Grey’s Anatomy (Staffel 18)

Seit 2005 begeistert Merediths medizinischer und privater Werdegang in Grey’s Anatomy die Medical Drama-Fans und ein Ende scheint auch 2022 nicht in Sicht: Die nun schon 19. Staffel lief seit Oktober im US-amerikanischen TV. Hierzulande flimmerte hingegen zwischen April und August 2022 die 18. Staffel über die Bildschirme, wahlweise über den Streaming-Dienst Disney+ oder wie bereits seit Jahren gewohnt, im Abendprogramm von ProSieben. Immerhin umfasst der Dauerbrenner mit den 20 Episoden der 18. Staffel bereits sage und schreibe 400 Folgen! Ob diese Staffel, die am 24. November 2022 auch auf DVD erscheint, wieder unterhalten kann, lest ihr in unserem Review.

Nachdem sie ihre Corona-Erkrankung überstanden hat, reist Meredith (Ellen Pompeo) nach Minnesota, um der Eröffnung einer Bibliothek zu Ehren ihrer Mutter Ellis Grey beizuwohnen. Dort trifft sie überraschenderweise den Transplantationschirurgen Nick Marsh (Scott Speedman, Underworld) wieder, den sie vor einigen Jahren wegen seines Nierenleidens behandelt hatte. Doch das bleibt nicht die einzige Überraschung, denn Dr. David Hamilton (Peter Gallaghar, Zoey’s Extraordinary Playlist) macht Meredith ein attraktives Angebot mit großzügigen Mitteln zur Erforschung einer Heilung für Parkinson. In Seattle muss Atticus (Chris Carmack) unterdessen damit umgehen, dass Amelia (Caterina Scorsone) seinen Antrag barsch abgewiesen hat, weswegen er nun mit Jo (Camilla Luddington) unter einem Dach lebt. Gemeinsam kümmern sie sich um ihre Adoptivtochter Luna und seinen Sohn Scout.

Addison is back!

Originaltitel Grey’s Anatomy
Jahr 2021–2022
Land USA
Episoden 20 (in Staffel 18)
Genre Drama
Cast Meredith Grey: Ellen Pompeo
Jo Wilson: Camilla Luddington
Miranda Bailey: Chandra Wilson
Richard Webber: James Pickens Jr.
Owen Hunt: Kevin McKidd
Teddy Altman: Kim Raver
Atticus Lincoln: Chris Carmack
Maggie Pierce: Kelly McCreary
Amelia Shephard: Caterina Scorsone
Veröffentlichung: 15. August 2022 auf Disney+

Die im Vorfeld bekannte zeitweilige Rückkehr von Kate Walsh (Unter der Sonne der Toskana) in ihrer Rolle als Dr. Addison Montgomery sorgte für Begeisterungsstürme der Fans, schließlich handelt es sich um eine echte Favoritin. Ursprünglich nur als Rivalin in der Gunst um Derek angelegt, war die Figur immerhin so beliebt, dass sie mehrere Staffeln ein Teil des Hauptcaste war und danach die Hauptfigur ihrer eigenen Spin-off-Serie (Private Practice) wurde. Tatsächlich fühlt es sich fast so an, als sei Addison nie weggewesen. Zwar ist sie nur für wenige Episoden als Gast dabei, aber hat eine interessante Patientengeschichte in petto und treibt in ihrer kurzen Screentime die anderen Figuren in ihrer Entwicklung erstaunlich voran. Schön ist dabei auch, dass anders als bei anderen “Wiederkehrern” nicht der Fehler gemacht wird, ihr Happy End zu negieren. Apropos: Einmal mehr bleibt sie aber nicht die einzige Rückkehrerin. So dürfen sich Fans in den späten Episoden auf Jackson (Jesse Williams) und April (Sarah Drew) freuen. Grundsätzlich mag das cool sein, aber es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Insbesondere im Bezug auf April, deren Figur nach Staffel 14 rausgeschrieben wurde, weil es angeblich nichts mehr zu erzählen geben würde. Das stimmt eben offensichtlich nicht, was in ihren Gastauftritten mehr als deutlich wird. Schade, denn so bleiben Fans nur die kleinen Krümel aus den kleinen Szenen, die sogar verraten, dass aus Jackson und April wohl doch wieder ein Paar geworden ist.

