Dead or Alive 6

Je nachdem, auf welchem System man damals Dead or Alive 5 gespielt hat, liegt das Erlebnis drei (PS4, Xbox One) bzw. sechs Jahre (PS3, Xbox360) zurück. Als die Arbeiten an dem Spiel im Dezember 2017 offiziell beendet wurden, stand noch längst nicht fest, dass es bereits im März 2019 weitergehen sollte: Dead or Alive 6 sorgte bereits im Vorfeld für Aufsehen mit der Ankündigung, dass die Entwickler einen seriöseren Weg einschlagen wollen und dass der offiziell sechste Teil weniger sexy werden sollte. Ein bisschen weniger von allem scheint ohnehin das Motto dieses Teils zu sein…

Story in einem Fighting Game? Wieder Fehlanzeige.

Naturgemäß glänzen Fighting Games nicht mit bahnbrechenden Geschichten. Dabei würde es sich doch anbieten, Figuren wie in einer Serie über Jahre hinweg zu entwickeln. Diese Chance verpasst Team Ninja einmal mehr, denn mit den Figuren wird schlichtweg nichts erzählt. Der Story Mode besteht aus kleinen Cutscenes, die Kämpfe kurz einleiten, ehe es zur nächsten geht. Ein Übungskampf hier, ein Showkampf dort. Tina hängt noch immer mit ihrem Vater in Wrestlingkämpfen herum, Kasumi gegen Phase 4, Hitomi und Honoka erforschen die Welt. Nichts Weltbewegendes also, sodass jene Szenen allenfalls wie ein Vorwand wirken, um den Kämpfen irgendeinen Rahmen zu geben. In dieser Hinsicht hinkt Dead or Alive deutlich hinter der Tekken-Reihe her. Hanebüchener könnten die Motivationen der einzelnen Charaktere kaum sein. Da die Dialoge obendrein noch nicht einmal lippensynchron sind, entsteht ein Trashfaktor, welcher seinesgleichen sucht. Schade, denn ein Injustice 2 macht vor, wie es sein sollte.

Die neuen Herausforderer

Originaltitel Dead or Alive 6
Jahr 2019
Plattform Microsoft Windows, PlayStation 4, Xbox One
Genre Beat’em up
Entwickler Team Ninja
Publisher Koei Tecmo
Spieler 2
USK

Es gehört zum guten Standard eines jeden Prügelspiels, mit jedem neuen Teil mindestens zwei neue Kämpfer einzuführen. Dead or Alive 6 zeigt sich hierbei besonders berechnend: Für das westliche Publikum wurde der mexikanische Straßenkämpfer Diego kreiert, welcher gemäß Director und Produzent Yohei Shimbori für ein männliches Publikum zwischen 25 und 35 gedacht ist. Sein weibliches Novum-Pendant nennt sich NiCO und ist eine finnische Wissenschaftlerin. Dieser blauhaarige Charakter ist von Animefiguren inspiriert und soll vor allem östlichen Ansprüchen gerecht werden. Damit scheinen Spieler weltweit also nun bedient. Doch da gibt es noch die Liste aller bekannter Figuren, sodass die Gesamtanzahl auf 27 anwächst. Alte Hasen wie Kasumi, Ayane und Hayabusa sowie die Frischlinge Honoka, Marie oder Rig. Mit Mai Shiranui sowie einem bislang noch nicht veröffentlichten Bonuskämpfer haben zwei King of Fighters-Charaktere einen Gastauftritt. Zwei bislang fehlende Charaktere sind Leon und Gen Fu. Spannender als die Frage, OB die beiden Figuren ihren Weg ins Spiel finden werden, ist eher auf welchem Weg.

