Wildling
Ein Kind, das vor der Außenwelt gewarnt wird und sein Zuhause deshalb nicht verlassen darf. Eine Ausgangssituation, die bereits das eine oder andere Mal filmisch genutzt wurde. Etwa in When Demons Die von Daniel Rübesam. Dabei wissen erfahrene Filmseher längst, dass dies meist nur ein Vorwand ist, der alles andere als der Wahrheit entspricht. Dabei ist die Bandbreite an Gründen, dass Eltern dem Kind nicht die Wahrheit erzählen, vielseitig. Regisseur Fritz Böhm sorgt in Wildling dafür, dass alles so lange wie möglich ein Geheimnis bleibt. Ein düsteres Märchen über Außenseiter.
Anna (Bel Powley, The Diary of a Teenage Girl) wächst behütet bei ihrem Vater (Brad Dourif, Chuckys Baby) auf. Die Liebe zwischen Vater und Tochter ist groß, nur eines verwundert auch Anna: Sie hat noch nie gesehen, was außerhalb ihres Zuhauses ist. Ihr Vater warnt sie vor kinderfressenden Kreaturen, die draußen lauern, weshalb das Mädchen unter keinen Umständen die isolierte Hütte verlassen soll. Natürlich ist die Neugier größer…
Coming of Age meets Dark Fantasy
Originaltitel | Wildling |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Genre | Coming of Age, Fantasy, Horror |
Regisseur | Fritz Böhm |
Cast | Anna: Bel Powley Ellen Cooper: Liv Tyler Daddy: Brad Dourif The Wolf Man: James Le Gros Lawrence: Mike Faist |
Laufzeit | 92 Minuten |
Annas Lebensgeschichte wird in gleich drei Lebensabschnitten erzählt. Vorteil: Eine Charakterentwicklung ist vorprogammiert. Mit viel Feingefühl und optischer Brillanz wird ihre Geschichte erzählt. So ist insbesondere die Mauer, die der Vater zwischen Anna und der Außenwelt errichtet, ein hochinteressantes Thema, da noch lange nicht klar ist, was hier eigentlich vor sich geht. Bis der Zuschauer einige Möglichkeiten von seiner imaginären Checkliste gestrichen hat, vergeht ein wenig Zeit. Die zunächst hohen Drama-Anteile weichen nach und nach einem Dark Fantasy-Plot und verlassen die vorhersehbare Schiene. Stellenweise fällt die Handlung sogar unerwartet blutig aus, doch völlig ins Horror-Genre will Wildling nicht abdriften.
Im Mittelpunkt stehen immer die Umstände des Erwachsenwerdens
Neben Bel Powley glänzen auch die erstmals seit Herr der Ringe wiedervereinten Brad Dourif und Liv Tyler in den Hauptrollen. Tylers Figur Ellen Cooper ist dabei rein investigativ unterwegs und muss sich mehr und mehr in das Mädchen hineinfühlen, um der Ursache auf den Grund zu gehen. Angesichts Annas komplexer Herkunft ist dies nicht das einfachste Unterfangen. Genau das ist aber aus Zuschauersicht so spannend: Wir kennen Anna und sind direkt an der Figur, während Außenstehende mit vorgefertigten Mustern auf sie zugehen um dann zu schauen, wie das Mädchen dort überhaupt hineinpassen kann. Der Schwerpunkt liegt auf dem Anderssein vor einer Gesellschaft, die einen nur anhand bewährter Schemata beurteilt. Letztlich ist es reine Geschmackssache, wie abgenutzt man dieses Motiv empfindet. Doch zumindest in Annas Figur manifestiert sich dieses Gefühl auf eine glaubhafte Weise.
Obwohl die Zielgruppe eher ein jugendliches Publikum bis hin zu Zuschauern im Alter junger Erwachsener ist, fällt Wildling nicht anspruchslos aus. Der Film bietet eine optisch schicke Inszenierung. Nur der CGI-Einsatz fällt etappenweise unschön aus, was sich zum Glück nicht negativ auf die Spannung auswirkt, die bis zum Ende durchgängig funktioniert. Wildling macht im Grunde genommen alles richtig, um eine düstere Coming of Age-Geschichte zu erzählen. Das funktioniert auch deutlich geschickter als in vergleichbaren Filmen wie etwa Pyewacket – Tödlicher Fluch. Pure Geschmackssache ist, ob einem die moralische Parabel nicht zu plakativ ausfällt. Stört dies nicht, kann der Film souverän unterhalten.