Silent Hill: The Short Message
Überraschungen gibt es selten in der Gaming-Welt. Zumeist werden wir Monate im Voraus mit Leaks und Info-Schnipseln beliefert. Anders im Fall von Silent Hill: The Short Message. Beim State of Play am 31. Januar 2024 ließ Konami die Bombe platzen. Man kündigte das lange kursierende, aber nie enthüllte Spiel an und veröffentlichte es sogleich für PlayStation 5 – und zwar kostenlos! Fairerweise muss man dazu sagen, dass dieser Shadowdrop natürlich kein vollwertiger Spieltitel ist und eher einen Vorgeschmack auf Look & Feel des folgenden Silent Hill 2 Remakes darstellt. The Short Message beschäftige sich mit bekannten Problemen unserer Zeit. Producer Motoi Okamoto benennt soziale Medien, Bullying, Suizidgefahren und den Kern der Serie – „das Gefühl, physisch verängstigt in eine Ecke gedrängt zu werden“.
Die depressive Schülerin Anita wird von einer Freundin via Textnachricht zu einem verlassenen Wohnkomplex am Rande der Stadt gerufen. Während sie die unheimliche Umgebung erkundet, wird sie mit einer dunklen Wahrheit konfrontiert, die sie zu verdrängen versucht hatte. Was ist mit Anita geschehen und welche Hilfe ist ihre Freundin Amelie, mit der sie über die Nachrichtenfunktion ihres Smartphones Kontakt hält?
Teenage Angst
Originaltitel | Silent Hill: The Short Message |
Jahr | 2024 |
Plattform | PlayStation 5 |
Genre | Survival-Horror |
Entwickler | Konami Digital Entertainment, HexaDrive |
Publisher | Konami |
Spieler | 1 |
USK | |
Veröffentlichung: 31. Januar 2024 |
Silent Hill: The Short Message erzählt eine Geschichte rund um die jugendliche Protagonistin Anita und damit eine Original-Geschichte, die auch innerhalb dieses Spiels abgeschlossen ist. Aus der First-Person-Perspektive, anders als in den klassischen Silent Hill-Titeln, laufen wir mit ihr durch einen verlassenen, stark heruntergekommenen Gebäudekomplex und suchen unsere Freundin Maya. Die einzigen Gegenstände, die sie mit sich führt, sind eine Taschenlampe und ihr Smartphone, welches gleichzeitig dazu dient, die Handlung durch Textnachrichten voranzutreiben. Die Dialoge mit ihren Freundinnen Amelie und Maya verraten gleichzeitig auch eine Menge über Anita und so erfahren wir mehr über ihre mentale Verfassung und das Sorgenbündel, welches sie mit sich herumträgt. Dabei kommen einerseits klassische Teenager-Probleme zum Tragen, andererseits will das Spiel auch Depressionen mit dem nötigen Fingerspitzengefühl behandeln. Immer wieder tauchen Warnhinweise auf, welche Spielenden mit ähnlichen Problemen raten, sich nach professioneller Hilfe umzusehen. Thematisch wird vor allem eine jüngere Spielerschaft angesprochen, die die Reihe bislang nicht kennen und sich auf einer heutigen Konsolengeneration bewegen. Denn die Silent Hill-Teile erschienen zwischen 1999 und 2012, sodass mittlerweile zwölf Jahre später erst einmal eine neue Spielerschaft an das Franchise herangeführt werden soll.
Playable Teaser
Nicht nur Suizid ist in dem kurzweiligen Horrorexperiment ein bestimmendes Thema, sondern auch Mobbing, das Verarbeiten der Vergangenheit sowie die Auswirkungen auf die Psyche aufgrund der Covid-Pandemie.* In drei kurzen Kapiteln werden im Schnelldurchlauf viele Themen aufgearbeitet, was vor allem über Zwischensequenzen geschieht. Dabei kommen real gefilmte Szenen zum Einsatz, in denen wir auch mehr über Maya erfahren, die von Haruka Sakaguchi (JK kara yari-naosu shiruba puran) verkörpert wird. Erzählt wird viel, aber was gibt es nun konkret zu tun? Hier beginnen die wirklichen Probleme, denn das öde Gameplay hat außer herumlaufen und Gegegenstände untersuchen wenig zu bieten. Die Herausforderung liegt darin, sich seinen Weg durch ein düsteres Gebäude zu bahnen. Echte Interaktionsmöglichkeiten (sieht man einmal davon ab, dass Bilder untersucht werden können) bleiben aus und der Weg ist vollständig linear. Nur Türen lassen sich öffnen, der Rest bleibt vorgegeben. All das macht The Short Message eher zu einer Demo und erinnert an einen Walking Simulator. Nur dass es dazu ein Maximum an Story gibt und manchmal gar nicht mehr nachvollziehbar ist, welche der Damen nun mit welchem Trauma zu kämpfen hat. Subtiler Grusel bleibt weitgehend aus und das Spiel zieht seinen größten Horror daraus, den Spieler in eine Stresssituation zu versetzen, in der Anita vor einer Erscheinung davonlaufen muss und panisch durch die Gänge irrt. Das wird schnell monoton, da sich diese Art der Actionszene gleich mehrfach wiederholt. Spätestens im dritten Kapitel, wenn zudem auch noch in der Hektik Gegenstände eingesammelt werden wollen, artet das in unnötigen Stress aus.
Fazit
Silent Hill: The Short Message bewegt sich auf dem Level einer Demo: Das repetitive Gameplay nutzt sich schnell ab und die Fluchtszenen nerven bisweilen sogar. Die klassische Silent Hill-Stimmung kommt nicht auf. Dafür fehlt es an Atmosphäre und der morbiden Stimmung, welche insbesondere die ersten drei Teile der Reihe mitbringen. Stattdessen kommt es hier zu einem bunten Potpourri aus japanischem Klischee-Grusel inklusive Kirschblüten-Monster. Das alles im Rahmen einer Teenager-Geschichte, die derart nervend erzählt ist, dass wohlmöglich sogar die Zielgruppe nur noch mit den Augen rollen kann. Wer Titel wie Life is Strange aufgrund ihrer Handlung mag und Horror nicht abgeneigt ist, kann einen Blick wagen. Angesichts der kostenlosen Verfügbarkeit geht man zumindest nur ein zeitliches, aber kein finanzielles Risiko ein. Alle anderen warten besser auf Silent Hill 2.
© Konami
* Hinweis gemäß Pressekodex: Wenn ihr Suizidgedanken habt oder euch in einer akuten Krise befindet, wendet euch bitte an euren behandelnden Arzt oder Psychotherapeuten, die nächste psychiatrische Klinik oder den Notarzt unter 112. Die Telefonseelsorge erreicht ihr rund um die Uhr und kostenfrei unter 0800-111 0 111 oder 0800-111 0 222.