Edna & Harvey: The Breakout
Bereits im Jahr 2008 für den PC veröffentlicht, bricht Edna seit Juni 2020 auch auf PlayStation 4, Nintendo Switch und Xbox One in Form der grafisch und spielerisch aufpolierten Edna & Harvey: The Breakout – Anniversary Edition aus. Im deutschen Sprachraum besser als “Edna bricht aus” bekannt, entführt das von Daedalic Entertainment entwickelte klassische Point-and-Click-Adventure Spieler in eine Psychiatrie, in der Protagonistin Edna aus ihr unverständlichen Gründen festsitzt. Schließlich kann sie doch gar nicht verrückt sein und ihr sprechender Stoffhase gibt ihr da auch Recht!
In der Polsterzelle einer Psychiatrie wacht die junge Edna auf. Sie hat ihre Erinnerungen verloren und weiß nicht, warum sie in der Psychiatrie ist. Gesellschaft leistet ihr nur ihr blauer Stoffhase Harvey, den Edna für lebendig hält und mit dem sie sprechen kann. Gemeinsam beschließen Edna und Harvey, aus der Polsterzelle und daraufhin auch der Anstalt zu entkommen …
Je schräger, desto lustiger
Originaltitel | Edna bricht aus |
Jahr | 2008 (Original), 2020 (Anniversary Edition) |
Plattform | PS4, Nintendo Switch, Xbox One, PC |
Genre | Adventure |
Entwickler | Daedalic Entertainment |
Publisher | Daedalic Entertainment |
Spieler | 1 |
USK | |
Veröffentlichung: 17. Juni 2020 |
Ohne Frage, die Geschichte des Games ist recht schräg und das zeigt sich dann auch in ihrem Verlauf fortwährend, denn auf ihrer Flucht trifft Edna allerhand schräge Figuren und schwarzer Humor sowie Sarkasmus gehören quasi zum guten Ton. So wirkt die Geschichte zwar auf den ersten Blick deprimierend, ist durch die abgedrehte und auf Humor ausgerichtete Präsentation aber wunderbar leichtherzig und somit sehr gut für einige witzige Stunden zwischendurch geeignet. Auch der Look des Games mit seiner comichaften, einfachen Darstellung fügt sich sehr gut in die Gesamtatmosphäre ein.
Ein klassisches Adventure der alten Schule
Edna & Harvey – The Breakout ist sowohl von der Steuerung als auch der Präsentation dem Point-and-Click-Adventure zuzuordnen, einem Genre, das schon 2008 so langsam in der Versenkung verschwand. Genau das ist aber eine der Stärken, denn Titel wie diese findet man vor allem im Jahr 2020 fast gar nicht mehr und bringt somit wohl in jede Spielbibliothek etwas Abwechslung. Als Point-and-Click-Adventure setzt das Game auf 2D-Optik, Interaktion per – das Genre verrät es schon – Klicken bzw. Tastendruck auf Gegenstände und auswählbare Dialogoptionen. Anhander Tatsache, dass quasi bei allem, was angeklickt werden kann, auch eine Reaktion der Charaktere folgt, ist die Liebe, die in die Entwicklung des Titels gesteckt wurde, deutlich erkennbar. Noch dazu ist das Game komplett vertont mit passenden Sprechern.
Edna und Harvey im Wechsel
Die Steuerung per Interface ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, ist man als Spieler heutzutage eine derart simple, aber irgendwie auch etwas umständliche Steuerung einfach nicht mehr gewöhnt. Es dauert jedoch nicht lange, bis diese Steuerung locker von der Hand geht. Die Handlung spielt nicht nur in der Psychiatrie, sondern Harvey kann durch das Sehen konkreter Gegenstände Edna in die Vergangenheit bringen, sodass sie sich nicht nur wieder an mehr Fetzen ihres Gedächtnisses erinnern kann, sondern auch eigentlich mal gelernte Fähigkeiten wieder erwirbt, wie etwa das Knacken von Schlössern durch abgekaute Nägel. An einigen Passagen kann bzw. muss der Spieler zwischen Edna und Harvey als Spielfigur wechseln, um voranzukommen. Nach der ersten noch recht linearen Passage wird dem Spieler viel Bewegungsfreiheit gewährt, was zwar einerseits natürlich toll ist, andererseits mit der Zeit auch nerven kann. Denn das Spiel nimmt den Spieler ab diesem Zeitpunkt nur noch sehr beschränkt an die Hand und somit kann es passieren, dass man längere Zeit einfach nur herumirrt, da man nicht weiß, wo man hin soll und was man machen soll. Ähnlich verhält sich das dann bei den zahlreichen Rätseln, deren Lösungen teilweise nicht wirklich logisch sind, was natürlich durch die schräge, überdrehte Präsentation gewollt ist, aber auch das Nervenköstum strapazieren kann.
Technisch aufgehübscht
Zwar haben das Gameplay und das Worldbuilding somit Vor- und Nachteile, aber die Grafik sieht für einen Titel mit dem Ursprung im Jahr 2008 durchaus gut aus, auch wenn diese natürlich sehr simpel ist und keinerlei Anspruch auf Realismus erhebt. Das Bild ist im Gegensatz zum Original im 16:9-Format und die Farben strahlen dem Spieler in HD entgegen, den nostalgischen Charme verliert Edna & Harvey dadurch aber nicht. Interessant wie auch außergewöhnlich ist die Tatsache, dass Edna & Harvey die Realisierung der Ideen aus der Diplomarbeit des leitenden Entwicklers Jan Müller-Michaelis ist. Gut zu wissen: Es gibt mit Edna & Harvey: Harvey’s New Eyes (hierzulande besser bekannt als “Harveys neue Augen”) auch ein Sequel, das wie auch das Remaster des Originals nicht nur für den PC, sondern auch für die gängigen Konsolen erhältlich ist.
Fazit
Edna & Harvey – The Breakout ist in erster Linie ein wundervoller Vertreter des nahezu ausgestorbenen Click-and-Point-Adventures, das ältere Spieler in Nostalgie schwelgen lässt und jüngeren Spielern ein einzigartiges Erlebnis bietet. Ich selbst habe das Original nie gespielt und auch mit dem Genre zuvor fast keine Erfahrung gesammelt, aber mir hat das Game viel Spaß gemacht. An die Steuerung gewöhnt man sich und die irrwitzige Handlung mit durchaus spannenden Wendungen um Ednas im Verborgenen liegende Vergangenheit ist einfach unterhaltsam. Leider hat es mich teilweise aber schon sehr gestört, dass das Game derart auf Nichtlinearität setzt, dass man manchmal einfach nicht weiß, was man denn zum Fortsetzen der Handlung nun tun soll. Vermutlich liegt das auch an mir, aber der Frust wächst nun einmal mit jeder Minute, in der man nicht versteht, was man genau tun soll, an. Trotzdem ist der Titel durch seine Einzigartigkeit eine schöne Abwechslung zu den meisten anderen Games.
© Daedalic Entertainment