Chilling Adventures of Sabrina (Teil 4)

Die Nachricht im Juli 2020, dass Chilling Adventures of Sabrina nach zwei Staffeln (oder wie Netflix es möchte: Teil 4) enden würde, verbreitete sich in sozialen Medien wie ein Lauffeuer. Denn für viele war es unvorstellbar, wie bei einer Serie der Stecker gezogen werden konnte, die binnen kürzester Zeit eine solch riesige Fanbase aufgebaut hatte. Über die genauen Hintergründe ließ Netflix die Zuschauer im Unklaren und letztlich kann man nur mutmaßen, dass die Produktionskosten für eine Fortführung irgendwann zu hoch wurden. Einig sein darf man sich aber wohl darüber, dass die Serie nicht abgesetzt, sondern beendet werden musste. Wie das immer in einem solchen Fall ist, gilt es also nun im letzten Akt Schadensbegrenzung zu betreiben. Pünktlich zu Silvester 2020 ging der vierte Teil schließlich online. Verabschieden sich die Hexen mit Anstand?

Die letzte Krise konnte Sabrina Spellman (Kiernan Shipka, Mad Men) abwenden, doch nun steht der letzte Kampf bevor. Nicholas (Gavin Leatherwood, Bad Therapy) ist aus den Fängen des Bösen befreit, aber eine Zeitschleife erschuf Sabrina Morgenstern. Und Faustus Blackwood (Richard Coyle, Terry Pratchett – Ab die Post) beschwört derweil die Eldritch Terrors: Acht Wesen, die älter als das Universum selbst sind und den Untergang einläuten sollen. Sabrina allein ist nicht imstande, sich dieser Gefahr zu stellen, und sucht Hilfe bei ihrem abgespaltenen zweiten Ich, der zurückgebliebenen Königin der Hölle: Sabrina Morgenstern. Diese hat unter den Intrigen ihres Vaters Lucifer (Luke Cook, The Quest) und ihres Verlobten Caliban (Sam Corlett, The Dry) zu leiden.

Keine Ideen dürfen in den Müllkorb

Originaltitel Chilling Adventures of Sabrina
Jahr 2020
Land USA
Episoden 8 (in Teil 4)
Genre Fantasy, Horror
Cast Sabrina Spellman: Kiernan Shipka
Zelda Spellman: Miranda Otto
Hilda Spellman: Lucy Davis
Ambrose Spellman: Chance Perdomo
Harvey Kinkle: Ross Lynch
Mary Wardwell: Michelle Gomez
Faustus Blackwood: Richard Coyle
Prudence Night: Tati Gabrielle
Rosalind Walker: Jaz Sinclair
Theo Putnam: Lachlan Watson
Veröffentlichung: 31. Dezember 2020 auf Netflix

Es lässt sich nur spekulieren, welchen Herausforderungen man im Writer’s Room ausgesetzt war, um Chilling Adventures of Sabrina mit derart vielen Plotlines zu einem würdevollen Ende zu bringen. Acht Folgen blieben nach der Verkündung also übrig. Acht Folgen, in denen Serienschöpfer Robert Aguirre-Sacasa und sein Team noch eine Menge unterzubringen haben. Unter anderem haben wir da ein Zeit-Parodoxon, das Raum (und natürlich Zeit) für sich beansprucht. Dazu kommen Hexenzirkel, diverse angebrochene Liebes- (und Hass-)Beziehungen plus der übergeordnete Kampf zwischen Himmel und Hölle. Der Serie ist anzumerken, dass da noch genügend Stoff für weitere Staffeln … äh Teile wartet, und die Devise im Writer’s Room schien gewesen zu sein, keine Idee einfach zu verschwenden und demzufolge alles in die Handlung zu schreiben, was sich in irgendeiner Weise noch unterbringen lässt. Schließlich ist in Teil 4 kaum eine Folge ist kürzer als eine Stunde. Man muss weder Wahrsager noch Hexe sein, um zu erkennen, dass dieses Vorhaben auf wackeligen Beinen steht. Denn das unbequeme Gefühl, dass alle Handlungsstränge fix zu Ende gebracht und auf einer versöhnlichen Note enden müssen, stellt sich unweigerlich ein.

