Wolverine: Snikt!
Marvel hat sich längst über Comics und einen multimedialen Kosmos hinaus entwickelt und so versuchen Verlage, weitere Zielgruppen mit den bekannten und nicht weniger beliebten Figuren zu erschließen. Hierzulande hält Panini Comics im Comic-Segment die Rechte in der Hand und somit ist es auch naheliegend, das Label Panini Manga mitzubedienen, wenn sich dafür eine Möglichkeit bietet. Schließlich arbeiten bei Marvel auch japanische Talente, von denen sich manches einen Namen über die Comic-Grenzen hinaus machen konnte. So etwa Tsutomu Nihei, den Manga-Fans hierzulande vor allem durch seine Arbeit an Blame! kennen. Wolverine: Snikt! erschien bereits 2003 und wurde Ende 2023 nun erstmals im Manga-Imprint veröffentlicht.
Wolverine ist gerade auf einem Spaziergang, als ihn eine seltsame junge Frau anspricht. Sie fasst ihn an der Hand und plötzlich verschwimmt die Umgebung.
Als er die Hand der Frau loslässt, findet er sich in einer steinernen Welt wieder. Sofort wird er von einem skelettartigen Krieger angegriffen, der ihn verletzt.
Wolverine wird vom Colonel gerettet und in die Festung der Menschen gebracht. Dort erfährt er, dass die Welt von mutierten Organismen erobert worden ist. Nur das Metall-Adamantium kann diese Organismen zurückhalten. Mit diesem Material sind auch die Knochen und Krallen von Wolverine überzogen. Wird es Wolverine schaffen, die Menschheit zu retten oder wird er sich auf dieser tödlichen Mission selbst verlieren?
Hoffnungsträger Wolverine
Originaltitel | Wolverine: Snikt! |
Jahr | 2003 |
Bände | 1 |
Genre | Action, Science-Fiction |
Mangaka | Tsutomu Nihei |
Verlag | Panini Manga |
Veröffentlichung: 21. November 2023 |
Tsutomu Nihei ist bekannt für seine wilden und düsteren Zeichnungen. In Titeln wie Aposimz, Blame! und Knights of Sidonia (alle bei Manga Cult erschienen) schickt er seine Protagonisten auf bildgewaltige Science-Fiction-Abenteuer. In diesen beeindruckt er in aller Regel mit atmosphärischen Zukunftsvisionen, die mitten in einer Dystopie angesiedelt sind. Wolverine: Snikt! passt deshalb nicht nur visuell, sondern vor allem thematisch wunderbar in diese Reihe. Denn Wolverine könnte ein typischer Nihei-Protagonist sein: Moody-broody, nicht allzu wortgewandt und selbstverständlich kriegerisch. Ein Alter Ego zu Killy aus Blame!. Und nun ist es, als hätte Nihei also Wolverine einfach in seine Welt gezogen. Die X-Men fallen zwar mal namentlich, sonst gibt es aber keine weiteren Marvel-Bezüge und alles spielt sich rein in dieser Welt ab. Die Geschichte ist im Grunde ziemlich handlungsarm. Das ist nicht nur dem geringen Umfang geschuldet, sondern wohl auch der Tatsache, dass Nihei vor allem in den frühen Jahren seiner Karriere einfach kein großer Erzähler war und lieber sein Artwork für sich sprechen ließ. Noch ehe Logan also so recht einen Plan hat, was Sache ist, kommt es zur ersten Rauferei mit einem Mandate-Krieger. Schnell stellt sich heraus, dass sein Auftrag sozusagen der verbleibenden Menschen dienen soll. Was dann folgt, ist eine wilde Action-Orgie, in der Nihei sich voll mit seinen dynamischen Bildern austoben kann.
Comic oder Manga?
Die fünf Kapitel à 20 bis 30 Seiten erschienen in Deutschland bei Panini erstmals als Zweitstory im Rahmen einer neuen Wolverine-Heftreihe im Jahr 2004. Da das Original für den westlichen Markt produziert wurde, handelt es sich im Grunde um einen Comic, der aber streng genommen von einem Manga-Künstler stammt. Somit haben wir es mit einem Mischformat zu tun. Die Neuauflage erscheint zwar immerhalb des Manga-Labels, beinhaltet aufgrund der Wurzeln jedoch eine westliche Leserichtung (von links nach rechts). Leider ist das Format nun allerdings auch in Richtung Taschenbuch geschrumpft, wodurch sich die opulenten Zeichnungen natürlich nicht ganz so gut entfalten können wie im Großformat. Als Bonus liegt dem Band eine Postkarte bei.
Fazit
Wolverine: Snikt! ist ein klassischer Finger weg!-Titel, wenn man nicht entweder ein hartgesottener Fan der Titelfigur ist (und selbst dann gibt es Alternativen wie Sand am Meer) oder aber Tsutomu Nihei verehrt. In einem (oder vielleicht beiden?) der Fälle gehört dieser Titel zur guten Chronistenpflicht. Alle anderen, vor allem aber Marvel-Fans, sollten eher einen Bogen um diesen Titel machen. Viel Action und wirklich gar kein Inhalt. Über die 136 Seiten entfaltet sich keine Handlung es findet keinerlei Entwicklung statt. Wolverine bleibt ebenso blutleer wie alle anderen Figuren, sodass hier der große Name nicht über das Produkt hinwegtäuschen sollte.
© Panini Manga