Pochi & Kuro
Dass die Dämonenwelt kein schöner Ort für Menschen ist, dürfte niemanden überraschen. Schließlich gelten wir als besonderer Leckerbissen, der besondere Kräfte verleiht und den Weg zum Königsthron ebnet. Da die beiden Welten jedoch voneinander getrennt sind, sollte es eigentlich nicht vorkommen, dass wir auf der Speisekarte landen. Eigentlich … Doch in Pochi & Kuro aus der Feder der Mangaka Naoya Matsumoto landet ein Mädchen auf unerklärlicherweise an der Angel eines Feuerteufels. Damit beginnt eine Kette von turbulenten Ereignissen, an deren Ende eine Lovestory steht. Wer wissen möchte, was genau, der darf zu den vier Bänden greifen, die von 2017 bis 2018 bei Panini Manga erschienen.
Die beiden Flegeldämonen Kuro und Leo hocken eines Abends auf dem Dach ihrer Behausung, mit ihren Angel im darunter verlaufenden Fluss. Die beiden träumen davon, sich den Magen mit Menschenfleisch vollzuschlagen. Schließlich bekommt der Essende gewaltige Kräfte und wird so zum nächsten Dämonenkönig. Ganz in Gedanken versunken, fängt Kuro endlich etwas. Doch er und sein Kumpel staunen nicht schlecht, denn sie fangen ein waschechtes Menschenmädchen. Aber wie isst ein Dämon ein Menschlein eigentlich am besten? Kein Problem, die Gefangene erklärt es ihnen. Letztlich verspeisen die beiden Dämonen aber doch lieber das köstliche Essen, das ihnen der freundliche Mensch zubereitet. Da Kuro und Leo ihre Sprache nicht verstehen, taufen die beiden sie kurzerhand Pochi. Diese erweist sich als derart einnehmendes Wesen, dass die Essenspläne kurzerhand vollständig gestrichen werden und Kuro ihr sogar verspricht, sie unter allen Umständen nach Hause zu bringen. Allerdings dauert es nicht lange, bis in der Dämonenwelt bekannt wird, dass sich ein Menschlein hierher verirrt hat. Umgeben von so manch gierigem Maul beginnt die abenteuerliche Reise von Kuro, Leo und Pochi.
Von langen Leitungen und Sprachbarrieren
Originaltitel | Pochi Kuro |
Jahr | 2014 |
Bände | 4 |
Genre | Action, Comedy, Fantasy |
Autor | Naoya Matsumoto |
Verlag | Panini Manga (2017 – 2018) |
Leo und Kuro mögen zwar wie zwei Gangmitglieder aussehen, beweisen aber schnell, dass sie zu den Guten gehören. Vor allem Elvis-Tolle Kuro hat einen wirklich weichen Kern. So beschützt er Pochi nicht nur mit seinem Leben, sondern hegt auch eine tiefe Freundschaft zu Kumpel Leo, dem er immer mal wieder aus der Patsche helfen muss. Dabei hilft ihm, dass in ihm gewaltige Kräfte schlummern. Er ist quasi ein perfekter Bodyguard für ihre Reise. Nur in Sachen Liebe hat der Gute eine sehr lange Leitung, zur Freude des Lesers. Sein anfängliches Herzrasen interpretiert er natürlich falsch, sorgt sich deswegen um seine Gesundheit und rechnet schon mit dem Schlimmsten, bis er von jemandem die Lösung präsentiert bekommt. Kuro ist nicht in allem perfekt, aber genau das macht ihn sehr liebenswert. Kein Wunder also, dass auch Pochi Gefühle für den Dämon entwickelt. Nur ist die Kommunikation nicht so einfach. Eine Besonderheit in Pochi & Kuro ist nämlich, dass die Heldin der Geschichte in Symbolen redet, die ihre Sprache darstellen. So raten nicht nur die Dämonen herum, sondern auch wir als Leser. Da Pochi aber eine ausgeprägte Körpersprache und Gesichtsmimik hat, fällt diese Aufgabe recht leicht aus. Für all diejenigen, die Angst haben, dass Kuro Pochi ständig retten muss, der wird sich freuen: Das Mädchen teilt nämlich ordentlich aus. Magie wirkt bei ihr nicht, ein Vorteil der sich oft bemerkbar macht. Kuro und Pochi sind daher ein süßes Duo, dem der Leser gerne zuschaut.
Game of Thrones
Die Nachricht von einem Mensch in der Dämonenwelt erreicht schnell den Königshof. Dadurch lernen wir im Laufe der Handlung die vier Thronerben kennen. Diese mischen unsere Helden ordentlich auf, denn sie besitzen große Kräfte und setzen alles daran, Pochi in ihre Gewalt zu bekommen. Prinz Ishizu Nofertaru lernen wir zuerst kennen und er nimmt eine besondere Rolle in der Geschichte ein. Anders als seine Geschwister hat er nur ein Horn. Daher gilt er als minderwertig, was ihn seine Brüder und seine Schwester immer wieder spüren lassen. Doch der Dämon, der nicht Prinz genannt werden möchte, aber immer in der dritten Person von sich spricht, lässt sich davon nicht unterkriegen. Er geht seinen Weg. Für viel Rummel sorgt die einzige weibliche Erbin Ijulia Nofertaru. Sie verliebt sich nämlich in unseren Flegeldämon Kuro und versucht alles, ihn für sich zu gewinnen. Ein wirkliches Liebesdreieck entsteht aber nicht, denn unser Held bleibt seiner Pochi bis zur letzten Haarspitze treu. Trotzdem sorgen die Anstrengungen von Ijulia für lustige Momente, weswegen sie gerne im Bild erscheinen darf. Die beiden älteren Brüder lernen wir ebenfalls kennen, aber ihre Machenschaften werden nicht derart ausführlich erklärt – womöglich zugunsten eines früheren Abschlusses der Geschichte. Unglücklicherweise bleiben dadurch einige Fragen unbeantwortet.
