Tunic
Ein süßer kleiner Fuchs mit einer grünen Tunika erwacht auf einer Insel und macht sich auf den Weg. Doch wohin? Dies ist bereits das Erste von vielen Rätseln, welches das Abenteuer-Spiel Tunic aufwirft. Der kanadische Entwickler Andrew Shouldice nimmt die Spielenden in seinem Debüt-Titel mit auf eine Reise durch verschiedene Welten, gespickt mit Erkundungen, Entdeckungen und Monstern. Seit 16. März 2022 ist das von Studio Finji veröffentlichte Spiel für Xbox Series sowie als PC-Version zum kostenpflichtigen Download verfügbar. Auf den ersten Blick ist Tunic nicht anzusehen, was dahinter steckt. Auch wenn das Spiel dank dem niedlich aussehenden Fuchs liebenswert wirkt, macht der Spielverlauf schnell klar, dass nicht nur Denkaufgaben, sondern auch harte Kämpfe bevorstehen.
Blauer Himmel, Strand, Meeresrauschen. Ein kleiner Fuchs öffnet die Augen und findet sich auf einer Insel wieder. Weit und breit ist niemand zu sehen. Irritiert macht er sich auf die Suche nach Hinweisen. Warum ist er hier? Was soll er tun? Als ein kugelrundes Monster vor ihm auftaucht, greift er nach einem Stock und schlägt zu. Mit Erfolg, doch das Wesen war nicht allein. Zu Beginn tut es ein Stock, gegen ein Schwert kann dieser aber nicht viel ausrichten, also beginnt die Suche nach dem Heldenschwert. Wegweiser stehen an vielen Ecken, doch leider sind die Worte unleserlich. Ein Rätsel jagt das nächste. So durchforstet der kleine Kerl Wälder, Tempelanlagen, Strände, Kanalisationen und vieles mehr. Besiegt Spinnen, Schwertkämpfer, Untote und Maschinen. Doch was ist sein eigentliches Ziel?
Kampf ist nicht gleich Kampf
Originaltitel | TUNIC |
Jahr | 2022 |
Plattform | PC, Xbox |
Genre | Action, Abenteuer |
Entwickler | ISOMETRICORP Games Ltd |
Publisher | Finji |
Spieler | 1 |
USK | |
Veröffentlichung: 16. März 2022 |
So süß der erste Blick auch scheint, erweisen sich die Kämpfe als unnachgiebig. Zumeist wird er von ganzen Gruppen angegriffen. Das Anvisieren eines Gegners ist möglich, kann aber auch gefährlich werden. Denn konzentriert man sich auf einen, greifen die anderen von hinten an. Ist das Kampfsystem einmal verstanden und die entsprechenden Waffen und Hilfsgegenstände wie beispielsweise Dynamit eingesammelt, geht alles ein wenig leichter von der Hand. Das Wort “leicht” kann allerdings nicht für Boss-Gegner in Tunic verwendet werden. Es sind zwar nicht viele, aber um sie zu bezwingen, sind Strategie und Durchhaltevermögen gefragt. Ein Angriffsmuster der Bosse gilt es zu durchschauen, ausweichen ist der Schlüssel und Schwerthiebe im richtigen Moment sorgen für den Rest. An Fuchsstatuen besteht die Möglichkeit, die Ausdauer- und Lebenspunkte des kleinen Kerls zu verstärken. Diese Statuen dienen ebenfalls als Heilungs- und Speicherpunkte. Neben den Lebens- und Magiepunkten gibt es eine Ausdaueranzeige, denn besonders das Ausweichen erweist sich als anstrengend und verbraucht Kraft. Die Leiste füllt sich selbstständig wieder in kurzen Ruhephasen, doch währenddessen ist der Charakter verwundbar. So wird schnell deutlich, dass das ganze Geschehen im Blick behalten werden muss, denn weglaufen geht ebenfalls nicht. Die Fieslinge leisten eine harte Verfolgungsjagd.
Das Rätsel ist das Rätsel
Während immer mehr Spiele in der digitalen Zeit auf Anleitungen verzichten, nimmt Tunic die klassische Idee eines beiliegenden Handbuchs als Lösungshelfer wieder auf. Sind zu Beginn nur wenige Seiten im Besitz der Spielenden, werden in den Welten verstreut mal leicht, mal schwer weitere gefunden. Die Anleitungen bestehen größtenteils aus unbekannten Schriftzeichen, nur vereinzelte Worte können gelesen werden. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Seiten nicht gründlich betrachtet werden sollten. Genau hinschauen. Denn selbst einzelne Linien und Zeichnungen verraten mehr als gedacht und bieten häufig Hilfestellung zu Kampftechniken. Interpretation ist definitiv gefragt. Besonders der Stil der Landkarten bietet einen enormen Charme, der an ältere Lösungsbücher erinnert. Versteckt finden sich sogar kleine Notizen, die wirken, als hätte jemand direkt einen Stift verwendet, um gefundene Hinweise an die nächsten Spielenden weiterzugeben.
Wofür kann ich dich gebrauchen?
