The Golden Sheep

Beste Freunde halten ein Leben lang zusammen. Doch wenn man sich auseinanderlebt und das Band der Freundschaft nicht regelmäßig pflegt, können Risse entstehen, die verheerende Folgen mit sich bringen. Kaori Ozaki nimmt ihre Leser in den drei Bänden von The Golden Sheep mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Nach den beiden One-Shots Our Summer Holiday und Mermaid Prince sicherte sich Carlsen Manga ebenfalls die Rechte an The Golden Sheep, dessen Veröffentlichung im September 2020 zu Ende ging. Von Beginn an wird eine ernste Seite angeschnitten. Selbstmordgedanken und Mobbing gehören zu den behandelten Themen. Das große Motiv der Selbstfindung taucht auf, was vier Kindheitsfreunde stark beschäftigt. Jeder von ihnen muss für sich eine Lösung finden, die es ihm ermöglicht, den anderen in Zukunft wieder mit Vertrauen in die Augen sehen zu können.

 

Einige Jahre nachdem Tsugu Mikura mit ihrer Familie von zu Hause fortgezogen ist, kehrt sie nun in ihren Heimatort zurück. Vor sechs Jahren musste sie sich von ihren Kindheitsfreunden Asari, Sora und Yushin verabschieden, mit dem Versprechen, sich eines Tages wieder zu sehen. Nun ist der Zeitpunkt da, dieses Versprechen einzulösen. Tsugu glaubt fest daran, dass sich in den vergangenen Jahren nichts geändert hat. Auf den ersten Blick scheint auch alles beim Alten geblieben zu sein, sie sind immer noch beste Freunde. Doch der Schein trügt, denn auf den zweiten Blick hat sich erschreckend viel verändert und sie gehen getrennte Wege. Zusammen mit Sora verlässt Tsugu still und heimlich ihre Heimat und reist nach Tokyo, um einen neuen Weg einzuschlagen.

Zeiten ändern sich

Originaltitel Kin no Hitsuji
Jahr 2017
Bände 3
Genre Slice of Life, Drama
Mangaka Kaori Ozaki
Verlag Carlsen Manga (2019)
Seit September 2020 komplett verfügbar

Man kann zu keiner Zeit absehen, wie die Geschichte weitergehen wird und es gibt viele unvorhersehbare Wendungen, die die Autorin geschickt einbaut, um die Spannung nie absacken zu lassen. Asari verhält sich Tsugu gegenüber immer seltsamer und Sora scheint Probleme zu haben, über die er nicht sprechen möchte. Sie beobachtet Soras Versuch, sich in einem Auto das Leben zu nehmen. Mit Ihrer E-Gitarre zertrümmert sie die Frontscheibe, um ihren Freund zu retten. Von ihrem Vater, der nicht mehr da ist, hat sie das Spielen einer Gitarre gelernt. Es bedeutet ihr viel und durch die musikalischen Klänge kann sie alles um sich herum vergessen. Der Grund, warum Tokio das Ziel ihrer Flucht mit Sora wird, hat auch etwas mit der nun kaputten Gitarre zu tun. Denn in Tokio lebt jemand, der ihr viel bedeutet und sowohl sie als auch die Gitarre retten kann.

Freundschaft sieht anders aus

Das Band der Freundschaft hat im Lauf der Jahre immer mehr Risse bekommen. Asari ist eifersüchtig auf Tsugu, da diese Yushin (in den Asari verliebt ist) immer näher kommt. Zudem ist Tsugu in der Klasse beliebt, wodurch Asari sich ausgegrenzt fühlt. Eine glückliche Fassade zeigt Yushin nur um Tsugu in dem Glauben zu lassen, das er derselbe wie vor sechs Jahren ist. Insgeheim schikaniert und mobbt er Sora. Soweit dass Sora zu Beginn des ersten Bandes einen Selbstmordversuch unternimmt. Mit Ausnahme seiner enormen psychischen Belastung durch die Angriffe seiner Mitschüler scheint sich Sora nicht groß verändert zu haben. Während der Handlung werden immer wieder Ereignisse aus der Vergangenheit mit eingebunden, was dazu führt, dass das Verhalten besser verstanden werden kann. So wirkt beispielsweise Yushin wie ein Schläger, der speziell Sora als Zielscheibe nimmt. Versteht man seine Schicksalsschläge in der Vergangenheit, ist sein Verhalten zwar immer noch unschön, aber man kann die Veränderungen von Yushin besser nachvollziehen.

