First Kill (Staffel 1)
Zwei Kinder verfeindeter Familien, die einander verbotenerweise lieben: Das Motiv dieser zwei durch widrige Umstände getrennten Liebenden hat seinen Weg schon in zahlreiche Mythen, Sagen und Medientitel gefunden. Man denke nur an Shakespeares tragischen Klassiker Romeo & Julia, der schon für besonders viele neue Interpretationen Pate stand. Seit jeher faszinieren aber auch Vampire die Menschen, die seit Romanen wie Dracula und Carmilla im 19. Jahrhundert auch beliebte literarische Figuren sind. Kein Wunder also, dass sowohl verbotene Liebe als auch Vampire die Themen der auf Basis der gleichnamigen Kurzgeschichte von Victoria Schwab produzierten Fantasy-Serie First Kill sind. Diesmal verlieben sich zum Leidwesen ihrer Familien nämlich eine Vampirin und eine Vampirjägerin ineinander. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine traute Zweisamkeit, schließlich sollten sie einander hassen! Die acht Episoden der ersten Staffel sind seit dem 10. Juni 2022 auf Netflix abrufbar.
Teenager Juliette Fairmont (Sarah Catherine Hook, The Conjuring 3: Im Bann des Teufels) schwärmt für ihre neue Mitschülerin Calliope Burns (Imani Lewis, Eighth Grade), doch was sie nicht ahnen kann: Das neue Mädchen in der Stadt ist die Tochter einer Monsterjäger-Familie! Das stellt sich als problematisch heraus, schließlich hat auch Juliette ein nicht ganz so normales Geheimnis. Sie ist nämlich eine Vampirin und stammt von einer berühmten Legacy-Linie ab, also einer Familie aus geborenen Vampiren. Als solcher kämpft sie mit dem Verlangen nach Blut, das ihr gar körperliche Schmerzen bereitet. Fest steht, dass sie bald ihre erste Tötung vollziehen muss. Und auch ihre Flamme Calliope träumt von der ersten Tötung, allerdings geht es hierbei darum, einem Monster den Gar auszumachen. Was also, wenn sich die beiden Töchter verfeindeter Familien nun tatsächlich ineinander verlieben, wenn sie sich doch eigentlich gegenseitig töten sollten?
Savannah, ein Ort der Monster
Originaltitel | First Kill |
Jahr | 2022 |
Land | USA |
Episoden | 8 (in Staffel 1) |
Genre | Fantasy, Romanze, Drama |
Cast | Juliette Fairmont: Sarah Catherine Hook Calliope “Cal” Burns: Imani Lewis Margot Fairmont: Elizabeth Mitchell Talia Burns: Aubin Wise Jack Burns: Jason Robert Moore Elinor Fairmont: Gracie Dzienny Sebastian Fairmont: Will Swenson Apollo Burns: Dominic Goodman Theo Burns: Phillip Mullings Jr. |
Veröffentlichung: 10. Juni 2022 auf Netflix |
First Kill nimmt das beliebte Romanzen-Trope der verbotenen Liebe und katapultiert diese Geschichte in eine übernatürliche, von Monstern und Monsterjägern besiedelte Welt. Nicht wirklich revolutionär, aber ein solides Setting. Interessant dabei ist, dass die Menschen durchaus von der Existenz von Monster wissen, allerdings denken, diese seien in ihrer Stadt Savannah seit 25 Jahren ausgerottet. Doch tatsächlich lebt Juliettes Vampir-Familie schon lange verdeckt, da sie als geborene Vampire gar nicht die typischen Merkmale eines Vampirs aufweisen. So müssen sie nicht das Sonnenlicht meiden und sehen wie einfache Menschen aus. Dennoch: Auch sie ernähren sich von menschlichem Blut, was Juliette jedoch ablehnt. Sie wäre am liebsten ein normaler Teenager und besitzt viel Empathie, was ihr vor allem den Spott ihrer älteren Schwester Elinor (Gracie Dzienny, Chasing Life) einbringt. Calliope präsentiert sich hingegen als mächtig stolz auf die Profession ihrer Familie, da sie immerhin die Menschen vor den tödlichen Monstern beschützen. Sie wartet sehnsüchtig auf ihre Chance, ihr erstes Monster zu töten und sich so vor ihrer Familie zu beweisen. Zudem tritt sie sehr selbstbewusst auf und nimmt kein Blatt vor den Mund. Damit sind die beiden Protagonistinnen sehr gegensätzlich, was ihre Dynamik besonders interessant macht.
Queere Liebe als Selbstverständlichkeit
Positiv anzumerken ist, dass die lesbische Beziehung nicht problematisiert wird: Dass sich Juliette und Calliope als zwei Mädchen ineinander verliebt haben, wird an keiner Stelle als Problem dargestellt, sondern es geht ausschließlich um ihre gegensätzliche Hintergründe und die Tatsache, dass sie nun einmal ein Vampir und ein Mensch sind. First Kill verzichtet auch vollkommen auf eine Coming Out-Geschichte, da sich beide ihrer Zuneigung zum gleichen Geschlecht bereits bewusst sind und die Geschichte sich somit auf andere Aspekte konzentrieren kann. Das präsentiert sich als erfrischend, schließlich geht nicht jede Serie mit einer derartigen Selbstverständlichkeit an eine gleichgeschlechtliche Beziehung heran. Obwohl sich die Romanze zwischen den Hauptfiguren als authentisch und sehr teenietypisch präsentiert, wird jedoch ebenso schnell von der großen Liebe gesprochen. Romantik wird großgeschrieben und durch die Bedeutung von Schicksal, das beide Hauptfiguren aneinander bindet, ist First Kill besonders für Zuschauer:innen mit einer romantischen Ader interessant. Auch müssen sich Juliette und Calliope jeder Menge Hindernisse behaupten, schließlich wollen ihre Eltern sie um jeden Preis trennen. Gerade Juliettes Mutter Margot (Elizabeth Mitchell, Lost) und Calliopes Mutter Talia (Aubin Wise, Dimland) stehen sich feindlich gegenüber, können sich aber nicht offen angehen, da niemand wissen soll, dass wieder Monster in Savannah leben. Zudem geht es beiden Familien um ihr Ansehen, da die Burns zu einer mächtigen Jäger-Gilde gehören und die Fairmonts als Hüterfamilie jene Schlange beschützen, die einst aus ihrer Ahnin Lilith den ersten Legacy-Vampir machte.