Wer schön sein will, muss zahlen

Seit Mitte der 90er begeistert die Dead or Alive-Reihe bereits die Massen. Die 90er, das war die Geburtsstunde vieler Prügelreihen, von denen nur wenige die nächsten zehn Jahre überleben sollten. Von Anfang an hatte das Spiel drei Aushängeschilder: sein temporeiches und dynamisches Kampfsystem, seine interaktiven Stages inklusive Danger Zones sowie grenzenlosen Körper- und Charakterkult. Letzteres ist auch ein Grund dafür, weshalb die Marke Dead or Alive eine beachtliche Menge männlicher Fans hat: Die ebenso schön wie liebevoll gestalteten Kämpferinnen dominieren nicht nur in der Menge – sie sind Anziehpuppen, die den Spielern den größtmöglichen Freiraum bieten, eigene Wünsche (und Vorlieben – hust) mit einzubringen. Bereits in Dead or Alive 5: Last Round wurden Spieler regelmäßig mit neuen Kostümen per Season Pass zur Kasse gebeten. Auf freiwilliger Basis, versteht sich, doch wer regelmäßig spielt und die Figuren mag, lässt sich da nicht zweimal bitten. Insgesamt 1.267 Euro musste man vorlegen um in den Genuss aller Kostüme zu kommen. Einmal davon abgesehen, dass Dead or Alive 5: Last Round schon die zweite Auflage des Spiels ist, das bereits 2012 erschien.

Die Sache mit dem 90 Euro teuren Season Pass

Es verwundert insofern zumindest nicht, dass diese DLC-Strategie auch mit dem neusten Ableger konsequent weiterverfolgt wird. Doch der Preis des ersten Season Pass spricht bereits Bände. 90 Euro, das sind schon einmal 20 bis 30 Euro über dem Preis des Spiels bei Einführung. Ärgerlich für die Fans, denn obendrein sorgt ein Hinweis beim Kauf des Season Pass für weiteres Stirnrunzeln: Unter Umständen enthält jener Pass nicht alle DLC-Elemente, die zwischen Season Pass 1 und Season Pass 2 erscheinen. So genau weiß das noch niemand, ist angesichts der Umstände vielleicht aber nicht die geschickteste Methode, um Fans zufrieden zu stimmen. Nun könnte man immerhin sagen: Ein Spiel wie Dead or Alive 6 bietet doch sicherlich genügend freispielbare Kostüme an. Stimmt, das entspricht zumindest schon einmal den Tatsachen. Gäbe es da nicht den Haken mit dem Freischalten…

Kleider machen Spieler mit Ausdauer

Um Kostümteile freizuspielen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Man meistert den klassischen Arcade-Modus (8 Kämpfe) oder den neuen Quest-Modus (“DOA-Quest”). Bei diesem handelt es sich im Grunde genommen um einen Missions-Modus, der dem Spieler vorgibt, unter welchen Umständen (“blocke drei Würfe”, “gewinne innerhalb der Zeit”, …) er die jeweilige Runde zu gewinnen hat. Für das Beenden der jeweiligen Modi gibt es Ingame-Money und es wird ein Kostümteil freigespielt. Richtig: ein Teil. Dieses Teil ist allerdings nicht nutzbar, sondern steht erst dann zur Verfügung, wenn das zweite Teil ebenfalls freigespielt wurde. Das ist gar nicht so einfach, denn der Zufallsmodus entscheidet, welches Kostümteil welchen Kostüms von welchem der Kämpfer freigeschaltet wird. Man nehme also alle Teile, multipliziere diese mit der Anzahl der Kostüme und der Anzahl der spielbaren Figuren. Das Ergebnis spricht Bände. Doch damit nicht genug: Sind die vollständigen Kostüme also freigeschaltet, müssen sie noch mittels Ingame-Währung gekauft werden. Ein immenses Unterfangen für ein paar Kostüme…