Rückkehr noch eines … Bekannten?

Ein bisschen ist es ja schon ein Markenzeichen der jüngeren Staffeln geworden, aber auch diesmal ist Merediths Liebesleben chaotisch. Wer jetzt aber denkt, dass sie endlich die angedeutete Romanze mit Dr. Hayes (Richard Flood) eingeht, liegt falsch. Oder zumindest nicht ganz richtig. Zwar sollen die beiden auf einigen Dates gewesen sein, das war allerdings zwischen den Staffeln und passierte vollkommen off-screen. Als Zuschauer:in hören wir nur noch, dass aus beiden nichts geworden sei, weil Hayes’ Sohn mit der neuen Beziehung seines Vaters überfordert war. Stattdessen bekommt Meredith (schon wieder!) einen neuen Love Interest, der zwar nicht vollkommen unbekannt, aber auch nicht gerade als bekannt bezeichnet werden kann: Der Transplantationschirurg Nick Marsh, Merediths Patient aus Staffel 14, der sage und schreibe für eine Episode zu sehen war. Zwar wurde die Chemie zwischen Meredith und ihm seinerzeit gelobt, aber diese (letzten Endes einfach unwichtige) Figur nach mehreren Staffeln auf einmal wieder derart relevant zu machen, wirkt schlicht sehr merkwürdig. Nick nimmt nämlich einen großen Teil der Screentime ein, insbesondere mit Meredith. Zumal sich die Beziehung der beiden innerhalb der Episoden auch viel zu schnell entwickelt. Und wenn Meredith zum Finale der Staffel nach gefühlten fünf Minuten plötzlich Seattle verlassen will, um mit Nick in Minnesota zu leben, wird das Ganze ad absurdum geführt. Insbesondere wenn man an all die (sehr ähnlichen) Storylines denkt, in denen Meredith sich stets gegen einen Umzug entscheidet und quasi ellenlang erklärt, warum sie Seattle nie verlassen könnte. Immerhin ist Merediths Geschichte in Minnesota als Forscherin für eine Heilung von Parkinson interessant und führt mit Kai Bartley (E. R. Fightmaster, Shrill) auch die erste nicht-binäre wiederkehrende Figur ein.

Spannende Storylines, aber viel zu viele Figuren

Das führt zu einem der Probleme von Grey’s Anatomy, die in Staffel 18 in einem geradezu absurdem Maße deutlich werden. Die Serie hat schlichtweg einen viel zu großen Cast an wichtigen Figuren, was dazu führt, dass einige Charaktere und ihre Storylines für mehrere Episoden einfach auf Stand-by zu stehen scheinen. Teilweise wünscht man sich da durchaus den kleinen aber feinen Cast aus den Anfängen zurück. Die Storylines der einzelnen Figuren sind nämlich auch in dieser Staffel wieder abwechslungsreich und spannend. Da wäre beispielsweise Jo, die als Assistenzärztin in der Geburtshilfe noch einmal neu anfängt und gleichzeitig als alleinerziehende Mutter für Adoptivtochter Luna viel Verantwortung trägt. Weniger spannend und eher nervig präsentiert sich hingegen Amelias Storyline (abseits ihrer Forschung in Minnesota), da die Drehbuchautoren es mal wieder nicht lassen konnten, Amelias aktuellste Beziehung mit Atticus zu sabotieren, was natürlich wieder einmal nach Drama schreit. Wer ihre Liebeleien noch aus Private Practice kennt, wird wohl bei der drölfzigsten Version nur noch den Kopf schütteln können. Interessant, da so noch nicht dagewesen, präsentiert sich hingegen die Handlung um Owens (Kevin McKid) und Teddys (Kim Raver) Sohn Leo, der gerne Kleider trägt und Prinzessin spielt. Gerade Teddy zeigt sich unsicher, wie sie mit dieser Situation und damit insbesondere den Reaktionen aus dem Umfeld umgehen soll. Auch Owens Schwester Megan (Abigail Spencer) ist wieder mit von der Partie und muss um das Leben ihres Sohnes Farouk fürchten, was offenlegt, wie schlecht es psychisch um sie steht. Insgesamt ist es einfach schön, dass die Serie noch immer so vielseitige Geschichten bietet, denn bei so vielen Staffeln sind viele Sachen zwar schon mehrfach passiert (Charaktere werden Eltern, aus Freunden ein Paar usw.), aber eben fast nie genau auf die gleiche Weise.

