Fantastic Four
Was haben Batman und die Fantastic Four gemeinsam? Falsch, nicht den Verlag, bei dem sie beheimatet sind. Die Antwort ist: Beide Franchises dürfen auf verschiedene Filmfassungen zurückblicken, die als knallbunte Verfehlung einer Comic-Adaption gelten. Doch während der Batman mit dem Auftakt von Batman Begins zu einem der beliebtesten Comichelden auf der Leinwand wurde, waren die einstigen Fehlschläge Joel Schumachers (Batman Forever, Batman & Robin) schnell vergessen. Nicht so bei den Fantastic Four: Nach zwei von Fans und Kritikern zerrissenen Filmen folgte rund zehn Jahre später der berühmt-berüchtigte Reboot, der die einstigen Fehler nur noch schlimmer machte. Deshalb genießt die 2005er Ausgabe der Fantastic Four den Ruf, bereits mit dem ersten Film gescheitert zu sein.
Bei einer Expedition ins All wird eine Gruppe von Astronauten kosmischer Strahlung ausgesetzt. Die Folgen sind dauerhafter Natur: Dr. Reed Richards (Ioan Gruffudd, King Arthur) kann seine Gelenke plötzlich extrem lang strecken. Sue Storm (Jessica Alba, Sin City) erlangt die Gabe, unsichtbar werden zu können, während ihr Bruder Johnny (Chris Evans, Captain America) als menschliche Fackel das Feuer kontrollieren kann. Besonders hart hat es Ben Grimm (Michael Chiklis, The Shield – Gesetz der Gewalt) getroffen: Er wird in einen steinernen Muskelprotz verwandelt. Als Fantastic Four nehmen sie den Kampf mit Victor von Doom (Julian McMahon, Nip/Tuck) auf, der bei dem Ausflug ins All ebenfalls Superkräfte abbekam und nun die Welt ins Verderben stürzen will.
Die Fantastischen Vier – Ein Titel von Bedeutung, doch…
Die Geschichte der Fantastic Four, hierzulande bekannt unter dem Namen Die Fantastischen Vier, reicht zurück bis ins Jahr 1961, als der Comic von Stan Lee und seinem Co-Autor und Zeichner Jack Kirby veröffentlicht wurde. Für Marvel-Fans hat diese Reihe eine besondere Bedeutung, denn mit ihr wurde das Silver Age eingeläutet, in dem das Marvel-Universum dahingehend ausgeweitet wurde, dass Protagonisten einzelner Universen fortan miteinander agieren und auch die Serien wechseln konnten. Eine lukrative Lizenz also, die nach den Erfolgen von X-Men (2000) und Spider-Man (2002) eine sichere Einnahmequelle versprach. Die Rechte hierfür lagen bereits seit den 80ern bei dem deutschen Produzenten Bernd Eichinger (Die unendliche Geschichte), der bereits einen Film abgedreht hatte, welcher beabsichtigt in den Archiven endete. Doch 2005 sollte es dann soweit sein: Bei einem internationalen Einspielergebnis von 330 Millionen US-Dollar zu einem Budget von 100 Millionen US-Dollar konnte die Produktion als mittelmäßiger Erfolg verbucht werden, sodass die Fortsetzung Fantastic Four: Rise of the Silver Surfer zwei Jahre später eine Existenzgrundlage erhielt. Doch während die Einnahmen stimmten, fiel der Film bei den Fans gnadenlos durch.
