Upgrade

Wenn mittels Technik am menschlichen Körper herumgebastelt wird, weckt das zwar Hoffnungen, geht aber selten gut aus. Das weiß man seit Dr. Frankensteins Zeiten und auch in der australisch-amerikanischen Produktion Upgrade ist es nicht anders. Mit einem Budget von gerade mal 3 Millionen US-Dollar macht der australische Regisseur Leigh Whannell (Der Unsichtbare) aus einem bewährten Stoff einen soliden Actionfilm um Superkräfte, Rache und die Tücken futuristischer Technik.

 

Automechaniker Grey Trace (Logan Marshal-Green, Spider-Man: Homecoming) ist ein altmodischer Kerl. In einer Welt, in der die neuesten Automodelle keinen Fahrer mehr brauchen, eine große Schwester von Alexa sich um voll vernetzten Haushalt kümmert und den Körper optimierende Implantate auf dem Vormarsch sind, schraubt er gern an Oldschool-Motoren herum und hört Musik, die auf schwarze Vinylscheiben gebannt ist. Doch dann werden er und seine Frau Asha (Melanie Vallejo, Winners & Losers) eines Nachts überfallen. Asha stirbt, Trace überlebt schwerverletzt, ist fortan aber vom Hals abwärts querschnittsgelähmt. Da macht ihm das Computer-Genie Eron Keen (Harrison Gilbertson, Im hohen Gras) ein sagenhaftes Angebot: Wenn Trace sich den von Keen entwickelten Computerchip namens STEM implantieren lässt, wird er seinen Körper wieder voll bewegen können. Trace nutzt seine neue Beweglichkeit, um die Mörder seiner Frau aufzuspüren und Rache zu nehmen. Dabei ist STEM zunächst durchaus behilflich. Aber die kakerlakengroße KI in Traces Rückenmark hat auch eigene finstere Pläne …

Die Kakerlake und ich

Originaltitel Upgrade
Jahr 2018
Land Australien, USA
Genre Science-Fiction
Regie Leigh Whannell
Cast Grey Trace: Logan Marshall-Green
Detective Cortez: Betty Gabriel
Eron Keen: Harrison Gilbertson
Asha Trace: Melanie Vallejo
Fisk Brantner: Benedict Hardie
STEM (Stimme): Simon Maiden
Laufzeit 100 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 11. April 2019

Ein Mensch und eine KI teilen sich einen Körper – diese Grundvoraussetzung malt Upgrade immer weiter aus. Vor dem Einbau sieht STEM schon wie ein unsympathisches Küchen-Krabbeltier aus. Dann ist er kaum zu bemerken, Trace kann sich einfach wieder bewegen wie vor dem Überfall. Bis STEM anfängt zu sprechen. Hörbar nur für Trace, der allerdings seine Antworten laut aussprechen muss, denn Gedanken lesen kann STEM nicht. Klar, weil der Zuschauer es auch nicht kann und ein bisschen Dialog schon notwendig ist. Der kann durchaus unterhaltsam sein, denn STEM nimmt als KI gern alles ganz wörtlich und tut sich schwer mit Ironie oder Metaphern. Wichtiger für Trace allerdings: STEM berät nicht nur beim Rachefeldzug, er übernimmt auch all die körperlichen Aktionen, die Trace nicht so gut kann. Kämpfen etwa. Hübsch gemacht, wie Traces Körper sich anders bewegt, wenn STEM übernimmt. Eckiger, roboterhafter oder in den Kampfszenen wie eine Figur aus einem Computerspiel. Hübsch auch, wie Trace Gefallen an seinen neuen Superkräften findet und auch mal einen kernigen Actionhelden-Spruch raushaut. Bis er feststellt, dass STEM als völlig moralfreies Wesen auch Aktionen wie Töten oder Foltern übernimmt, die Trace zwar wollte, aber selber vermutlich nicht zuwege gebracht hätte.

Die Welt von Morgen

Eine Welt der sehr nahen Zukunft. Da weiß man fast schon, was es zu sehen geben wird. Schicke Hochhäuser. Innenarchitektur, die Sichtbeton richtig elegant aussehen lässt. Futuristische Autos. Andererseits aber auch dreckig-verfallene Slums, fiese Kaschemmen und verlassene Industriebauten, nachts in grellbunten Farben ausgeleuchtet. Upgrade kann das eine wie das andere und dafür, dass das alles fast kein Geld gekostet hat, sieht es sogar gut aus. Die Villa des Computer-Genies treibt das Design-Prinzip “Lasse modern-kantige Betonkonstruktionen ganz mit der Natur verschmelzen” ironisch und preisbewusst auf die Spitze: von dem Luxus-Wohnsitz am Meer sieht man von außen – gar nichts. Nur zwei Felsen und eine Klappe im Boden. Drinnen dann ein dramatisches Treppenhaus und japanische Ahornbäumchen vor – wer hat es anders erwartet – Sichtbeton. Keine neue Idee, aber hübsch umgesetzt.

Keine Überraschung bei der Überraschung

Was als Rachefeldzug anfängt, steuert auf einen finalen Twist hin. Einen von der Sorte, die man in wenigen Worten zusammenfassen könnte, aber damit dem nichtsahnenden Zuschauer so richtig die Pointe verderben würde. Obwohl die Lösung wahrlich nichts Unerwartetes ist, eher ein klassisches Genre-Bausteinchen. Das Problem mit solchen Wendungen ist: sie funktionieren um so besser, je kürzer das Vorgeschehen ist. Eine Kurzgeschichte von zweieinhalb Seiten etwa, oder eine Viertelstunden-Episode von Love, Death and Robots. Über diese Distanz hat ein Twist so richtig Siegerchancen. Je länger der Aufbau, umso unzufriedener kann eine abrupte Kehrtwendung machen und umso mehr beginnt man sich zu fragen, ob das alles wirklich so ganz logisch und stimmig ist. Nicht, weil die Logiklöcher so eklatant wären. Sondern weil man von generischer Handlung und kaum Profil gewinnenden Figuren generell nicht so richtig mitgerissen ist und die abrupt abbiegende Handlung nicht den nötigen Schwung aufbringt, um souverän über Unstimmigkeiten hinweg zu segeln.

Fazit

Upgrade verdient sich Pluspunkte dafür, dass der Film aus einem winzigen Budget eine Menge macht. Nochmal Pluspunkte für die unterhaltsame Interaktion von Mensch und KI. Minuspunkte allerdings für die uninteressanten Figuren, den arg aufgesetzten Finaltwist und die generelle Unfähigkeit, bei mir Begeisterung zu generieren. Wenn man einen Abend nichts zu tun hat, oder sich in das Thema Biopunk einfuchsen möchte, kann man Upgrade schon mal anschauen. Man kann es aber auch bleiben lassen.

© Universal Pictures


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wasabi

wasabi wohnt in einer Tube im Kühlschrank und kommt selten heraus.

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