The Strangers: Opfernacht
Mit seinem Home Invastion Thriller The Strangers spielte Autor und Regisseur Bryan Bertino ein sattes Ergebnis von 80 Millionen ein und das bei Produktionskosten von nur 9 Millionen Dollar. Nicht ganz unschuldig daran sind auch Scott Speedman (Underworld) und Liv Tyler (Der Herr der Ringe), die sich einen neuen Ruf als Scream Queen aufbaute. Somit wurden bereits 2008 Pläne für eine Fortsetzung geschmiedet, doch diese wurde immer wieder abgeblasen und neu angekündigt. Daher grenzt es schon an eine Überraschung, dass der Film satte zehn Jahre später doch noch erscheint. Allerdings führt nicht mehr Bryan Bertino Regie, sondern Johannes Roberts (47 Meters down), der die Feinheiten des Originals genaustens studierte.
Die Eltern Cindy (Christina Hendricks, Firefly – Der Aufbruch der Serenity) und Mike (Martin Henderson, Nathan Riggs in Grey’s Anatomy) schleppen ihre beiden Kinder Kinsey (Bailee Madison, Brücke nach Terabithia) und Luke (Lewis Pullmann, Vendetta: Alles was ihm blieb war Rache ) zu einem Campingausflug. Nur widerwillig kommen die beiden Teenager mit. Auf dem Weg liegt ein Zwischenstopp bei einem Onkel, der einen Trailerpark betreibt, in welchem die Familie, die bei Dunkelheit eintrifft, nächtigen soll. Doch das Gelände erscheint verlassen und lediglich ein Zettel an der Rezeption weist sie darauf hin, welcher Trailer für sie reserviert ist. Kaum ist das Ferienheim eingerichtet, klopft es auch schon an der Tür und ein unheimliches Mädchen fragt nach der Anwesenheit einer Tamara…
Aufgeladen mit (Selbst-)Referenzen
Originaltitel | The Strangers: Prey at Night |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Horror, Thriller |
Regisseur | Johannes Robers |
Cast | Cindy: Christina Hendricks Mike: Martin Henderson Kinsey: Bailee Madison Luke: Lewis Pullman Dollface: Emma Bellomy Man in the Mask: Damian Maffei Pin-Up Girl: Lea Enslin |
Laufzeit | 85 Minuten |
FSK |
Wie in Strangers nimmt sich Johannes Roberts viel Zeit für eine Exposition, um die Hauptfiguren zu etablieren. Nicht unbedingt, um Sympathieträger aufzuziehen, sondern um eine Grunddynamik zu etablieren und die Charaktere einem Spannungsfeld auszusetzen. Dies ergibt sich hier bereits durch die rebellischen Kids, das gestörte Mutter-Tochter-Verhältnis und natürlich die nächtliche Umgebung. Erneut erweist sich diese Vorgehensweise als gelungener Kniff, um den bereits angespannten Zuschauer einer Terrorsituation auszusetzen. Kenner des ersten Teils werden dabei allerlei Parallelen und wiederkehrende Motive entdecken: Den plakativen Einsatz betagter Musikstücke, auf der Tischplatte gleitende Messerklingen, wirre Botschaften an Fenstern und kaputte Laternen. Somit bleibt The Strangers: Opfernacht seinem Vorgänger stilistisch mehr als treu.
Nihilistische Gewalt
Trotz der ausführlichen Exposition der Familie sind die eigentlichen Stars natürlich noch immer die Killer. Dollface (Emma Bellomy), Pin-up Girl (Lea Enslin) und Man in the Mask (Damian Maffei) glänzen mit ihren ebenso beänstigenden wie charismatischen Auftritten. Dabei ist nie vorhersehbar, wie sie aufgelegt sind: Bereit zu töten und in schnellem Schritt unterwegs oder genüsslich auf der Schliche des Opfers? Die größte Screentime kommt wieder einmal Dollface zu, deren aggressives Türklopfen zum Markenzeichen der Reihe geworden ist. Neu ist allerdings, dass die Killer um so etwas wie eine Identität bereichert werden. Dieser Punkt könnte eingefleischte Fans von The Strangers stören, entmystifiziert er schließlich den Zauber um die Maskenträger. Doch in einem werden sich alle klar sein: Erneut wird das Zelebrieren nihilistischer Gewalt auf die Spitze getrieben. Besonders deutlich wird das an der Antwort von Dollface auf die Frage, weshalb die Gruppe tötet. Diese kommt noch eine Spur provokanter herüber als ihre Antwort von 2008.
