Underworld: Blood Wars

Mit Underworld: Blood Wars mimte Kate Beckinsale 2016 das vierte und wohl letzte Mal ihre ikonische Rolle als Todeshändlerin Selene. Unter der Regie von Anna Foerster (Carnival Rowe) besinnt sich der fünfte Underworld-Film wieder mehr auf seine Wurzeln und lässt Selene in den geradlinigen Krieg gegen die Lykaner zurückkehren und in die alles andere als geradlinige intrigante Welt der Vampire.

   

Trotz der Ereignisse von Underworld: Awakening ist Selene unter den Vampiren nach wie vor eine Ausgestoßene. Auch die Lykaner sind immer noch hinter ihr her, insbesondere um den Aufenthalt ihrer Tochter Eve in Erfahrung zu bringen. Da sie ihre Tochter sicherheitshalber in ein Versteck weggeschickt hat, das selbst Selene nicht bekannt ist, ist die Todeshändlerin nun auch sich allein gestellt. Aber nur fast, denn in einen Hinterhalt der Lykaner geraten, findet sie erneut David kämpfend an ihrer Seite, der Selene einmal mehr davon überzeugen will, sich den verbliebenen Vampiren anzuschließen, um sie im Krieg gegen die Werwölfe anzuführen. Diese eilen unter ihrem neuen Anführer Marius inzwischen von Erfolg zu Erfolg und bedrohen mit der östlichen Enklave, die einst unter der Führung der verstorbenen Vampirältesten Amelia stand, eine der letzten intakten Bastionen der Vampire. In dieser versammelt sich indes ein neuer Ältestenrat, in welchem es der einflussreichen Semira mithilfe von Davids Vater Thomas gelingt, den Rat davon zu überzeugen, Selene wieder aufzunehmen. Sie soll nun eine neue Generation von Todeshändlern für den Kampf gegen Marius ausbilden. Doch sowohl die Schwäche der Vampire für politische Machtspiele wie auch der Fanatismus der Lykaner für Hybridenblut verwischen einmal mehr die klaren Konfliktgrenzen im Krieg zwischen Vampir- und Werwolf-Clan.

Eisig, finster, gelungen stimmungsvoll

Originaltitel Underworld: Blood Wars
Jahr 2016
Land USA
Genre Action, Fantasy
Regie Anna Foerster
Cast Selene: Kate Beckinsale
David: Theo James
Semira: Lara Pulver
Thomas: Charles Dance
Marius: Tobias Menzies
Lena: Clementine Nicholson
Varga: Bradley James
Alexia: Daisy Head
Laufzeit 92 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 1. April 2017

Selene muss sich damit wieder in die altbekannten Gesellschaftsstrukturen der Vampire einfügen. Einst ein relativ treues Zahnrad in diesem Getriebe, hatte sie mit ihrer eigenen Spezies nach Viktors Verrat eigentlich gebrochen. Aber ein Feind weniger hilft, zumal sie nach wie vor nach Michael sucht. Den sie am Ende von Awakening zwar entdeckt und die Flucht ermöglicht hat, aber der seitdem verschwunden geblieben ist. Die kritische Einstellung des Ältestenrates und das pikierte Gockelverhalten von Varga – dem Topkrieger der Enklave – sind da noch die kleinsten Probleme, denn Semira hat es eigentlich auf Selenes Blut abgesehen und die Todeshändlerin stellt zudem noch ein hervorragendes Bauernopfer dar, damit Semira sich in der Vampirhierarchie nach oben putschen kann. Nun hatten Underworld: Evolution und Awakening auch den einen oder anderen Plot Twist parat, aber derartige Intrigen bringen wieder etwas erzählerisches Feingefühl in die Handlung, wo vorher eher mit dem frisierten Presslufthammer gearbeitet wurde. Auch die Action-Sequenzen und Kämpfe, die in der ganzen Underworld-Reihe durchaus sehenswert sind, wirken in Blood Wars wieder weniger wie eine zerstörungsfreudige Materialschlacht, sondern haben etwas mehr taktische Finesse. Die Rückkehr in die finster dekadenten Luxusgewölbe der Vampirgesellschaft, wie auch längere Passagen auf einem Schloss im dauernächtlichen und eisigen hohen Norden, verleihen Blood Wars mit einem durchgehend bestimmenden Farbschema von Schwarz, Weiß und Dunkelblau wieder eine stimmungsvolle Atmosphäre. Auch der Ausbau der Mythologie der Underworld-Erzählwelt wird mit der Einführung einer abgeschiedenen Sekte von Vampiren neuaufgenommen, die einen mystischen Kult um die Schwelle zum Tod praktizieren. Blood Wars hat sich so einige der positivsten Aspekte der Vorgängerfilme herausgepickt, um ein gelungenes Endergebnis zu präsentieren.

