Switch me on!

Nach nur 14 Monaten ging der bei Egmont Manga erschienene Titel Switch me on! im August 2023 zu Ende. Mit dem achtbändigen Werk feierte die Mangaka KUJIRA ihr Deutschland-Debüt. Switch me on! ist eine Geschichte, die den Weg der Liebe umschreibt. Können sich aus Kindheitsfreunden Liebende entwickeln? Das Risiko, einen wichtigen Menschen im Leben zu verlieren, hängt stets im Raum und beschäftigt nicht nur die Figuren, sondern auch die Lesenden. Blicken wir gemeinsam in das Leben von Koyori und Hijiri.

Nach zweieinhalb Jahren trennt sich Koyori von ihrem Freund, nachdem dieser fremdgegangen ist. Um alles zu verarbeiten, betrinkt sie sich gemeinsam mit ihrem Sandkastenfreund Hijiri. Am nächsten Morgen wachen die Beiden nebeneinander und kaum bekleidet im Bett auf. Koyori möchte die Nacht so schnell wie möglich vergessen, doch Hijiri ist nicht bereit, alles unter den Tisch zu kehren. Er gesteht, schon länger in sie verliebt zu sein und wünscht sich eine feste Beziehung. Doch sie will das langjährige Freundschaftsverhältnis auf keinen Fall gefährden. Hijiris Worte gehen Koyori nicht mehr aus dem Kopf und sie beginnt nicht mehr den Kindheitsfreund zu sehen, sondern einen Mann, auf dessen Gefühle sie sich einlassen kann. Im Hinterkopf besteht jedoch die Angst vor einer Trennung und dem Ende ihrer langjährigen Verbundenheit.

Alles unter einen Hut bekommen

Originaltitel	Honnou Switch
Jahr	2018–2021
Bände	8
Genre	Romanze
Mangaka	KUJIRA
Verlag	Egmont Manga (2022–2023)
Vollständig seit 7. August 2023

Die Handlung beginnt schon früh sich zu entwickeln. Koyoris Angst vor einer Trennung von Hijiri und den damit verbundenen Folgen werden thematisiert, ihre Einstellung ändert sich aber relativ schnell. Schon zum Ende des ersten Bandes ist aus dem Kind auch gedanklich ein erwachsener, attraktiver junger Mann geworden. Nach der Begegnung mit ihrem katastrophalen Ex beschließt Hijiri, dass er Koyori zeigen möchte, wie eine Beziehung eigentlich sein sollte. Eine, die von Liebe und Respekt erfüllt ist. Switch me on! ist inhaltlich erwachsen angelegt. Beide Hauptfiguren stehen mitten im Arbeitsleben, hatten schon mehrere Beziehungen und Zärtlichkeiten sind kein Fremdwort. Das junge Pärchen wird auch vor Herausforderungen gestellt. Arbeitsstress verbunden mit Zeitdruck, Eifersucht der Ex-Partner und die Eltern sind nur ein paar Punkte. Romantische Momente lassen jedoch nicht auf sich warten. Wie beispielsweise ein erholsamer Wellnessausflug oder der Besuch eines Straßenfests in traditioneller Kleidung.

Ich kann dir einfach alles sagen

Hijiri und Koyori verbindet nicht nur die gemeinsame Kindheit und die Tatsache, dass sie Nachbarn sind, sondern sie haben auch ähnliche Interessen. Der gemeinsame abendliche Besuch in einer Bar beispielsweise oder die Vorliebe für Videospiele, die die beiden auch beruflich verbindet. Nach anfänglichen Missverständnissen beschließen die zwei nur noch die Wahrheit zu sagen, egal wie unbedeutend die Situation sein mag. Der respektvolle Umgang miteinander glänzt hier. Durchweg vergewissern sie sich beide, dass die andere Person weiß, dass gegenseitige Liebe, Wertschätzung und Respekt vorhanden sind. Vertrauen ist hierbei das A und O und wirkt somit auch auf die Lesenden beruhigend. Dadurch entstehen erfrischende Szenen, in denen die Turteltäubchen rot werden und sich nicht in die Augen sehen können. Das hat nichts mit Unsicherheit oder Liebesproblemen zu tun, sondern viel mehr mit der Verlegenheit, eine Person vor sich zu haben, für die man so viel empfindet. Dieser Körpersprache sind sich die zwei bewusst.

Intimität bleibt auch intim

Bei den Zeichnungen liegt das besondere Augenmerk auf den Gesichtszügen der Figuren. Der Mangaka ist es gelungen, die weiche Mimik stets an die jeweiligen Szenen anzupassen. Die Darstellung der intimen Momente bleibt auch intim. Nackte Haut ist zwar zu sehen, jedoch sind die entsprechenden Körperstellen verdeckt. Dennoch glaubwürdig gehalten, sodass deutlich wird, was geschieht. Details werden nicht abgebildet, sondern den eigenen Gedanken überlassen. Kreativität kann hier mitspielen. Gerade bei Bettszenen liegt der Fokus der Zeichnungen nicht auf dem Intimbereich, sondern auch hier auf den Gesichtern. Folglich liegt die Altersempfehlung des Verlags gerechtfertigt bei 16 Jahren. Entsprechende Szenen sind in jedem Band nicht nur einmal zu sehen. KUJIRA legt Wert auf eine realitätsnahe Atmosphäre, was an ihrem Zeichenstil zu sehen ist.

Ein Blick über den Tellerrand

Obwohl sich die Hauptcharaktere weiterentwickeln, bleiben die Nebenfiguren deutlich auf der Strecke. Wer Geschichten mag, in denen das Augenmerk nicht nur auf den Hauptpersonen liegt, sondern auch die Nebenfiguren kennenlernen möchte, findet hier wenig Anklang. Immerhin kommen Kolleginnen und Kollegen sowie die Chef-Etage vor, aber von anderen Freunden der beiden wird nicht gesprochen. Auch ob es neben den Videospielen noch weitere Hobbys gibt, mit denen sich die zwei beschäftigen, kommt nicht ans Licht. Durch erste Ankündigungen des Verlags soll ein Zusatzband erscheinen, der Hinweisen nach auch Geschichten rund um die Nebencharaktere beinhaltet. Ein solcher Teil wäre interessant, um auch mehr über Hijiris und Koyoris Leben außerhalb der Beziehung und Berufslaufbahn zu erfahren.

Fazit

Es ist erfrischend, eine Geschichte zu erleben, in der es zwar um eine Liebesbeziehung geht, die Figuren jedoch erwachsen und emotional reif sind. Weit weg von der Schulbank und im täglichen Arbeitsleben. Diese Tatsache steigert das Leseerlebnis von Switch me on!. Es ist der Übergang zwischen Freunden aus der Kindheit zu Liebenden, der die Geschichte ausmacht. Immer im Hintergrund die Frage, ob es funktionieren kann. Es entsteht eine Erkundungstour rund um einen Menschen, den man glaubt, gut zu kennen, um festzustellen, dass es so viele Dinge gibt, die noch unbekannt und bisher nie aufgefallen sind. Hin und wieder wären eine oder zwei intime Szenen weniger mehr, doch den beiden scheint es gut zu tun und ihre Zufriedenheit können die Lesenden spüren, wenn sie am Ende angekommen sind.

© Egmont Manga