Avatar – Der Herr der Elemente (2024)

Nach Real-Umsetzungen von Animes wie One Piece und Cowboy Bebop holte Netflix auch die beliebte US-Zeichentrickserie Avatar – Der Herr der Elemente zurück in die Realität. Mit einem ersten Versuch, die Geschichte mit dem Film Die Legende von Aang filmisch umzusetzen, konnte M. Night Shyamalan (The Sixth Sense) 2010 Fans und Kritik leider nicht überzeugen. Die Erwartungen an die Netflix-Adaption sind also hoch. 2005 veröffentlichte der US-Kindersender Nickelodeon die Zeichentrickserie über die Abenteuer von Aang und seinen Freunden. 61 Folgen lang wurde das Bändigen der Elemente Wasser, Erde, Feuer und Luft mit dem Ziel gelehrt, die Welt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Seit dem 22. Februar 2024 können Zuschauende acht Episoden lang in die spirituelle Welt von Avatar Aang eintauchen. Kann es die Serie schaffen, Kenner der Vorlage ebenso wie Neulinge zu überzeugen?

 

Wasser, Erde, Feuer, Luft – vor langer Zeit lebten diese vier Nationen zusammen in Harmonie. Durch besondere Fähigkeiten ist es den Menschen möglich, Elemente zu bändigen. Der junge Luftbändiger Aang (Gordon Cornier, The Stand – Das letzte Gefecht), der gerade erst erfahren hat, dass er der neue Avatar ist, sieht sich dieser Aufgabe nicht gewachsen und flieht vor seinem Schicksal. Doch dann erklärte die Feuernation der restlichen Welt den Krieg. Nur der Avatar, Herr aller vier Elemente, hätte sie aufhalten können. Doch als die Welt ihn am meisten brauchte, verschwand er. Die Feuernation übernahm die Macht und löschte das Volk der Luftnomaden aus. 100 Jahre vergingen, als die junge Wasserbändigerin Katara (Kiawentiio, Anne with an E) und ihr Bruder Sokka (Ian Ousley, Tote Mädchen lügen nicht) einen Jungen eingefroren in einem Eisblock entdeckten. Aang, der letzte lebende Luftbändiger und Avatar. Obwohl seine Fähigkeiten erstaunlich sind, muss er noch eine Menge lernen, ehe er die Welt retten kann.

Wer ist der Avatar?

Originaltitel Avatar: The Last Airbender
Jahr 2024
Land USA
Episoden 8 in Staffel 1
Genre Fantasy, Abenteuer
Cast Avatar Aang: Gordon Cormier
Katara: Kiawentiio
Sokka: Ian Ousley
Prinz Zuko: Dallas Liu
General Iroh: Paul Sun-Hyung Lee
Feuerlord Ozai: Daniel Dae Kim
Commander Zhao: Ken Leung
Mönch Gyatso: Lim Kay Siu
Prinzessin Azula: Elizabeth Yu
Veröffentlichung: 22. Februar 2024 auf Netflix

Hinter dem Avatar verbirgt sich eine Person, die alle vier Elemente beherrschen kann und somit für das Gleichgewicht auf der Welt sorgt. Nach seinen Tod wird der Avatar in einer anderen Bändiger-Gruppe wiedergeboren. Die Reihenfolge folgt dem Lauf der Elemente. Erde, Wasser, Feuer, Luft, … Um Herr über alle vier Elemente zu werden, muss Aang noch das Bändigen erlernen. Denn nur dann kann es ihm gelingen, den langjährigen Krieg der Feuernation zu beenden. Auf Aang lastet ein enormer Druck. Er weiß, dass er dem Feuerlord Ozai (Daniel Dae Kim, Lost) Einhalt gebieten muss, zudem plagen ihn enorme Schuldgefühle. Wäre er nicht aus Angst vor dieser enormen Aufgabe geflohen und in diesen Eisblock eingeschlossen worden, würden seine Freunde und sein Lehrmeister vielleicht noch leben. Bei all ihren Reisen ist Vorsicht geboten, denn die Feuernation fürchtet den Avatar. Zuko (Dallas Liu, Players), Kronprinz der Feuernation, hängt Aang an den Fersen. Zuko trägt eine hässliche Narbe im Gesicht, die ihm sein eigener Vater zugefügt hat. Er konnte im Duell gegen seinen Vater nicht genug Stärke zeigen und war nicht bereit, ihn zu verletzen, daher wurde ihm sein Mitgefühl zum Verhängnis. Er wurde verbannt und sein einziger Weg wieder nach Hause zu kommen, besteht darin, den Avatar zu fangen.

