jeden Anwesenden provoziert. Besonders dann, wenn versucht wird, Zwietracht zu sähen, glänzt der Film. In der deutschen Synchronisation geht das ein wenig verloren, da es der Sprecherin von Tamara nicht gelingt, die verstörende Stimmung so richtig zu treffen. Dafür sorgt immerhin der Sound, welcher durch das bewusste Weglassen von Filmmusik erst zu leben beginnt. Das dauerhafte Tiefbass-Brummen ist schließlich unangenehm genug.
Ambition mit Luft nach oben
Ähnlich wie sein Landsmann und Kollege Fede Alvarez spielt Amoedo auf clevere Weise mit seinem Setting, das im Vergleich jedoch deutlich größer und verwinkelter daherkommt. Die Ausstattung sorgt für ein stimmungsvolles Ambiente und schafft den richtigen Rahmen. Der bezeichnende Unterschied zu Don’t Breathe ist allerdings, dass der Überlebenskampf hier deutlich geringer ausfällt und die geschichtlichen Ambitionen umso größer sind. In Rückblenden wird die Kindheit der Mädchen aufgerollt, stellenweise aus einer ganz neuen Perspektive. Dabei verschwimmen immer wieder die Grenzen zum Heute, was auch die Energie des Trios erklärt. Dank des Senatoren-Paares ergeben sich noch ein paar Dynamiken, die für Abwechslung sorgen. Was dadurch nicht verhindert wird, ist das abfallende Erzähltempo. Etwa ab der Mitte des Films weicht ein wenig die Spannung und die Protagonisten treffen fragwürdige Entscheidungen, ganz zum Ärgernis des Zuschauers.
Sowohl in Sachen Exorzismustitel als auch Einbruch und/oder Diebstahl gibt es sicherlich weitaus stärkere Werke als The Inhabitant. Hat man eine Vorliebe für die beiden Thematiken, ist The Inhabitant allerdings schon wieder ein Pflichttitel, denn die Kombination beider Welten funktioniert. Zwar ohne atemberaubende Möglichkeiten zu eröffnen, unterhält der Film jedoch ohne Frage. In der ersten Hälfte gelingt das zweifelsohne besser als in der zweiten, in der die Spannung nach und nach verloren geht. Ein kleines Schaudern bietet der leicht überdurchschnittliche Titel allemal.
© Capelight Pictures