Eine Reise, die ist lustig, eine Reise, die ist …
Während die Erben versuchen, Pochi in die Klauen zu bekommen, besteht Kuros und Leos Plan darin, ihre neue Freundin zum Portal, welches in die Menschenwelt führt, zu bringen. Besagtes Portal ist allerdings einen ordentlichen Fußmarsch entfernt und so wartet auf die Gruppe eine lustige und interessante Reise, durch die wir die Dämonenwelt mit all ihren Eigenarten kennenlernen. Dabei könnte man auf den Gedanken kommen, dass Tim Burton einmal dämonischer Innenarchitekt war. Die optische Gestaltung und einige Situationen erinnern an den Film Nightmare Before Christmas. So soll Pochi zum Beispiel einen Apfel essen, der jedoch ein eigenes Bewusstsein besitzt. Natürlich weigert sich das Mädchen, selbst als Leo das Geschöpf zu Apfelmus verarbeitet. Solch schwarzer Humor erwartet den Leser bei vielen der Stationen ihrer Reise. Allgemein spart der Titel nicht mit lustigen Stellen, welche sich wunderbar in die Geschichte einfügen. Gegen Ende spürt der Leser nur, dass auch in Puncto Abenteuer einiges schneller erledigt werden musste.
Elvis lebt!
Naoya Matsumoto beweist von der ersten Seite an, dass sie ein Gespür für die Seiteneinteilungen hat. So sind die Panels klar strukturiert und immer übersichtlich, was zu einem guten Lesefluss bei Pochi & Kuro führt. Neben den ruhigen Szenen gelingen ihr auch die Kampfszenen. Diese sind nicht zu lange gehalten und wirken daher schön knackig. Das Charakter-Design ist eher einfach, aber die Figuren können leicht voneinander unterschieden werden. Gerade Kuro sticht mit seiner Elvis-Tolle perfekt aus der Masse hervor. Die Thronerben erkennt der Leser auch wunderbar auf einen Blick, denn ihre Kleidung weißt viele Ähnlichkeiten auf. Katzenfreunde werden hier ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Mit Leo ist ein dicker, freundlicher Kater mit im Team und jeder Erbe kommt mit einem Katzenbutler daher. Passenderweise immer mit einem Nyan im Namen. Außerdem verzaubert Leo Pochi, so dass sie als süßes Katzenmädchen durchgeht. Lustigerweise zeichnet sich selbst die Autorin im Nachwort als Katze, die als Schwester von Leo durchgehen kann, was amüsant ist.
Fazit
Den Manga Blood Lad mag ich, deswegen gab ich auch Pochi & Kuro eine Chance. Die Ähnlichkeiten in der Handlung sind da, aber den Vergleich der beiden Titel ließ ich schnell sein, denn dafür verlaufen beide Handlungen doch zu unterschiedlich. Von Anfang an mag ich die Dynamik zwischen den Figuren. Gerade Pochi überrascht mich sehr, denn sie weiß sich zu wehren und versucht, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Es ist recht interessant, dass sie in der kompletten Reihe nur ein einziges Wort sagt, welches nicht in Symbolen dargestellt wird. Die Idee mit der Sprachbarriere gibt dem Titel daher eine besondere Note. Ansonsten ist dieser Manga eine gute Mischung aus Humor, Action und Abenteuer. Mit einem sehr sympathischen Feuerteufel Kuro als Held. Ich finde es schlicht amüsant, wie er auf einige Dinge reagiert. Vor allem seine Sorge über sein Herzproblem sind zum Schieflachen. Schade finde ich nur, dass gegen Ende die Geschichte etwas beschleunigt wird. So bleiben doch einige Fragen offen, wie zum Beispiel Pochi eigentlich in die Dämonenwelt gelangte. Daher kann ich leider keine volle Punktzahl vergeben, aber empfehle ihn trotzdem all denjenigen, die auf der Suche nach einer kurzen humorvollen Abenteuergeschichte sind.
© Panini Manga
Mir hat der Manga auch richtig gut gefallen. Er hatte alles, was ich mag: Sympatische Figuren, gute Zeichnungen und eine schöne Mischung aus Action und Humor. Besonders lustig fand ich, dass Pochi im ganzen Manga kein verständliches Wort spricht, sondern die Sprechblasen mit Symbolen gefüllt waren. Eine sehr gute Idee. Kuro war mir auch sehr sympathisch, besonders, wenn seine Elvistolle nach dem Kampf ziemlich zersaust aussah. 😉
Die Story war von der Länge her in Ordnung. Das Ende ist etwas hektisch, da hätten noch ein paar Seiten mit Erklärungen zusätzlich sein können. Aber alles in allem ein Manga, den ich mit Freude noch einmal lesen werde.