Die Suche nach dem Meister

Als Luftbändiger kennt Aang sich bislang nur mit seinem eigenen Element aus. Er hat die Veranlagung schnell zu lernen, doch ohne Meister kann auch der Avatar nicht die volle Kraft aus den anderen Elementen schöpfen. Mit Katara hat er zwar eine Wasserbändigerin an seiner Seite, doch auch sie hat als einzige Bändigerin des südlichen Wasserstammes kaum Erfahrung. Von Beginn an wird als Ziel der Reise der nördlichen Wasserstamm angesetzt. Aang und Katara müssen dorthin, um einen Meister zu finden, der ihnen das Wasserbändigen beibringt. Die Zuschauenden erwarten auch einen solchen Ausgang. Dieser Wunsch fällt nur leider ins Wasser. Aang bändigt nicht das Wasser, obwohl er eine ständige Begleiterin hat, die zumindest die Grundlagen beherrscht. Etwas schade, doch als Luftbändiger ist der kleine Nomade fleißig im Einsatz und im geistigen Gespräch mit anderen Avataren kann man die immense Macht seiner wahren Gabe erahnen. Den emotionalen Momenten, die in der Serie nicht zu kurz kommen, wird viel Tiefgang gegeben. So herrscht durchweg ein ernsterer Ton. Jedoch kommt der Humor auch nicht zu kurz. Alle Episoden beinhalten eine Lektion, die Aang und seinen Freunden auf der weiteren Reise helfen kann.

Gefühlswelt hoch zehn

Von der jungen Rollenbesetzung wird einiges erwartet. Besonders was die Gefühlswelt betrifft. Für die coolen Sprüche auf der Reise ist Ian Ousley alias Sokka zuständig. Kiawentiio Tarbell, die der jungen Wasserbändigerin Katara Leben einhaucht, tut sich zunächst schwer, ihren eigenen Willen durchzusetzen. Sie fungiert in der Serie wie eine Art Mutterfigur, die klare Ziele hat und diese erreichen will. Sie wirkt jedoch zu besorgt. Zwei Darsteller stechen deutlich hervor: Gorden Cormier als Aang liefert ab, sei es in sentimentalen, ängstlichen oder actionreichen Szenen. Seine Mimik wird bis zum Ende stärker, was auch mit der Charakterentwicklung zusammenhängt. Es gelingt ihm, durchweg authentisch rüberzukommen. Auch wenn das Kind in ihm erwacht, ist ein kleiner Gorden am Set und kann unbeschwert lachen. Neben Avatar Aang wird der Fokus vermehrt auf Dallas Liu in der Rolle als Kronprinz der Feuernation Zuko gelegt. Der junge Schauspieler holt alles aus dem Charakter raus, was er kann. Durch die Rückblicke kann Zukos zunächst blutrünstig wirkendes Verhalten verstanden werden und zeigt zugleich seine verletzliche Art. Dallas Liu überzeugt auf ganzer Linie. Auch durch seine Karatekünste, die der Schauspieler bei internationalen Turnieren auf der Bühne präsentierte.