Die 80er! Ach doch nicht …
Audio-visuell ist der Film ganz im Zuge der 80er ausgestattet. Zwei große Hymnen der Pop-Geschichte erhalten eine eigene Bühne (
The Strangers: Opfernacht mag in punkto Spannung nicht ganz mit dem großen Vorbild gleichauf sein, doch die 80er Jahre-Slasher-Atmosphäre könnte dichter nicht ausfallen. Insgesamt zeigt sich der Teil härter als dessen Vorgänger und stellt einen schonungslosen Terrorfilm dar, der an vielen Stellen überrascht. Einzig offen ist nur noch, ob es einen dritten Teil geben wird:
Die kenne ich doch! Habe den ersten Teil letztes Jahr angeschaut und ich fand ihn gut, wenn auch sehr erscrheckend. Da schließt man die Tür doch lieber zwei Mal ab! Danke für den Artikel, so weiß ich das eine zweiten Teil gibt, denn ich irgendwann nachholen werde.
Hoffentlich dann mit einem gerechten Ende, denn das störte mich am ersten Teil.
Die Enden von Teil 1 und Teil 2 unterscheiden sich sehr, ohne nun zuviel zu verraten. Für mich ist The Strangers mein liebster Horrorfilm, insofern bin ich doppelt kritisch an diese Fortsetzung herangegangen. Aber ich wage zu behaupten, dass Anhänger des ersten Teils auch hiermit ihre Freude haben werden.
Eine gelungene Horror-Fortsetzung, da ist Jubel angebracht. Ich muss gestehen, dass ich wegen der Schauspieler schon ein wenig lachen musste. Die kleine Snow White, Dr Riggs und Our Mrs Reynolds – was eine Familie. Es hat mich wirklich kurz abgelenkt, was eigentlich selten der Fall ist, da ich dauernd Schauspieler in diversen Rollen sehe… aber das ist hier ja auch zum Glück kein Familiendrama, bei dem es wichtig wäre, was genau das Töchterchen eigentlich ausgefressen hat und warum sie aufs Internat kommt. Obwohl das ein lustiger Kontrast hätte sein können zu dem, was die Killer hier abziehen und was wirklich schlimm ist.
Die Musik fängt ja sofort mit Kim Wilde gut an, mein Lieblingssong von ihr ist auch drin und die ganzen Songs pointieren die Gewalt so schön. Hat mir sehr gefallen. Dabei bin ich fast enttäuscht, dass die drei gar nicht mal so besonders kreativ mit irgendwelchen Gruselbotschaften sind. Aber die Art, wie hier Gewalt einfach aus Spaß begangen wird, ohne dass ich mich durch Hipster-Rechtfertigungen kämpfen muss, ist als Alleinstellungsmerkmal genug und zieht wieder.
Während ich am Ende des ersten Teils eine kurze Assoziation mit Carrie hatte, gibt es dieses Mal gegen Ende einen für mich eigentlich überflüssigen Moment, den ich mal als Texas Chainsaw Massacre Hommage auffassen möchte. The Strangers bedankt sich bei den Genre Urgesteinen für all die Erwartungen, die das Publikum eben so hat. Und die hier ignoriert werden.
Welchen Moment meinst du genau? Kann die Texas Chainsaw Massacre-Anleihe ganz spontan gar nicht zuordnen.
Geht mir aber ähnlich, was die Gründe fürs Morden anbelangt. Da denke ich direkt an Scream 4 zurück und muss innerlich lachen und weinen gleichzeitig. Dann lieber gar kein Grund.
TCM