Im Lauf der Reise gibt es viel zu entdecken. Der Beutel füllt sich mit Gegenständen, die im Kampf nützlich sein können und auch helfen, unerreichbare Orte zu erklimmen. Dazu gehören unter anderem ein Zauberstab mit dem Element Feuer, ein Dolch, der Dinge einfrieren lässt, Bomben, Münzen und Nahrungsmittel. Alle Gegenstände können eingesetzt werden. Die Frage ist nur wie und wofür? Hier lohnt es sich einfach zu testen, was die einzelnen Items bewirken können. Nachschub ist leichter zu erhalten als gedacht und zu Schaden kommen kann der Fuchs dadurch gewiss nicht. Besonders vor den Bosskämpfen sollte klar sein, welche Gegenstände wirkungsvoll eingesetzt werden können. Taktik ist gefragt, denn während Spielende im Inventar kramen, bleibt zwar der Fuchs stehen, aber nicht die Zeit. So bietet man ein leichtes Ziel für die Gegner. Wie in vielen Rollenspielen gibt es auch in Tunic eine Shop-Funktion. Diese mysteriösen Läden müssen allerdings erst gefunden werden. Weitere Rätsel kommen ins Spiel. Ein geisterhafter Skelettfuchs ist kein Gegner, wie es beim ersten Aufeinandertreffen den Anschein macht, sondern der Händler.
Kleiner Held ganz groß
Eine weite Landschaft, eine grün gekleidete Hauptfigur, bewaffnet mit Stock und Schwert, gespickt mit Rätseln und Erkundungstouren. An was erinnert diese Vorstellung? Tunic weist enorme Ähnlichkeiten zu The Legend of Zelda auf. Entwickler Andrew Shouldice macht ebenso wenig ein Geheimnis daraus, sich bei seinen Ideen an der Fantasy-Welt rund um Zelda orientiert zu haben. Immerhin hat Shouldice für seinen Traum, Tunic zu entwickeln, seinen Job bei Silverback Games an den Nagel gehängt. Ebenso weißt Dark Souls eine Verbindung zu Tunic auf. Denn auch hier werden die Spielenden aufgefordert, die Geschichte der Spielwelt und die Bedeutung der Handlung selbst herauszufinden. Wer sich nun für fehlende Erklärungen, dadurch knifflige Rätsel und die Geschichten des tapferen Zelda-Universums interessiert, sollte ebenfalls ein Auge auf Tunic werfen.
Legenden, geheimnisvolle Mächte und unnachgiebige Monster
Nicht nur die Optik, sondern auch die musikalische Untermalung sorgen für die nötige Stimmung: Entspannte sowie friedliche Klänge auf der Insel, mysteriöse und gruselige Töne im Wald und düstere Geräusche in den Höhlen der Kanalisation. Gänsehaut- sowie Wohlfühlmomente sind inklusive. Schattige Wälder, weitläufige Ruinen, Inselstrände, labyrinthartige Katakomben und Geisterwelten – das sind nur wenige Gegenden, die in Tunic durchforstet werden. Die Optik in Verbindung mit der Handlung des Spiels ist trügerisch. Bunte Farben, hin und wieder sanfte Farbtöne und ein knuddeliger Fuchs erinnern an ein ruhiges Rätselspiel. Kommen allerdings Schwertkämpfer, Riesenspinnen, Untote und um sich schießende Maschinen hinzu, ändert sich dieser charmante Look. Spätestens hier wird deutlich, dass sich Tunic bestenfalls mit Gamepad bzw. Controller spielen lässt. Tastatursteuerung ist möglich, allerdings bei Kämpfen kaum zu gebrauchen. Beim ersten Betreten der Insel fällt der Blick direkt auf die klobig wirkenden Büsche. Kanten und Konturen sind klar definiert, schaden nicht dem Spiel, können aber auf den ersten Blick unpassend wirken. Zudem sind Wege und Abzweigungen stellenweise schwer zu sehen und nur durch Glück zu finden. Durch in die Landschaften eingebaute Ferngläser ist es möglich, Ausschau auf die Umgebung zu halten. Eine brauchbare Hilfe für die Orientierung.
Fazit
Finde es heraus. Diese Worte beschreiben das Ziel von Tunic haargenau. Sind das Ziel und die dazugehörige Geschichte zu Beginn noch nicht bekannt, wird im Verlauf des Geschehens deutlich, dass es Zusammenhänge gibt. Doch genau wie die einzelnen Seiten des Lösungsbuchs dürfen die Spielenden die einzelnen Stücke wie Puzzleteile zusammensetzen. Schlüssel, Glocken, Monolithen, Stimmgabeln. Über diese und noch viel mehr Gegenstände und deren Bedeutung lässt Tunic die Spielfreunde zunächst im Dunkeln. Ein Pluspunkt schlechthin ist der süße Fuchs. Aufmerksam marschiert die kleine Fellnase durch die Landschaften und behält alles im Blick. Mit viel Detail wurde der Hauptcharakter kreiert, denn sobald der Blick des Fuchses auf einen Bösewicht fällt, selbst wenn er unerreichbar ist, dreht sich der pelzige Kerl nach ihm um und lässt ihn nicht aus den Augen. Tunic ist kein Spiel, bei dem man einfach nur Landschaften erkunden kann und ebenso wenig ein Haudrauf-Spiel, denn im Kampf sind hohe Aufmerksamkeit und Taktik gefragt. Besonders Rätsel- und Endeckungsfreunde, die jeden Winkel eines Spiels erforschen möchten und Kämpfen nicht abgeneigt sind, kommen in den zehn bis 20 Spielstunden von Tunic auf ihre Kosten.
© Finji