Teenager, die alle Probleme mit sich rumtragen

Sehr positiv fällt auf, dass die Autorin es schafft, die Handlungsabschnitte so einzuteilen, dass man mit jedem der vier mitfühlen kann. Egal ob er im vorherigen Kapitel noch gemobbt oder beleidigt hat, gegen Ende wünscht man allen, dass sie ihren Wunsch erfüllen können. Nachdem Tsugu und Sora nach Tokio geflohen sind, geht in der Schule das Gerücht um, dass die beiden miteinander durchgebrannt seien. Dadurch erkennt Asari, dass ihre Befürchtung, dass Tsugu in Yushin verliebt ist, unbegründet scheint. Sie beginnt ihre Handlungen zu bereuen, durch die sie womöglich Freunde verloren hat. Yushin fühlt sich ebenfalls ratlos. Da Sora nicht mehr da ist, hat er keinen mehr, an dem er seine aufgestauten Gefühle auslassen kann. So schließt er sich dem Boxclub an, mit dem Ziel Profi zu werden. Die Bände schaffen es, alle vier in den Mittelpunkt zu stellen. Yushin versucht nicht, sich bei Sora für sein Verhalten zu entschuldigen. Er akzeptiert sein Verhalten, gesteht es sich ein und sucht einen Weg das Problem zu lösen. Selbstfindung spielt hierbei eine große Rolle.

Eine Seele muss nur glücklich sein

Nach einer Achterbahnfahrt durch drei Bände ist es mit dem Gefühlschaos allerdings noch nicht zu Ende. Der letzte Band enthält eine kleine Zusatzgeschichte mit dem Titel “Love Letter”. In der Geschichte können sich Seelen im Himmel ihre zukünftige Mutter auswählen, bevor sie wiedergeboren werden. Die Seele, die uns in ihre Geschichte mitnimmt, findet eine Frau im Teenageralter, bei der sie unbedingt aufwachsen möchte. Niemand kann ihr dazwischenreden, da die anderen Seelen und Betreuer dies als keine gute Wahl für das Aufwachsen eines Kindes halten. Doch die Seele lässt sich nicht umstimmen und genießt die schöne, aber auch schwierige Zeit mir ihrer Mama. Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt. Als kleine Anmerkung: Die Teenagerin ist nicht die einzige Mutter die infrage kommt und gezeigt wird, denn eine Mutter muss nicht unbedingt ein Mensch sein.

Fazit

Jeder der vier Protagonisten hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Es sind persönliche Probleme, die sie zu denen gemacht haben, die sie heute sind. Diese verschiedenen Elemente machen den Manga lesenswert. Auch wenn The Golden Sheep in manchen Situationen nicht ganz realistisch zu sein scheint, bietet die Geschichte lebensnahe Einblicke in das Leben der vier Schüler und die Frage, was in der Vergangenheit geschehen ist und was die Zukunft bringt. Die Freunde haben in ihrer Kindheit Wünsche aufgeschrieben und sie unter der Statue des goldenen Schafes vergraben. Eine Legende besagt, das die Wünsche in Erfüllung gehen, wenn man sie nach sieben Jahren und sieben Monaten wieder ausgräbt. Die Schlussfolgerung fühlt sich etwas gehetzt an, aber die Hauptthemen sind verständlich gezeigt und bieten einen zufriedenstellender Abschluss mit dem Ergebnis, dass sich Freundschaft im Lauf der Jahre verändert. Aber was die Zukunft bringt, dafür ist jeder selbst verantwortlich.

© Carlsen Manga


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Sapamo

Sapamo liebt Geschichten aller Art. Für die nah am Wasser gebaute Romantikerin steht das Thema Liebe in Erzählungen ganz weit oben. Seien es Romane, Manga oder Anime. Nachdem sie tagsüber jede Menge Bücher der unterschiedlichsten Art in Regale oder auf Bücherwagen gelegt hat, entspannt sie sich abends gerne mit einer guten Lektüre. Gerne lässt sie auch einen kleinen weißen Ball über die Platte hüpfen und genießt den Besuch eines Musicals.

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Aki
Aki
Redakteur
4. November 2020 18:44

Gestern auch beendet und ich muss sagen, dass ich das Gefühl habe, die Geschichte sollte länger werden. Irgendwie wirken einige Kapitel so abgehackt und dadurch liest sich die Handlung nicht so rund. Dabei hätte man einige Themen noch gut ausbauen können. Gerade ds Mobbing ging mir zu einfach am Ende. Wenn ich überlege, dass sich der eine Junge deswegen umbringen wollte, lässt er deswegen zu wenig Luft raus, bzw die Aussprache hätte großer ausfallen sollen.

Ansonsten mag ich die Zeichnungen von Kaori Ozaki. Sie sind serh klar und die Panels bieten einen flüssigen Lesefluss.