Detailverliebtheit

Liebe zum Detail ist bis ins Kleinste spürbar. Wunderschöne Kostüme, kreative Tierwesen und originell nachgebaute Schauplätze, die sehr stark an die Zeichentrickserie angelehnt sind. Nicht nur für Kenner der Originalserie ist das ein Augenschmaus. Die fantasievollen Tiere wie Aangs fliegender Bison Appa oder der Lemur Momo überzeugen in ihrer Gestalt. Avatar – Der Herr der Elemente wird von vielen realen Kulturen beeinflusst. Insbesondere von China, Japan, Indien und den Inuit. Die Kleidungsstücke und Wohnräume des Wasserstamms am Südpol etwa erinnern stark an die Inuit. Wiederum sprechen die Kanalsysteme und Gondeln des nördlichen Wasserstammes eher für Venedig. Die Architektur, Kleidung und Kultur der Städte des Erdkönigreichs weisen hauptsächlich auf China hin. Dabei ähneln die Uniformen der alten chinesischen Militärkleidung. Ab vom Festland wird die Insel Kyoshi vom japanischen Stil beeinflusst. Die Kriegerinnen tragen Make-up und verwenden im Kampf das traditionelle japanische Schwert Katana. Wer einen Blick in die Hauptstadt der Feuernation wirft, kann eine Ähnlichkeit zur verbotenen Stadt in Peking erkennen. Die Militäruniformen gleichen ebenfalls der alten chinesischen Kampfkleidung. Zum Schluss die Luftnomaden, die der tibetischen Kultur und den Shaolinmönchen ähneln. Aangs Kleidung kommt der Safranrobe der Mönche nahe und die wiederum basiert auf den Gewändern buddhistischer Mönche aus Indien.

Der Kampf mit und ohne Elemente

Die Serie trumpft mit ihren visuellen Effekten auf. Jede Bändigungstechnik ist einem Kampfstil nachempfunden. Dass beim Bändigen von Wasser sanft fließende Körperbewegungen zum Einsatz kommen, ergibt sich aus der Beschaffenheit des Wassers. Jedoch kann gefrorenes Wasser, das in spitze Wurfgeschosse geformt wird, gefährlich werden. Erdbändigen hingegen wird durch ruckartige und kraftvolle Bewegungen ausgeführt. Luft gleicht eher weniger einer reinen Angriffstechnik. Aang nutzt den Wind zur Fortbewegung und als Verteidigung. Feuer dagegen ist gefährlich. Nicht nur für die Gegner, sondern auch für die Ausführenden. Besonders das Bändigen dieses brennenden Elements wirkt durch die Effekte bedrohlich authentisch. Die Zuschauenden werden Zeuge, wie Personen vom Feuer verschlungen werden. In Kombination mit einer Kampftechnik, die auch ohne Feuer beeindruckend aussieht, raubt sie einem buchstäblich den Atem. Die einfallsreichen Choreografien erledigen den Rest.

Kleine Baustellen

Das Erzähltempo ist zunächst beständig und angenehm, doch ab der sechsten Episode zieht es deutlich an. Die Handlung läuft aufs Finale zu, wirkt jedoch gehetzt und überhastet. Es fehlt dadurch die Zeit, um die für den späteren Verlauf wichtigen und emotionalen Momente, die unter die Haut gehen, zu genießen und richtig mitzuerleben. Bei der einen oder anderen Einstellung wirken die Hintergründe gekünstelt. Dies fällt bei Szenen auf, in denen die Freunde mit Appa durch die Landschaft fliegen. Hier ist deutlich zu sehen, dass die Bilder vor einem Greenscreen gedreht wurden. Es gibt aber einige andere Einstellungen und Effekte, die für Staunen und große Augen sorgen. Beispielsweise die Geisterwelt, die Kampfszenen am Nordpol und die Kyoshi-Kriegerinnen.

