The Prodigy
Es gibt Filme, um die sich wahre Mythen ranken. So wurde angeblich Mandy bei seinem Abspann mit einem 20-minütigen Applaus in Cannes belohnt. Ein anderer Fall ist The Prodigy von Nicholas McCarthy (At the Devil’s Door). Angeblich habe das Publikum während einer Testvorführung so heftig geschrien, dass die Dialoge kaum noch zu hören waren, woraufhin der Film umgeschnitten wurde. Solche Legenden sind häufig auch ein Marketingtrick, um eben möglichst viele Zuschauer in die Kinos zu jagen, um selbst ein Stückchen von der Aufregung zu haben. Im Falle von The Prodigy scheinen jene Szene aus dem Film entfernt worden zu sein, die ein solches Erlebnis nachvollziehbar machen…
Miles (Jackson Robert Scott, ES) ist acht Jahre alt und gilt als Wunderkind. Bereits in jungen Jahren wies er eine beeindruckende Logik auf und war weiter als andere Kinder seines Alters. Seine Eltern Sarah (Taylor Schilling, Piper Chapman in Orange Is The New Black) und John (Peter Mooney, Heroes Reborn) beginnen mit der Zeit eine Veränderung an ihrem Sohn wahrzunehmen. Miles wird immer verschlossener, aggressiver und spricht im Schlaf in einer anderen Sprache. Sarah nimmt Kontakt mit Arthur Jacobson (Colm Feore, The Borgias) auf, der die Ansicht vertritt, dass in Miles’ Körper die Seele eines anderen Menschen wohnt…
Vorhersehbares Vorgehen
Originaltitel | The Prodigy |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Horror |
Regisseur | Nicholas McCarthy |
Cast | Miles: Jackson Robert Scott Sarah: Taylor Schilling John: Peter Mooney Arthur Jaconson: Colm Feore Margarete St. James: Brittany Allen |
Laufzeit | 92 Minuten |
FSK |
Horrorfilme, insbesondere mit Kindern in der tragenden Rolle, bewegen sich in den meisten Fällen auf plattgetrampelten Pfaden. Genrefans wissen Verhaltensänderungen bei den betroffenen Kindern frühzeitig korrekt zu deuten, und auch das beeinträchtigte Eltern-Kind-Verhältnis wird immer zu einem zentralen Thema. Hierbei bildet The Prodigy keine Ausnahme, und sogleich rufen Zuschauer sich Filme wie Das Omen oder The Orphan ins Gedächtnis. Kein Wunder, denn trotz vieler vergleichbarer Werke haben sich nur wenige als stilprägend hervorgetan und bestimmte Szenen wurden nun wirklich mehrfach durchexerziert. Unter diesem Gesichtspunkt verblasst auch The Prodigy vor jeglicher Innovation. Was genau mit Miles nicht stimmt, wird schon in den ersten zehn Minuten offenbart. Dahingehend ist der Zuschauer Sarah und John so einige Schritte voraus. Das Entwickeln des Knotens gestaltet sich insofern als so ziemlich unspektakulärste Facette. Das Drehbuch von Jeff Buhler (The Midnight Meat Train) schickt auch Sarah durch diverse klischeehafte Situationen, in denen ihr Verhalten leider dem dümmlichen Horror-Schema F gleicht.
Das Wunderkind ist ein Biest
Interessanter wird es vor allem dann, wenn Miles Screentime erhält. Dank seiner Unberechenbarkeit traut man ihm vieles zu, und selbst dabei werden noch Erwartungen übertroffen. Etwa wenn sich herausstellt,
Inszenierung ohne Überraschungen
Drehbuchbedingt sind die Rollen von Taylor Schilling und Peter Mooney ohne Besonderheiten ausgerichtet. Die einzige Gelegenheit zu glänzen gestaltet sich für Jackson Robert Scott. Diesem flogen die Herzen für die Stephen King-Verfilmung ES zu, für seine Darbietung in The Prodigy erntete er ausschließlich Kritik. Er füllt seine Rolle solide aus, wenngleich er mimisch nicht über die große Bandbreite verfügt, die die Rolle erfordert. Deswegen wurde an manchen Stellen auch per Computertechnik nachgeholfen, was in der jeweiligen Szene schließlich auch funktioniert. Besonders nervig gestaltet sich der Einsatz des pausenlos unheilvollen Scores. Man stellt sich bereits darauf ein, dass auf ein Aussetzen der Töne ein Schreckmoment folgt.
Fazit
The Prodigy ist bei Weitem kein schlechter Film. Nicholas McCarthys Kinderhorror erfüllt alle Basiserwartungen, die man an einen solchen Film stellen kann – darüber hinaus allerdings nicht mehr. Ob es sich bei Geschichten aus den Testvorführungen nicht doch eher um einen Marketing-Gag handelt, ist umso stärker anzuzweifeln. Immerhin knickt das Drehbuch zum Ende hin nicht ein, sondern ist von vorne bis hinten konsequent durcherzählt.
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