Tschüss, Greendale, tschüss, Riverdale

Ein Traum vieler Fans von Chilling Adventures of Sabrina und Riverdale war ein Crossover beider Serien, die immerhin in benachbarten Orten spielen. Hier und da gab es über die Episoden hinweg auch immer wieder Anspielungen und auch Mini-Auftritte von Nebenfiguren. Es war zu spüren: Größeres musste sich einfach in der Vorbereitung befinden. Teil 4 muss aber mit der simplen Diskussion darüber auskommen, dass auf den Schultoiletten von Riverdale immerhin Kondomautomaten stehen, während es in Greendale vergleichsweise zahm zugeht. Damit ist dann auch der Traum eines Crossovers geplatzt, denn wer die Hoffnung hatte, Sabrina irgendwann gemeinsam mit Betty und Archie zu erleben, wird auch in der abschließenden Runde nicht erhört. Minimal richten kann das der Cameo-Auftritt von Caroline Rhea und Beth Broderick, die in Sabrina – Total Verhext! Tante Hilda und Zelda spielten. Ein toller und überraschender Einfall für alle Anhänger der Teenager-Hexe aus den 90ern. Als besonderes Bonbon bringen die beiden einen sprechenden schwarzen Kater namens Salem mit, der im alten Stil so manchen Dialog bekommt. Zumindest in der Theorie betrachtet besitzt Episode 5 (das Highlight des vierten Teils) gleich drei Sabrinas. Abgerundet worden wäre das nur noch durch ein Engagement von Melissa Joan Hart, doch es ist unbekannt, ob diese überhaupt angefragt wurde. Dafür warten weitere Goodies auf, die den Abschied versüßen sollen.

Fan-Geschenke

Teil 4 ist wie ein Halloween Special: Faustus Blackwood lässt die Eldritch Terrors über Greendale hereinbrechen. Der Hexenzirkel muss jede furchterregende Bedrohung (besonders gelungen: Der uneingeladene Gast) einzeln bekämpfen, um das Ende aller Dinge zu verhindern. Das fühlt sich wie das berühmte Monster der Woche oder auch der Daily Doomsday an, nicht aber wie der Abschluss einer Staffel oder gar einer ganzen Serie. Aber: Die Eldritch Terrors huldigen H.P. Lovecraft, indem jene Kreaturen aus dem Cthulhu-Mythos aufgegriffen und stimmungsvoll in die Handlung der Serie eingewebt wurden. Dass Chilling Adventures of Sabrina auch unter Horror-Fans Anhänger finden konnte, verdeutlicht sich immer wieder an speziellem Fanservice in Form von Referenzen auf bekannte Horrorfilme. Hommagen auf The Rocky Horror Picture ShowAlienCarrieEvil Dead und viele weitere Horror-Klassiker sind vertreten. Teil 4 ist auch thematisch noch einmal düsterer als die bisherigen Teile. War die Verwunderung in Teil 1 aufgrund der Düsternis noch groß, konnte die Serie innerhalb ihrer Entwicklung sogar noch ein paar Schippen mitnehmen. Selbst ein bisschen Gore und Splatter sind dieses Mal vertreten. Weitere Momente werden allen Fans durchdachter Meta-Momente beschert, wenn direkt in der Auftaktfolge die beiden Sabrinas Billy Idols “Dancing with Myself” abfeiern. Passender könnte die Titelauswahl an dieser Stelle kaum sein. Wo wir schon bei Musik sind: Auch “Satanic Panic” darf eine feurige Wiederauferstehung feiern.

War es das wirklich?

Nein! Auch wenn Chilling Adventures of Sabrina mit Teil 4 das Ende der Serie einläutet, wird zumindest die Handlung fortgesetzt. Aguirre-Sacasa kündigte an, dass die Geschichte in Comic-Form weitererzählt werden wird. Das soll dann auch das geplante Crossover mit Riverdale ermöglichen. Die Rede ist von einem Krieg der Hexen, welcher gegen die Hexen von Riverdale ausgetragen wird. Eine spannende Ankündigung, bei der es natürlich umso trauriger ist, sie nicht in serieller Form erleben zu dürfen, da sicherlich auch einige Darsteller aus Riverdale zu sehen gewesen wären.

Fazit

Es wäre gemein, Teil 4 der Chilling Adventures of Sabrina lieblos zu nennen. Denn der Serie ist weiterhin anzumerken, wieviel Bock alle Beteiligten auf diese Serie haben. Nur die äußeren Umstände erzwingen unsaubere Maßnahmen. Mit dem Ergebnis, dass die einzelnen Folgen überfrachtet sind, wenig Zeit für Nebenfiguren bleibt und das Ende für eine Serie, die zwei Jahre lang immense Popularität auf Netflix genießen durfte, überraschend unglamourös daherkommt. Mit dem Wissen, dass der Stoff nun über transmediales Storytelling fortgeführt wird, sollten Fans nicht allzu lange traurig über das Ende sein. Die Serie konnte ihr Niveau von Anfang bis Ende halten und sich an vielen Stellen auch noch steigern. Wirkliche Tiefpunkte finden sich jedenfalls abgesehen von den Umständen, die das Ende prägen, in keinem der vier Teile.

© Netflix

Ayres

Ayres ist ein richtiger Horror- & Mystery-Junkie, liebt gute Point’n’Click-Adventures und ist Fighting Games nie abgeneigt. Besonders spannend findet er Psychologie, deshalb werden in seinem Wohnzimmer regelmäßig "Die Werwölfe von Düsterwald"-Abende veranstaltet. Sein teuerstes Hobby ist das Sammeln von Steelbooks. In seinem Besitz befinden sich mehr als 100 Blu-Ray Steelbooks aus aller Welt.

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