Konstante Spannungskurve
First Kill weist ein angenehm flottes Erzähltempo auf, was auch auf die Romanze zwischen den beiden Hauptfiguren zutrifft: Ihre gegenseitige Anziehung wird in den ersten Minuten deutlich gezeigt und bereits am Ende von Episode 1 wird geknutscht – nur damit sich die beiden Mädchen kurz darauf gegenseitig fast töten. Denn beide wissen bereits sehr früh von ihrem jeweiligen Geheimnis und sind sich somit bewusst, dass ihre Liebe kaum eine Chance hat. Durch die hohe Handlungsdichte baut sich ein gelungener Spannungsbogen auf, insbesondere da man als Zuschauer:in oft nicht weiß, wie die beiden Protagonistinnen aus einer brenzlichen Situation entkommen werden. Etwa wenn Calliopes Familie einen großen Angriff auf Juliettes Familie plant oder Letztere von ihrem Durst nach Blut überwältigt wird, während sie mit ihrer Freundin zusammen ist. Etwas irritierend zeigt sich hingegen das Verhalten der beiden Protagonistinnen, bei dem man oft nicht weiß, ob es sich um grenzenlose Naivität oder schlichte Kurzsichtigkeit handelt. So bringt Calliope Juliette in einer Episode zu sich nach Hause und hofft, ihre Familie würde ihre blutsaugende Freundin beschützen, obwohl bereits mehr als deutlich gemacht wurde, dass diese sie tot sehen möchten. Auch manche Entwicklung geschieht schlicht zu abrupt und wirkt deshalb oft schwer nachvollziehbar. Einen gewissen Mystery-Faktor weist die Serie hingegen auf, wenn es um Jueliettes Familie geht. So wird früh ein ominöser Bruder erwähnt, der jedoch böse sei und deswegen verstoßen wurde. Dahinter verbirgt sich natürlich deutlich mehr, wobei die Staffel genau dann endet, wenn es eigentlich erst so richtig spannend wird.
Gruselig ist hier nur das CGI
Eine Stadt voller Monster und übernatürlicher Wesen, Monsterjäger mit geschärften Waffen und bluthungrige Vampire: Da kommt schnell der Gedanke auf, die Serie könnte brutal sein und mit der roten Lebensflüssigkeit nicht geizen, tatsächlich hält sich dieser Aspekt aber trotz gut gemachter Action-Szenen und Monster-Tötungen stark in Grenzen. Selbstverständlich gibt es Horror-Elemente und gerade in der zweiten Hälfte der Staffel schockieren kurze, aber explizite Szenen wie etwa ein Zombie, der einem Jungen das Genick aus dem Körper reißt. Diese Momente sind jedoch schnell abgehandelt, sodass sich auch zartbesaitete Zuschauer:innen an die Serien wagen können. Ebenso wird auf schaurige Momente, wie man sie in einer solchen Produktion erwarten könnte, verzichtet. Zum Gruseln ist bei First Kill im Grunde nur eines: das CGI. Tatsächlich tauchen in der Serie nur wenige wirkliche Monster auf, aber diejenigen, die es tun, schauen grausig animiert aus. Selbst weniger aufwändige Momente wie giftgrün leuchtende Augen wirken derart gekünstelt, dass es schon etwas von der Handlung ablenkt. Deutlich erfreulicher zeigt sich der vielfältig aufgestellte Cast, der mit Sarah Catherine Hook und Imani Lewis zwei tolle Hauptdarstellerinnen bereit hält. Die Chemie zwischen ihnen stimmt und man nimmt beiden ihre Charaktere absolut ab. Auch der restliche Cast weiß zu überzeugen, wobei insbesondere Elizabeth Mitchell als großer Name hervorsticht, da sie bereits in vielen Produktionen mitspielte.
Fazit
First Kill ist eine unterhaltsame Teen-Serie rund um Vampire und Monsterjäger, die ihre große Stärke aber vor allem in der schönen Romanze zwischen den beiden Protagonistinnen zeigt. Diese besticht durch zahlreiche romantische Szenen und punktet damit, dass die Sexualität der Hauptfiguren nicht zur Diskussion gestellt wird. Die Handlung selbst präsentiert sich zwar als durchaus spannend, besitzt aber noch Luft nach oben, auch da sie genau dann aufhört, wenn es wirklich interessant wird. Die manchmal etwas schwer nachvollziehbaren Entscheidungen der Figuren sorgen allerdings dafür, dass man sich beim Anschauen das ein oder andere Mal wundert. Dennoch sind die acht Episoden der ersten Staffel durch das hohe Erzähltempo schnell geschaut und die Welt macht Lust auf mehr. Wer gerne Serien mit einer süßen, queeren Beziehung im Fokus schaut, kommt um First Kill kaum umhin, aber auch Fans von Fantasy-Serien wie Buffy sollten einen Blick riskieren.
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