Nach Corona kommen der Arzt- und Blutmangel

Die 17. Staffel beschäftigte sich mit der Corona-Pandemie und deren Folgen, für Staffel 18 liegt die Krise aber nun in der Vergangenheit. Damit distanziert sich die Serie erstmals bewusst vom Weltgeschehen, da die Corona-Pandemie in der Realität 2021 noch längst nicht als abgeschlossen angesehen werden konnte. Allerdings fokussiert sich Grey’s Anatomy dafür auf andere hochaktuelle Themen, nämlich auf den Ärzte- und Blutmangel. Beides sind tatsächliche Probleme im medizinischen Sektor, die sich durch die Pandemie nur noch verschlimmert haben, sodass es umso wichtiger ist, das Spotlight darauf zu richten. Das Grey Sloan Memorial hat dabei sogar noch ganz eigene Probleme, da das gesamte Ausbildungsprogramm nach einem Vorfall auf der Kippe steht. Diese Storylines gehören zum absoluten Highlight der Staffel, da sie schlicht ausgesprochen gut und vielschichtig umgesetzt werden. So bekommt auch Levi (Jake Borelli) seine bisher interessanteste Geschichte und Urgestein Richard muss einmal mehr hinterfragen, ob er noch weiterhin praktizieren kann (so oft, wie dies schon zur Debatte stand, werden wir ihn wohl noch als 100-Jährigen am OP-Tisch stehen sehen). Fest steht, dass das Ende der Staffel Zuschauer:innen wohl etwas ratlos zurücklassen wird, denn in der letzten Episode liegt einiges in Scherben und im Ungewissen. Spannende Voraussetzungen für die nächste Staffel, die bereits seit Oktober 2022 im US-amerikanischen Fernsehen zu sehen ist.

Fazit

Als Fan ist man mittlerweile bei Grey’s Anatomy in einem Zwiespalt: Einerseits hat die Serie einen echten Herzensplatz und es bleibt stets spannend, wie es mit den liebgewonnen Figuren weitergeht. Andererseits sind bei über 400 Episoden aber viele Aspekte einfach auserzählt und die extrem hohe Qualität der ersten Staffeln schon lange passé. Gerade Staffel 18 macht die wachsenden Probleme deutlich, wie etwa der zu große Cast und damit verschenktes Potenzial für eigentlich coole Storylines, die dadurch einfach zu kurz kommen. Merediths intensive Romanze mit Nick mag dabei Geschmackssache sein, will aber schon durch ihre Abruptheit kaum zünden und nimmt dabei einfach zu viel Screentime ein. Aber auch wenn die Geschichten oft nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen, so sind sie doch immer noch gewohnt emotional und vielfältig. Trotzdem werden Fans also auch um die 18. Staffel nicht umhin kommen und schon alleine der gelungene Auftritt von Addison macht sie neben den interessanten Geschichten immer noch sehr sehenswert!

© Disney


Veröffentlichung: 24. November 2022

Ayla

Ayla ist Schülerin und beschäftigt sich hobbymäßig mit allen möglichen Medien, ohne dabei Beschränkungen zu kennen. Dennoch ist sie vor allem ein Serien- & Game-Junkie und liebt besonders actionreiche und dramatische Inhalte, wobei sie gleichzeitig für viele kindliche Themen zu haben ist, weshalb sie weiterhin großer Disney-Fan ist. Abseits ihrer Leidenschaft des Sammelns ihrer Lieblingsmedien schreibt Ayla gerne selbst Geschichten oder zeichnet Bilder, um sich so zu entspannen.

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