Nickelodeon All-Star Brawl
Mit nur einem einzigen Blick auf Nickelodeon All-Star Brawl ergibt sich schon der Quell der Inspiration des Beat’em up-Games: Super Smash Bros. Ein Geheimnis ist das nicht und der Titel aus dem Hause Fair Play Labs macht auch keinen Hehl daraus, dass es sich hierbei um ein Me Too-Produkt handelt. Im Gegenteil: Die Nähe zu Super Smash Bros. ist derart groß, dass man oberflächlich betrachtet das Gefühl bekommen könnte, dass lediglich der Name und die Figuren ausgetauscht wurden. Die beliebtesten Figuren aus diversen Nickelodeon-Serien treffen darin im ultimativen Crossover-Turnier aufeinander. Auf den 20 thematischen Stages können seit dem 5. Oktober 2021 bis zu vier Spieler gleichzeitig aufeinander eindreschen. Können die beiden Brawler überhaupt miteinander verglichen werden?
Kämpft mit euren Lieblings-Nickelodeon-Charakteren in bombastischen Plattform-Schlachten: Die Helden aus dem Nickelodeon-Universum treten gegen die Stars aus SpongeBob Schwammkopf, Teenage Mutant Ninja Turtles, Willkommen bei den Louds, Danny Phantom, Aaahh!!! Monster, Expedition der Stachelbeeren, Hey Arnold!, Rugrats und vielen weiteren um die ultimative Cartoon-Herrschaft an.
Übersichtlich, kompakt und … gut?
Originaltitel | Nickelodeon All-Star Brawl |
Jahr | 2021 |
Plattform | PlayStation 4, Nintendo Switch, Xbox One, PlayStation 5, Xbox Series, Microsoft Windows |
Genre | Beat’em up |
Entwickler | Ludosity, Ludosity AB, Fair Play Labs |
Publisher | GameMill Entertainment, Maximum Games |
Spieler | 1–4 |
USK | |
Veröffentlichung: 5. Oktober 2021 |
Schon das erste Swipen durch die Menüs offenbart eines: viel Übersichtlichkeit. Und zwar nicht im Sinne einer guten Ordnung. Natürlich kann ein Spiel, das als neue IP auf dem Markt etabliert wird, nicht mit dem massiven Umfang des Platzhirsches mithalten. Schließlich wurde auch Rom nicht in an einem Tag gebaut. Aber der Reihe nach: Im Arcade-Modus kämpft man gegen eine Reihe von Computergegnern. Daneben gibt es den klassischen vs-Modus, in dem man wahlweise menschliche oder computergesteuerte Gegner verdrischt. Hinzu kommt nur noch ein Fußball-Modus, in dem es darum geht, den Ball ins gegnerische Tor zu verfrachten. Es gibt ein Optionsmenü, in dem lediglich die Lautstärke reguliert werden kann. Eine Galerie beinhaltet Wallpaper der Charaktere und eine Jukebox für die Musik. Soviel zu den sonstigen Möglichkeiten. Insgesamt ist also der erste Verdacht, der beim reinen Überfliegen der Möglichkeiten entsteht, bereits entlarvend: Viel geboten wird einem hier nicht. Das ist vor allem deswegen schade, da ein klassischer Story-Modus fehlt. Denn jeder Nickelodeon-Charakter besitzt eine Geschichte, die sich auch in kompakter Form erzählen ließe. Davon ist dem fertigen Spiel nichts anzumerken. Der Umfang der Modi-Wahl enttäuscht gewaltig. Dabei allein bleibt es jedoch nicht.
Überschaubarer Cast ohne Voice-over
Die Kämpferriege besteht aus 20 Charakteren aus 13 Nickelodeon TV-Shows, die alle von Anfang an freigeschaltet sind und sich grundsätzlich unterschiedlich spielen. Die Kämpfermodelle könnten durch die Bank mehr Details vertragen, lassen sich aber allesamt gut identifizieren. In den ersten Sekunden kann das durchaus ein Euphorie-Gefühl auslösen, weil im Kopf direkt ein Gefühl von “Endlich ist XY ein Smash Bros.-Charakter!” entsteht. 20 Figuren wirkt für heutige Verhältnisse sehr wenig, auch wenn Super Smash Bros. auf dem Nintendo 64 einst mit gerade einmal zehn Charakteren startete, doch mittlerweile leben wir in anderen Zeiten. Figuren wie Timmy Turner, Jimmy Neutron oder Rocko werden somit gleich zu Beginn vermisst. Es ist aber nicht auszuschließen, dass hier vielleicht per DLC nicht noch nachgeliefert wird. Ehe der Kampf beginnt, werden den Figuren ein paar generische Sätze in den Mund gelegt. Diese haben nichts mit ihnen an sich zu tun und sind auch nicht vertont, sondern erfolgen ausschließlich per Textbubble. Wer also auf ein wenig Original-Flair hofft, bekommt die nächste Klatsche. Auf individuelle Abspänne braucht man ebenso wenig zu hoffen wie auf Zwischensequenzen. Es scheint, als sei Nickelodeon hier mit Lizenzen besonders knauserig gewesen.
