The Nun II
Das Conjuring-verse hat in einem Zeitraum von nur zehn Jahren insgesamt neun Filme hervorgebracht und gilt als eines der erfolgreichsten Horror-Franchises unserer Zeit. Zumindest auf dem Papier, denn mittlerweile gilt: Jeder schaut die Filme, keiner spricht mehr darüber. Der große Hype ist inzwischen verstummt, aber die Marke lebt und so ist es reine Formsache, dass die einzelnen Spin-offs respektable Erfolge einfahren, ohne dass ein wirklicher Buzz entsteht. The Nun II um den Dämon Valak ist die Fortsetzung von The Nun (2018), welcher mit einem Einspielergebnis von 370 Mio. US-Dollar zu den größten Erfolgen der Reihe zählt. Die Regie in dem am 7. Dezember 2023 veröffentlichten Sequel übernahm Franchise-Experte Michael Chaves.
1956: Schwester Irene (Taissa Farmiga, The Mule) hat nach den furchtbaren Erlebnissen mit dem Dämon Valak ihren Frieden in einem italienischen Kloster gefunden. Doch die Erlebnisse verfolgen sie auch dorthin. Als die Kirche ein hohes Mitglied zu ihr schickt, um von weiteren Aktivitäten Valaks zu berichten, willigt sie schweren Herzens ein, sich gemeinsam mit Schwester Debra (Storm Reid, Missing) in den französischen Ort Tarascon zu reisen. Dort hat sich ein Priester unter den Augen eines Messdieners mitten in der Kirche verbrannt. Eine Autostunde von Tarascon entfernt liegt in einem ehemaligen Kloster ein Mädcheninternat. In diesem arbeitet die Lehrerin Kate (Anna Popplewell, Die Chroniken von Narnia) und hat auch ihre Tochter Sophia (Katelyn Rose Downey, The Princess) bei sich, die oft von anderen Schülerinnen geärgert wird. Unterstützung erhält sie von Maurice (Jonas Bloquet), dem Lebensretter Irenes von damals, der mittlerweile als Gärtner in dem alten Gemäuer arbeitet. Während Irene und Debra in Tarascon nach Spuren suchen, offenbart sich der Dämon immer stärker und deutlicher in der Mädchenschule …
Business as usual
Originaltitel | The Nun II |
Jahr | 2023 |
Land | USA |
Genre | Horror |
Regie | Michael Chaves |
Cast | Schwester Irene: Taissa Farmiga Maurice „Frenchie“ Theriault: Jonas Bloquet Schwester Debra: Storm Reid Valak: Bonnie Aarons Sophie: Katelyn Rose Downey Kate: Anna Popplewell |
Laufzeit | 110 Minuten |
FSK | |
Veröffentlichung: 7. Dezember 2023 |
Wie immer stellt sich die Frage: Ist es lediglich der neunte Teil einer Reihe und damit der typische Aufguss oder gibt es eigene Qualitäten und Alleinstellungsmerkmale? Nun: Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte.
Dramaturgisch reißt The Nun II keine Bäume aus: Wer ein bisschen geübt in Sachen Horror ist und konsequenterweise die anderen Filme des Conjuring-verse gesehen hat, durchschaut die Handlung und deren Vorzeichen relativ schnell. Schreckmomente werden vorhergesehen, ehe sie entstehen, was vor allem in einer Szene regelrecht zementiert wird, in der sich Schwester Irene einer Wand aus Zeitungen nähert, in der Valaks Silhouette bereits angedeutet wird. Eine relativ neuartige Darstellung des Bösen in diesem Erzähluniversum, aber die Mechanismen sind nur allzu bekannt, weswegen nicht die Frage ist, OB die dämonische Nonne in der nächsten Sekunde erscheint, sondern nur noch WIE. Wie in allen Teilen der Reihe ist auch die Schlagzahl an Jump-Scares nicht niedrig und so bleibt keine Gelegenheit ungenutzt, das Publikum mit einem schnellen Schnitt und lauten Soundeffekt auf den Sitzen zusammenzucken zu lassen. Man kennt es: Aus wenig beleuchteten Ecken tauchen schlagartig und mit viel Getöse irgendwelche Fratzen auf. Das ist unvermeidlich bei Filmen dieser Sorte, aber auch gleichzeitig ein Muss, um den Ansprüchen gerecht zu werden. Für Subtilität ist die Reihe nicht berühmt.
Technisch wie bestellt, inhaltlich eine Steigerung
Vielleicht die größte Überraschung: Gemeinsam mit The Nun wirkt The Nun II erzählerisch tatsächlich wie aus einem Guss. Das mag selbstverständlich klingen, ist aber in einer Welt, in der Sequels vor allem der finanziellen und nicht der kreativen Bereicherung dienen, selten der Fall. Die von einer Fortsetzung erwarteten Steigerungen sind gemächlich und nicht überzogen. Erfreulicherweise gibt es auch keine Verweise zu den Hauptteilen der Reihe, sodass hier keine Verbindungen erzwungen werden. Die Geschichte funktioniert über weite Strecken sogar durchaus besser als der erste Teil, der mitunter haarsträubende Momente bietet. Dagegen ist die Handlung in der Fortsetzung unerwarteterweise regelrecht komplex und trägt sich auf mehreren Ebenen zu. Die Drehorte sind sehr gut gewählt und das West-Europa der 50er Jahre wird glaubhaft zum Leben erweckt, nicht selten in passenden Sepia-Tönen. Rein visuell und atmospärisch zählt der Film sicherlich zu den eigenständigsten Einträgen des Franchise. Obendrein kann man auch dem Cast wenig vorwerfen. Taissa Farmiga spielt erneut ansprechend die verletzlich wirkende und doch starke junge Nonne und zieht so alle Sympathie auf sich. Jonas Bloquet hält sich ebenfalls wacker darin, die verschiedenen Seiten seiner Figur auf die Leinwand zu bringen. Das alles hätte mit einem falschen Händchen für den Cast in die Hose gehen können.
Fazit
Auf gewisse Weise ist es erstaunlich, wie hartnäckig das Conjuring-verse aufgebaut, vor allem aber inhaltlich mit Zusammenhängen aufgeplustert wird (hier geht es zu unserer Timeline). Rein erzählerisch funktioniert The Nun II überraschenderweise gut: Die Geschichte um Irene, Frenchie und Valak ist schlüssig fortgeführt. Gleich drei Drehbuchautoren brachten ihre Ideen ein, sodass das Gesamtergebnis vielleicht nicht vor Innovationskraft sprudeln mag, aber solide zu unterhalten weiß und eine sichere Bank ist. Das Zusammenspiel von pragmatischer Regie, effektiver Bildführung und präzisem Schnitt funktioniert. Ein massentaugliches Produkt, das sicherlich kein Glanzlicht des Horrorfilms darstellt, aber eine Verbesserung gegenüber seinem Vorgänger darstellt.
© Warner Bros.
Veröffentlichung: 7. Dezember 2023