Pffft, wen interessieren schon Partner und Kind der Hauptfigur

Ein Wermutstropfen ist jedoch, dass nach Michael in Awakening nun auch Eve in Blood Wars eher grobschlächtig aus der Geschichte genommen wird. Je nachdem, ob man diese Figuren mag oder nicht, ist das mehr oder weniger traurig. So ließe sich durchaus argumentieren, dass Kate Beckinsales Selene eh das Herz der Reihe ist und es mehr als überfällig geworden ist, dass sich ein Film gänzlich auf sie konzentriert. Zumal Eve so schnell verschwindet, wie sie aufgetaucht ist und bei aller Romantik Scott Speedmans Michael oft nur als ein oberkörperfreier MacGuffin (ein bedeutungsloser Handlungsanlass) agiert. In jedem Fall stört aber die fehlende Konsequenz in der filmübergreifenden Handlung, da Figuren eingeführt und Verhältnisse aufgebaut werden, nur um sie dann für eine andere Idee ziemlich lieblos wieder fallen zu lassen. Hat man tatsächlich etwas für diese Figuren übrig und ist neugierig auf ihre Entwicklungen, ist es umso ärgerlicher. Mit David und Thomas und ihren Darstellern findet sich zumindest etwas Kontinuität zu Awakening und das Zusammenspiel zwischen Theo James und Charles Dance weiß ebenfalls zu gefallen. Mit Tobias Menzies (Rom) als Marius und Lara Pulver (The Alienist: Die Einkreisung) als Semira werden den Helden zudem zwei bedeutend interessantere Antagonisten gegenübergestellt, die sich auf unterschiedliche Weise für die Zuschauer hassenswert machen, ohne ihnen dabei etwa wie Marcus oder Kraven in den Vorgängerfilmen auf die Nerven zu gehen. Ein weiterer Pluspunkt bei der Besetzung ist zudem, dass diese zumindest geschlechtertechnisch weitaus ausgeglichener ist. Schoss sich Selene bisher als einzige Frau über die Schlachtfelder, findet man auf diesen nun diverse weibliche Kämpfende auf beiden Seiten.

Und (wie) geht’s weiter?

Seit dem ersten Teil 2003 konnte man eigentlich knapp alle drei Jahre mit einem neuen Underworld-Titel rechnen, doch seit Blood Wars ist es zum Ende der 2010er Jahre eher still um die Reihe geworden und nach aktuellem Stand (2020) kein neues Projekt konkret in Produktion. Während Kate Beckinsale einem weiteren Auftritt als Selene zuletzt eine klare Absage erteilt hat, stellte Mitschöpfer und Produzent Len Wiseman in Interviews den Fans wiederholt einen sechsten Film oder auch eine Serie in Aussicht, die nach wie vor in der Entwicklungsphase zu stecken scheint. Im zwischen immer mehr Parteien tobenden Krieg der Streamingplattformen scheint besonders eine Serienumsetzung eigentlich nur eine Frage der Zeit. Titel mit Vampiren und/oder Werwölfen erfreuen sich eh einer konstant hohen Beliebtheit und ein Franchise wie Underworld mit einem hohen Bekanntheitsgrad und einer etablierten Fan-Basis, das einer Plattform zusätzliche Abonnenten einbringen könnte, besitzt als Projekt nicht die schlechtesten Aussichten.

Fazit

Der erste Underworld gehört zu meinen Lieblingsfilmen, aber die Fortsetzungen empfand ich beim Ansehen mit jedem Teil als etwas schrottiger. Von Blood Wars habe ich dementsprechend nicht viel erwartet, aber der Film reißt den Steuerknüppel definitiv noch einmal nach oben, bevor die ganze Reihe den Komplettabsturz hinlegen kann. Die Handlung ist recht gut geraten, die Action ist sehenswert und vor allem mag ich die gelungene Atmosphäre. Wie Michael und Eve off-screen aus der Geschichte genommen werden, ist leider ziemlich stillos, wobei ich das noch verkraften kann, da sich meine Sympathie für die beiden Figuren eher in Grenzen hält.

© Sony Pictures Home Entertainment


Im Handel erhältlich:

 

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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