Für das Fanherz

Fans, die sich Eins-zu-eins-Umsetzung vom Zeichentrick in die Realität wünschen, könnten an den einen oder anderen Punkten enttäuscht werden. Showrunner Albert Kim hat bewusst Elemente weggelassen oder auch zusammengelegt, die jedoch nicht die Haupthandlung beeinflussen. Trotz fehlender Charaktere ist ein roter Faden gegeben. Hin und wieder gibt es Überraschungsmomente, die für Neulinge witzig sind und das Fanherz der Alteingesessenen höher schlagen lassen. Wenn Aang beispielsweise auf seiner Luftkugel eine Statue rammt oder der Aufschrei „Meine Kohlköpfe“ ertönt. Für Kenner*innen der deutschen Fassung der Zeichentrickserie gibt es ein besonderes Highlight, denn ein Großteil der Figuren wird von denselben Synchronsprecher*innen gesprochen. Darunter Julia Kaufmann, David Turba und Sebastian Schulz, die Katara, Sokka und Zuko sowohl 2005 als auch 2024 ihre Stimme liehen.

Ein Blick in die Zukunft

Bereits 2018 kündigte Netflix die Produktion der Realverfilmung von Avatar – Herr der Elemente an. Die ursprünglichen Schöpfer der Zeichentrickserie, Michael Dante DiMartino und Bryan Konietzko wurden als Produzenten angekündigt. 2020 verließen die beiden jedoch aufgrund kreativer Differenzen mit Netflix das Team. Autor Albert Kim (Pantheon) wurde daraufhin als ausführender Produzent bekannt gegeben. Das Produktionsteam traf bereits am Ende der ersten Staffel Vorkehrungen, um eine Fortsetzung realisierbar zu machen. Kennern der Vorlage ist bekannt, dass Avatar Aang nur ein Jahr bleibt, um alle vier Elemente bändigen zu lernen. Denn dann wird Zosins Komet erscheinen und die Feuernation damit unbesiegbar machen. Dieser Zeitdruck wird genommen, indem der Komet erwähnt, aber seine Ankunftszeit noch im Unklaren gelassen wird. So kann zwischen den einzelnen Staffeln Zeit vergehen und die Alterung der Schauspielenden hat keine Konsequenzen auf die Logik der Handlung.

Fazit

Den Verantwortlichen von Avatar – Herr der Elemente ist es gelungen, die Fans abzuholen. Doch auch Neulinge im Universum von Aang und seinen Freunden finden sich zurecht. Für all das sorgen liebevoll gestaltete Charaktere, prachtvolle Landschaften und beeindruckende visuelle Effekte. Besonders die Kampftechnik von Prinz Zuko begeistert sowohl mit als auch ohne Feuerbändigen. Allgemein ist Zuko eine Schlüsselfigur, die noch viele Geheimnisse in sich trägt. Eine Folge mehr hätte der Serie allerdings nicht geschadet. Im Gegenteil wäre es so möglich gewesen, das etwas gestresste Ende zu entzerren und die eine oder andere Lerneinheit einzubauen. Netflix gab bereits bekannt, dass es eine zweite und sogar eine dritte Staffel geben wird, mit der das Abenteuer definitiv endet. Damit dürfen die Zuschauenden Aang weiterhin auf seinem langen Weg begleiten, und ihn endlich beim Bändigen aller Elemente sehen. Mit der Luft klappt das definitiv sehr gut. Wie würde Aang sagen: Jipp, jipp!

© Netflix

Sapamo

Sapamo liebt Geschichten aller Art. Für die nah am Wasser gebaute Romantikerin steht das Thema Liebe in Erzählungen ganz weit oben. Seien es Romane, Manga oder Anime. Nachdem sie tagsüber jede Menge Bücher der unterschiedlichsten Art in Regale oder auf Bücherwagen gelegt hat, entspannt sie sich abends gerne mit einer guten Lektüre. Gerne lässt sie auch einen kleinen weißen Ball über die Platte hüpfen und genießt den Besuch eines Musicals.

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