Underworld: Awakening

Nachdem der dritte Underworld-Film Aufstand der Lykaner die Vorgeschichte über die Ereignisse beleuchtet hat, die im Mittelalter zum namensgebenden Werwolfsaufstand geführt haben, kehrt die Reihe mit Underworld: Awakening nun in die Gegenwart zu Selene und Michael zurück – oder eher nur zu Selene. In ihrem dritten Abenteuer, in dem das schwedische Kreativduo Måns Mårlind und Björn Stein (Die Brücke: Transit in den Tod) die Regie übernimmt, muss sich die Todeshändlerin erst einmal auf sich allein gestellt mit einem gänzlich neuen Gegner herumschlagen, der vorher höchstens auf dem Speiseplan stand.

 

Es scheint folgerichtig: In Underworld: Evolution sind Alexander Corvinus und dessen Organisation, die hinter den sich bekriegenden Vampiren und Werwölfen saubergemacht hat, dem zum Hybriden mutierten Urvampir Marcus zum Opfer gefallen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass nach Jahrhunderten die tatsächliche Existenz der beiden Spezies nun an die breite Öffentlichkeit gerät. Für die Menschen handelt es sich hier jedoch hauptsächlich um eine zu bekämpfende und unheilbare Seuche und beim Kampf gegen diese, wird gegen die Infizierten weder sonderlich human vorgegangen noch irgendein Unterschied zwischen Vampiren und Werwölfen gemacht. Auch Selene und Michael geraten ins Fadenkreuz der staatlichen Virusbekämpfer und müssen flüchten, wobei Michael jedoch augenscheinlich tödlich verletzt wird und Selene in Gefangenschaft gerät. Nach zwölf Jahren erzwungenen, kryogenen Tiefschlaf erwacht Selene unter den visionsartigen Wahrnehmungen einer anderen Person, die Selene aus ihrer frostigen Zelle befreit. Aus dem Labor geflüchtet, macht sich Selene mit der unerwarteten Unterstützung des Vampirs David zunächst auf die Suche nach ihrem mysteriösen Helfer – in der Erwartung, dass es sich dabei um Michael handelt. Stattdessen stellt sich ihr Befreier jedoch als ein junges Mädchen namens Eve heraus, das wie Michael gleichsam ein Hybrid ist und – wie Eve ihr offenbart – Selenes und Michaels gemeinsame Tochter.

New World Order

Originaltitel Underworld: Awakening
Jahr 2021
Land USA
Genre Action, Fantasy
Regie Måns Mårlind & Björn Stein
Cast Selene: Kate Beckinsale
David: Theo James
Eve: India Eisley
Thomas: Charles Dance
Sebastian: Michael Ealy
Dr. Jacob Lane: Stephen Rea
Quint: Kris Holden-Ried
Laufzeit 88 Minuten
FSK
Im Handel erhältlich

Neben den unerwarteten und für sie zunächst sehr gewöhnungsbedürftigen Mutterfreuden muss sich Selene weiterhin erstmal in einer komplett neuen Weltordnung zurechtfinden, in der Vampire am Rande der Auslöschung stehen und sich weit ab von den luxuriösen Unterbringungen von einst nun in der Kanalisation verstecken müssen. Selene wird von ihren Artgenossen eher ambivalent aufgenommen. Da sie eine der letzten überlebenden Todeshändler ist und zudem in Underworld: Evolution das Blut von Alexander Corvinus getrunken hat, ist sie als stärkste verbleibende Vampirin insbesondere für David eine Hoffnungsträgerin für den Vampirclan. Da sie mit Viktor und Marcus allerdings auch zwei Mitglieder des Ältestenrates auf dem Gewissen hat, wird sie insbesondere von Davids Vater Thomas dafür verantwortlich gemacht, dass sich die Vampire nun überhaupt in dieser prekären Lage befinden. Um den Lykaner-Clan soll es indes noch schlimmer stehen, jedoch stand dieser auch schon im ersten Film angeblich vor der Ausrottung, während die Werwölfe insgeheim ihre Kräfte gebündelt haben. So ist denn auch wenig überraschend, dass die Lykaner die staatlichen Bemühungen zur Bekämpfung der Seuche insgeheim unterwandert haben und als Waffe gegen ihre Erbfeinde einsetzen. Während im Film zunächst also die Zeichen auf einen Konflikt zwischen Menschen und den beiden Underworld-Spezies stehen, fällt dieser letztlich wieder zurück auf die Blutfehde zwischen Vampiren und den feindlichen Werwölfen, die sich mithilfe von Eves und Michaels Hybridenblut einen eigenen lykanischen Superkrieger herangezüchtet haben. Dementsprechend sind sie natürlich darauf aus, besonders Eve wieder der Obhut ihrer neugefundenen Mutter zu entreißen, um ihre Experimente fortführen zu können.