Bleibender Schaden

Sieht man einmal von allen Begleitumständen ab, ist Dead or Alive ein fantastisch aussehendes Beat’em up mit einem exzellenten Kampfsystem. Mit letztlich fünf Tasten lassen sich die weit über 100 Kombo- bzw. Angriffsmöglichkeiten pro Figur erreichen, ohne dass man in Gefahr kommt, sich die Finger zu verknoten. Die Charaktere steuern sich selbst für Anfänger intuitiv. Im Wesentlich hat sich nichts geändert: Schläge und Tritte werden mittels Richtungsvorgabe kombiniert, ergänzt durch ein Arsenal an Griffen und Würfen. Als neues Element kommt die “Bruchanzeige” hinzu, welche Teil des”Fatal Rush”-Systems ist. Eine simple Abfolge mittels Schultertaste, die für eine opulente Inszenierung sorgt und Schaden beim Gegner hinterlässt. Diese Sequenz läuft in Zeitlupe ab und hinterlässt nicht nur Blessuren, sondern sorgt auch für dezentes Bluttröpfeln im Gesicht mancher Figuren. Obendrein lösen sich Pferdeschwänze und Dutts, sodass die Haare mancher Figuren offen sind, Brillen, Masken und Kapuzen überstehen den Angriff ebenso nicht. Zudem wurden die Kostüme mit Schadenmodellen versehen, sodass Risse und Fetzen der Kleidung zum Vorschein kommen. Diese Funktion wurde erstmals mit zerstörbaren DLC-Outfits in Dead or Alive 5: Last Round eingeführt und gehört nun zum Standard. Eine gelungene Option, wenngleich die Umsetzung ein wenig simpel ist: Es reißt stets dieselbe Stelle des Kostüms und ein zweiter Angriff sorgt für keinen weiteren Schaden. Allzu sexy sind die Kleiderfetzen dann auch nicht, legen sie zumindest selten nackte Tatsachen frei. Zwar gibt es noch immer ein paar Outfits der Marke Reizwäsche und Sex Shop-Inventar, allerdings ist die Auswahl überschaubar. Spieler, die bislang nicht ohne das Bouncing Breast-Feature leben wollten, müssen dies spätestens nun: Diese Funktion wurde bislang nicht entwickelt und es bleibt für Fans nur zu hoffen, dass dieses nicht zusätzlich gekauft werden muss.

Auf den Tag Team-Modus sollst du verzichten

Eine Pille, die langjährige Spieler noch schlucken müssen, ist der Wegfall des beliebten Tag Team-Modus. Erstmals in Dead or Alive 2 eingeführt, konnten Spieler ein Kampfduo zusammenstellen, welches gegen ein anderes Duo antritt. Während ein Charakter kämpft, wartet der andere zur Regenerierung im Off, bis ausgewechselt wird. Dieser Modus befindet sich nicht mehr im Spiel, stattdessen sollen Spieler online neue Herausforderer finden.

Fazit

Dead or Alive 6 lässt spielerisch nur wenige Wünsche offen und zeigt sich zugänglich wie kaum ein anderes Fighting Game. Daneben ist es auch wunderbar anzusehen: Die (in jeder Hinsicht) scharfen Kämpfer überzeugen mit flüssigen Bewegungsabläufen in furiosen Stages, die Schadensmodelle sorgen für einen neuen Härtegrad und die Inszenierungen des neuen Fatal Rush-Systems lassen staunen. Dem gegenüber steht ein Spiel, welches unfertiger nicht wirken könnte: Eine überschaubare Anzahl an teilweise recycelten Stages, Kostüme, die es nicht ins Spiel geschafft haben und für teures Geld angeboten werden und ein Spielumfang, der für Frust sorgt. Nach den Erfahrungen mit Dead or Alive 5: Last Round ist für viele Fans bereits klar, dass alle Add-ons ihren (saftigen) Preis haben werden. Als wollte einem das Entwicklerstudio sagen, dass das Gameplay bereits geil genug sei und man damit zufrieden sein solle. Zumindest ist die Fangemeinde groß genug, um ihre Reihe auch finanziell weiterhin zu unterstützen. Doch auch andere Titel wie Mortal Kombat 11 stehen bereits in den Startlöchern…

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Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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