Herausforderung Steuerung
Hinsichtlich seines Gameplays gibt es bei Nickelodeon All-Star Brawl wenig zu erklären: Wie in Super Smash Bros. bewegen sich die Spielfiguren über Plattformen. Es gilt, die gegnerischen Spieler und/oder CPU-Feinde aus dem Bildschirm zu befördern, indem sie entweder aus den Seitenrändern verdrängt werden oder aber abstürzen. Das funktioniert umso einfacher, je höher der Schaden ist, den die Gegner eingesteckt haben. Dafür stehen normale Angriffe und Spezial-Angriffe zur Verfügung. Hinzu kommen diverse Greif-Techniken. Die Steuerung lernt sich soweit intuitiv. Gewöhnungsbedürftig ist nur, dass zum Springen eine weitere Taste gedrückt werden muss. Die Lösung liegt nahe: Die Tasten können umbelegt werden. Allerdings ist diese Hilfestellung nur bedingt praktisch, da dies beispielsweise im Mehrspieler-Modus nach jedem Kampf von Neuem erfolgen muss. Es bleibt ein großes Fragezeichen, wieso niemand diesen Umstand bedacht hat. Die Steuerung bringt ebenfalls Probleme sich: Die Figuren steuern sich recht plump, die Hitboxen sind gefühlt willkürlich, die Flugkurven oft nicht den Prozenten an Schaden entsprechend und Standard-Moves wie eine Ausweichrolle gibt es nicht. Ärgerlich für Casual-Spieler:innen ist, dass sie keine Chance gegen erfahrenere Spieler:innen haben. Das liegt daran, dass anders als in Super Smash Bros. keine Items existieren, die das Vorankommen erleichtern.
Wenige Lichtblicke
Was bleibt nach all den Kritikpunkten positiv anzumerken? Der Online-Modus läuft flüssig und gewährt ein stabiles Spielerlebnis. Das gelang dem Nintendo-Brawler über eine lange Zeit nicht, insofern hat Nickelodeon hierbei von Anfang an die Nase vorn. Auch hinsichtlich der Geschwindigkeit der Kämpfe zieht Nickelodeon an Nintendo vorbei. Die Stages sind allesamt hübsch gestaltet, auch wenn die Chance verpasst wurde, Omega-Stages einzurichten, die kompetitiven Spieler:innen ermöglicht, abseits irgendwelcher Gefahren zu koppen. Und darüber hinaus? Offen gestanden ist zum Launch-Termin sonst wenig Positives zu finden, auch wenn der Publisher in engem Austausch mit den Fans steht, um kurzfristig nachzubessern.
Fazit
Auf den ersten Blick scheint Nickelodeon All-Star Brawl alles richtig zu machen. Vielleicht auch: machen zu wollen. Der gute Wille, Fans ein adäquates Super Smash Bros.-Erlebnis bieten zu wollen, ist ohne Umschweife erkennbar. Auf der Haben-Seite stehen kombolastige Kämpfe auf Hochgeschwindigkeit, ein robuster Online-Modus und selbstverständlich das volle Set an Original-Charakteren, die Fans über Jahrzehnte nun liebgewinnen konnten. Das alleine reicht bei weitem nicht aus, um auch ein gutes Spiel hervorzubringen: In allen anderen Punkten herrscht massiver Nachholbedarf, insbesondere hinsichtlich Figuren und Spiel-Modi. Der geringe Umfang sorgt dafür, dass das Spiel genau so lange Spaß macht, wie man einmal alle Figuren ausprobiert hat. Danach bleibt nichts, was zum Dranbleiben motiviert. Dies hat Super Smash Bros Ultimate. mit der Fülle an Unlockables wesentlich besser hinbekommen. Insgesamt handelt es sich um ein sehr unausgereiftes Spielerlebnis, das einem Early Access nahekommt und nicht den Vollpreis rechtfertigt.
© Game Mill
Veröffentlichung: 5. Oktober 2021