… verhunzte Charaktere
Originaltitel | Fantastic Four |
Jahr | 2005 |
Land | USA |
Genre | Fantasy, Action |
Regisseur | Tim Story |
Cast | Reed Richards / Mr. Fantastic: Ioan Gruffudd Susan Storm / Invisible Woman: Jessica Alba Johnny Storm / Human Torch: Chris Evans Ben Grimm / The Thing: Michael Chiklis Victor von Doom / Doctor Doom: Julian McMahon Alicia Masters: Kerry Washington |
Laufzeit | 102 Minuten |
FSK |
Was lief hier nur falsch? Zunächst einmal werden die vier Protagonisten eingeführt, auf maximal zwei Charaktereigenschaften heruntergebrochen und innerhalb des Films platziert. Während die Liebesgeschichte zwischen Reed und Susan einen nicht unerheblichen Teil der Handlung einnimmt, dürfen Johnny und Ben vor allem für Comedy sorgen. Somit ist die Aufteilung klar, doch nebenbei will schließlich auch noch die Welt gerettet und Doctor Doom als glaubhafter Bösewicht eingeführt werden. Hohe Ambitionen, die das fertige Produkt einmal durch den Schleudergang jagen. Während die Entdeckung der neuen individuellen Fähigkeiten durchaus Spaß macht und noch zu den stärksten Facetten des Titels gehört, wird es schon schwieriger, wenn das Auge auf die einzelnen Charaktere gelenkt wird. Reed und Susan definieren sich jeweils übereinander. Das hat zur Folge, dass Reed kaum andere Attribute als Ehrgeiz und seine Rolle als Alphamännchen zukommen, während Susan sich bereits früh selbst beschreibt: Eine Frau, die gesehen, begehrt und erobert werden will. Johnny darf vor allem seine Überheblichkeit ausleben, sodass es die eine oder andere Szene gibt, in der er seinen Hang zu Extremsportarten mit seiner neuen Fähigkeit kombinieren darf, doch wirkliche Wow-Momente bleiben vollständig aus. Und dann ist da noch Ben, dessen Schicksal genug Erzählstoff hergibt, doch das Originellste, was dem Drehbuch hierzu einfällt, ist eine angekratzte Lovestory. Dem Team fehlt es vor allem an wirklichen Sympathieträgern, sodass die Summe aller Bestandteile kein Ganzes ergeben will. Ganz zu schweigen von Doctor Doom, der einen der eindimensionalsten Antagonisten der 2000er-Comicfilm-Ära abgibt.
… liebloser Plot
Ähnlich verhält es sich mit der Geschichte. Diese läuft nur allzu schablonenhaft ab und ist schnell runtererzählt: Die Katastrophe – Die neuen Fähigkeiten im Alltag – Die Bedrohung wird bekämpft. In völliger Linearität wird in den letzten 20 Minuten die Welt in einem unspektakulären Endkampf gerettet, der kaum in Erinnerung bleiben wird. Davon einmal ab, fehlt es Fantastic Four an markanten Szenen, die sich festsetzen können. Hierbei überzeugen vereinzelte Comedy-Szenen noch am meisten, doch alles andere könnte kaum austauschbarer sein und vieles davon wirkt derart dümmlich, dass so manche Szene bemüht komisch wirkt. Etwa wenn Doctor Doom im Finale laut seine Gedanken teilt, dass Reed, Sue und Ben ein lästiges Trio seien und Johnny aus dem Nichts angeflogen kommt, um zu ergänzen, dass sie doch vier seien, obwohl er eben noch gar nicht am Schauplatz zugegen war. Szenen dieser Art häufen sich, sodass vieles einfach für das Vorankommen der Geschichte ohne Rücksicht auf fehlende Logik runtererzählt wird. Was nicht passt, wird passend gemacht.
… und Fehlbesetzungen
Dass aufgrund der marginalen Entfaltung der Charaktere kaum noch schauspielerische Herausforderung bleibt, liegt in der Natur der Sache. Somit können Julian McMahon als Doctor Doom und Michael Chiklis als Ben ihrer Rolle gerecht werden. Chris Evans darf als Johnny zwar nur protzen, doch immerhin erhielt er 2011 in Captain America: The First Avenger den Ritterschlag im Marvel-Universum. Doch mit Jessica Alba und Ioan Gruffudd sind zwei glatte Fehlbesetzungen zu verbuchen. Jessica Alba als wenig emanzipierte Sue dient als Eye Candy, schöne Wissenschaftlerin und umworbenes Damsel in Distress-Abziehbild, ist aber weit von Glaubhaftigkeit entfernt. Und Ioan Gruffudd ist augenscheinlich zu jung für die Rolle des erfahrenen Wissenschaftlers, sodass man ihm die Reife nur schwer abnimmt.
Fazit
Fantastic Four ist weit davon entfernt, dem Glanz seiner Vorlage gerecht zu werden. Der Film wird maximal einer Formel gerecht, doch darüber hinaus fehlt es an allen Ecken und Enden für das nötige Fingerspitzengefühl, um mit den Charakteren etwas anzufangen, das sie aus ihrem Käfig ausbrechen lässt. Sie bleiben Sklaven ihrer zwei Charaktereigenschaften und schlagen sich, begleitet von einem absteigenden Spannungsbogen, durch den Film, dem es an so vielem fehlt. Vor allem aber an einer anständigen Dramaturgie. Somit verpufft die Geschichte mit zunehmender Spielzeit von selbst. Kein Wunder, dass mittlerweile der Mantel des Schweigens über diesen Film gelegt wird. Dabei sollten die Folgefilme zeigen, dass es immer ein Spülbecken tiefer geht.
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