Cursed – Verflucht

Mit Scream revolutionierten Regisseur Wes Craven und Autor Kevin Williamson den Teen-Slasher in den 90ern. Mehrere Fortsetzungen und Ableger folgten, doch was sollte das nächste große Ding werden? Im Werwolf-Fach hatte das Duo bislang noch nicht gearbeitet und so kamen die beiden acht Jahre nach ihrer Zusammenarbeit bei Scream 2 schließlich wieder zusammen. Und wenn man eines aus Scream gelernt hatte, dann war das die Strahlkraft einer echten Scream Queen als Protagonistin: Christina Ricci war dank ihrer Rolle als Wednesday in The Addams Family bereits seit 1991 eine Genre-Ikone. Jedoch ließen diverse Umstrukturierungen und Kürzungen bei Skript und Besetzung das Projekt bereits vor seiner verspäteten Kinoauswertung scheitern. Ein Misserfolg war damit unweigerlich vorprogrammiert.

 

Der Vollmond hängt über Hollywood. Ellie (Christina Ricci) und ihr Bruder Jimmy (Jesse Eisenberg, Vivarium) sind auf dem Heimweg, als etwas Großes gegen ihr Auto kracht. Ein entgegenkommendes Fahrzeug kann gerade so ausweichen, stürzt aber die Böschung hinab. Die Fahrerin wird kurz darauf von den scharfen Krallen des Ungetüms attackiert und auch Ellie und Jimmy bekommen diese zu spüren. Jimmy ist seitdem fest davon überzeugt, dass sie Opfer eines Werwolfs wurden. Ellie dagegen will am liebsten alles schnell wieder vergessen. Wäre da nicht das Pentagramm, das sich in die Innenfläche ihrer Hände eingebrannt hat. Beide entwickeln nach und nach animalische Instinkte …

Finanzieller Flop trotz großer Namen

Originaltitel Cursed
Jahr 2005
Land USA
Genre Horror, Komödie
Regie Wes Craven
Cast Ellie: Christina Ricci
Jimmy: Jesse Eisenberg
Jake: Joshua Jackson
Zela: Portia de Rossi
Jenny: Mýa
Bo: Milo Ventimiglia
Joanie: Judy Greer
Kyle: Michael Rosenbaum
Brooke: Kristina Anapau
Laufzeit 99 Minuten
FSK
Veröffentlichung: 8. Dezember 2005

Wes Craven machte sich vor seinem Tod 2015 bereits unsterblich: Nicht nur mit Scream, sondern auch mit Das letzte Haus links (1972) oder Nightmare – Mörderische Träume (1984) erschuf er Klassiker des Horror-Genres. Cursed – Verflucht ist dagegen ein Werk, an das wohl niemand so schnell denkt, wenn Cravens Name fällt. Das liegt vor allem daran, dass alle Beteiligten am liebsten den Mantel des Schweigens über das Projekt legen würden und die Produktion nie Ruhm erlangte: Trotz populärer Besetzung (bereits Christina Ricci und Jesse Eisenberg sprechen als Namen für sich) von Dawson’s Creek-Schwarm Joshua Jackson, der Chartstürmerin Mýa (“Lady Marmalade”) oder Milo Ventimiglia (Heroes) krachte der Film an den Kinokassen so richtig gegen die Wand. Mit Mühen spielte er gerade einmal ein Drittel seiner Produktionskosten von 90 Mio. US-Dollar ein. Ein furchtbarer Flop für das Produktionsunternehmen Miramax, welches fünf Jahre später geschlossen wurde und dessen Titel anschließend in den Besitz von Disney übergingen.

Ein Werwolf in drei Darstellungen

Vielleicht war das Publikum einfach müde geworden nach drei Scream-Teilen. Denn auch ohne maskierten Killer gibt es zuhauf ähnliche Elemente: Ein Drehbuch von Kevin Williamson, das zehn kleine Negerlein-Prinzip, College-Rock und eine Meta-Ebene, die Bezug zu anderen Horrorfilmen nimmt. Nur das, was der Film dann am Ende sein möchte, wird nicht erfüllt: Ein Werwolf-Film. Während das Monster in vielen Szenen aus budgetären Gründen nur angedeutet wird oder die Kamera dessen Perspektive einnimmt, überraschen gerade die Szenen, in welchen das Monster in voller Montur zu sehen ist, negativ. Geradezu unfreiwillig komisch wirkt der Aufzug, die miserablen CGI-Effekte waren bereits 2005 nicht State of the Art (und zudem kam im selben Jahr King Kong in die Kinos, welches sein Monster wesentlich beeindruckender inszenierte). Das wäre noch verschmerzbar, wenn es den Werwolf wenigstens einheitlich gestaltet zu sehen gäbe. Aber das ist nur eine von insgesamt drei Varianten, denn es gibt ihn noch als Marionette und in Form eines Kostüms, unter dem eine Person steckt. Alle drei Varianten unterscheiden sich visuell deutlich voneinander. Ach ja: Ein Werwolf, der verärgert einen Mittelfinger zeigt? Braucht niemand.

Versatzstücke eines einst geplanten Films

Bereits die Produktion selbst war ein Desaster, das sich auf das Gesamtergebnis überträgt: Das Skript wurde im Nachhinein umgeschrieben, über die Hälfte des Films neu gedreht, die wichtigen Charaktere auf ein übersichtliches Trio zusammengestrichen, einige Darsteller sogar ersetzt und schließlich das ohnehin unfertige Endresultat, um Schadensbegrenzung zu betreiben, auf ein PG-13-Rating heruntergeschnitten. Obwohl sowohl vor als auch hinter der Kamera eine Menge Talent vorzufinden ist, gelingt es Craven nicht, die Welt von Cursed – Verflucht so richtig zum Leben zu erwecken. Die Teenager bleiben blass und können mangels entsprechender Szenen kaum mit Leben gefüllt werden und die Nebenfiguren sind mitunter unglaubhaft besetzt. Den Vogel schießt dabei die Besetzung von Portia de Rossi (Ally McBeal) ab, der wir eine Wahrsagerin abnehmen sollen, die in ihrer Rolle aber maximal nach Kostümverleih aussieht.

Fazit

Cursed – Verflucht bewegt sich irgendwo zwischen American Werwolf und O.C. California und tut sich dabei merklich schwer. Obwohl Craven ein schnelles Tempo vorlegt und auch den Gewaltpegel vergleichsweise hoch ansetzt (FSK 16 in Deutschland), ist der Film höchstens mittelmäßig unterhaltsam. Etwas zum Zeitvertreiben, aber kein wertvoller Eintrag im Werwolf-Horror, für den ein Name wie Wes Craven doch eigentlich hätte stehen müssen. Vermutlich haben sich alle Beteiligten etwas anderes versprochen als das, was Ende dabei herauskam.

© Buena Vista

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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