The Gardens Between
Die besonderen Indie-Titel haben sich längst durchgesetzt und erweisen sich als finanzielle Hebel für kleine Studios. Nicht bei allen Spielern stoßen solche Titel auf viel Gegenliebe, denn die einfachen Designentscheidungen kitzeln selten das grafische Potenzial einer Konsole hervor. Spieler, die dafür an unkonventionellem Gameplay Interesse zeigen, finden allerdings eine Goldgrube vor. In dieser tummelt sich auch The Gardens Between, welches eine große Besonderheit mit sich bringt: Man steuert nicht etwa die Figuren, welche sich hier durch eine ausgefallene Puzzle-Welt bewegen, sondern den Fluss der Zeit. Dadurch lassen sich Gegenstände verändern, Mechanismen aktivieren und neue Wege finden. Der Titel aus dem Studio The Voxel Agents ist seit Oktober 2018 für alle gängigen Plattform erhältlich.
Die beiden Sandkastenfreunde Arina und Frendt sitzen in ihrem Baumhaus, als ein Gewitter die beiden überrascht. Sichtlich geknickt ziehen sie sich in ihren Unterschlupf zurück. Erst prasselt Regen auf das undichte Dach hinab, dann lässt ein Donnerschlag den Boden vibrieren und schließlich schlägt ein Blitz in das Dach ein. Eine Lichtkugel transportiert die beiden in eine magische Parallelwelt, in der die Geschichte ihrer Freundschaft anhand gesammelter Erinnerungen rekonstruiert werden muss.
Glanzvolle Nostalgie trifft auf surreales Kunstwerk
Originaltitel | The Gardens Between |
Jahr | 2018 |
Plattform | Nintendo Switch, PC, Xbox One, PlayStation 4 |
Genre | Puzzle |
Entwickler | The Voxel Agents |
Publisher | The Voxel Agents |
Spieler | 1 |
The Gardens Between setzt sich aus 19 Levels zusammen, die jeweils als eine Art Insel gestaltet sind. Jeder Spielabschnitt birgt dabei Erinnerungsfetzen: Umzugskartons, das Baumhaus, der erste VHS-Recorder… Diese erscheinen in übernatürlichen Größen und sind oft so miteinander verzahnt, dass erst durch spielerischen Einsatz klar wird, inwiefern sie einen Effekt auf den Fluss der Zeit haben können. Das Zurückspulen eines Kassettenrekorders befördert eine Kassette hinaus, die dann als Brücke dient. Diese physischen Rätsel sind typisch für das Spiel: Sie regen die Fantasie des Spielers an, um herauszufinden, welche Gegenstände an welchen Orten notwendig sind, um voranzukommen. Es gibt immer nur einen Weg, denn das Spiel zeichnet sich durch völlige Linearität aus. Begleitet wird diese Entdeckungsreise von viel Melancholie, immerhin schwelgen beide Charaktere in ihren Erinnerungen und durchlaufen ihre gemeinsame Freundschaft. Weshalb das so ist, wird erst am Ende des Spiels offenbart.
Freunde halten zusammen
Simpler könnte die Steuerung des Spiels kaum ausfallen: Mit dem linken Stick wird die eine, mit dem rechten Stick die andere Figur bewegt. Vorwärts und rückwärts, denn der Weg ist vorgeschrieben und damit sind auch sämtliche Bewegungsentscheidungen vorab definiert. Nicht immer müssen beide gleichzeitig bewegt werden. Meist wird der Bewegungsfluss einer Figur vorwärts oder rückwärts gespult, um an einer bestimmten Position stehen zu bleiben, damit die andere Figur eine bestimmte Aktion (etwa das Läuten einer Glocke oder das Aktivieren eines Schalters) ausführen kann. Beispielsweise trägt Arina eine Laterne mit sich. Diese, an einer bestimmten Stelle der Insel abgestellt, sorgt dafür, dass Geister vertrieben werden, womit der Weg für Frendt geebnet ist. Da beide Charaktere nicht auf jeder Insel an derselben Stelle starten, ergeben sich ganz unterschiedliche Muster zur Bewältigung der Aufgaben. Die Grafik ist simpel gehalten und weist nur sehr wenige Details auf. Da wir Arina und Frendt auch nur aus der Entfernung sehen, sind sie nicht sonderlich detailliert gestaltet, was auch für sämtliche Objekte der Insel gilt. Das ist verschmerzbar angesichts der tollen Designideen, wenn es um die einzelnen Level geht. Ein gelegentliches Ruckeln bleibt leider nicht aus, doch wer sich wirklich für den Titel interessiert, stört sich auch daran nicht.
Fazit
Das innovative Spielprinzip macht The Gardens Between zu einem gelungenen Spielerlebnis voller Aha-Momente. The Voxel Agents hat einen cleveren Knobel-Titel mit starker intuitiver Steuerung entworfen, welcher jedem Freund des Experimentierens und Kombinierens wärmstens ans Herz gelegt ist. Enttäuschend ist nur die Spielzeit von etwa zwei Stunden, die einen Preis von rund 17 Euro nur für Genre-Fans vertretbar macht. Die meisten Spieler werden angesichts des steigenden Schwierigkeitsgrads vermutlich länger brauchen, denn der eine oder andere Moment des Frusts bei fehlendem Vorankommen ist vorprogrammiert. Alles in allem serviert das Spiel ein angenehmes Gemisch aus Zwischenmenschlichem und geschickter Knobelei.