Keine Cast-Konstante außer Beckinsale

Vater Michael sucht man in Awakening hingegen vergeblich und erst recht dessen Darsteller Scott Speedman. Dieser gab im Vorfeld der Veröffentlichung von Awakening lediglich zu verstehen, dass er in dem Film nicht dabei sein würde und auch eher nicht mehr damit rechnet, an zukünftigen Verfilmungen teilzuhaben. Während die wachsende Beziehung zwischen Selene und Michael in den ersten beiden Filmen noch einen Hauptanteil der Geschichte ausmacht, gab Produzent Len Wiseman an, dass man sich in Awakening mehr auf die Beziehung zwischen Selene und Tochter Eve konzentrieren wollte. Da für Speedman ein Kurzauftritt wohl letztlich nicht verlockend war, wurde Michaels kurzzeitige Anwesenheit im Film mit Archivaufnahmen und einem computertechnisch bearbeiteten Ersatzdarsteller zusammengeschustert. Mit Jungstar Theo James (Die Bestimmung: Divergent) als David und Schauspielerlegende Charles Dance (Game of Thrones) als Thomas stoßen jedoch zwei namenhafte neue Darsteller zur Reihe hinzu. Auch spielt Michael Ealy (Almost Human) als Polizeiermittler Sebastian einen Menschen, der nach tragischem Verlust seiner mit dem Vampirvirus infizierten Frau den Protagonisten hilft, doch wirkt diese Figur seltsam überflüssig und in die Geschichte hineinmontiert. Wenn man Ealy schon für den Film gewinnen konnte, fragt man sich, warum er nicht einfach in einer der anderen neuen Rollen eingesetzt wurde, die sich bedeutend besser in die Handlung einfügen.

Fazit

Auch wenn die Aspekte interessant sind, dass sich Selene nun mit ihrer Tochter und der Rolle einer Hoffnungsträgerin der Vampire einer neuen Doppelverantwortung stellen muss, geht dies in der schieren, temporeichen Lautkrachwummigkeit des ganzen Films beflissen unter. Die Action ist reichhaltig wie auch durchaus stylisch und spannend inszeniert, doch wenn es gegen mit Hybrid-Anabolika aufgepumpte Riesenwerwölfe geht, verliert das Duell zwischen ihnen und den Vampiren die Ausgeglichenheit und damit auch den Monster-gegen-Monster-Reiz von einst. Und auch wenn es die Handlung zurück in großstädtische Gefilde verschlägt und man die Neonröhren unheilvoll flackern lässt, als wären sie Teil der Inszenierung eines gesamteuropäischen Gesangswettbewerbs, möchte die dichte Stimmung des ersten Teils nicht einmal ansatzweise mehr aufkommen. Eher erinnert Underworld: Awakening mit seinem aggressiv hohen Bild-Dezibel-Level an eine der vielen vergessenswerten Fortsetzungen der Resident Evil-Filmreihe und gerät so auch zu einer vergessenswerten Fortsetzung von Underworld. Der Film ist okay und auch unterhaltsam – aber nur noch gerade so.

© Sony Pictures Home Entertainment


Im Handel erhältlich:

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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