Harley Quinn (Staffel 1)
Die 1992 geschaffene Figur Harley Quinn ist aus der Popkultur kaum noch wegzudenken. Dabei ist sie eine vergleichsweise junge Figur des DC-Universums, die noch dazu ihren ersten Auftritt ungewöhnlicherweise in der Zeichentrickserie Batman: The Animated Series feierte. Erst danach tauchte sie auch in Comics auf. Doch ihre Popularität ist ungebrochen, so bekam sie 2020 sogar einen eigenen Solo-Film (Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn), in dem sie von Margot Robbie verkörpert wurde. Doch ganz im Sinne ihres Debüts darf die Schurkin bereits seit 2019 in ihrer eigenen Zeichentrickserie den Helden von Gotham das Leben schwer machen: Die 13 Episoden zählende erste Staffel von Harley Quinn erschien zwischen November 2019 und Februar 2020 auf der Streaming-Plattform DC Universe. Lange mussten sich deutsche Fans gedulden, doch Ende September 2021 feierte die humorvolle Action-Serie auf Warner TV Comedy ihre Premiere. Am 22. Dezember desselben Jahres lief die finale Episode von Staffel 1, während Staffel 2 am 19. Januar 2022 startete. Wir haben uns angeschaut, was die erste Staffel der überraschend schonungslosen Animationsserie auf dem Kasten hat.
Harley Quinn muss einsehen, dass ihr geliebter Joker sich keinen Deut für sie interessiert. Nach einer gemeinsamen kriminellen Aktion lässt er sie zurück, sodass sie nach Arkham gesteckt wird. Doch er verspricht ihr, sie alsbald zu retten. Voller Hoffnung wartet und wartet sie, aber nach einem Jahr ist klar: Da taucht niemand mehr auf. Stattdessen flieht Harley nun mit der Hilfe von Poison Ivy aus Arkham. Losgesagt vom Joker beschließt Harley, dass sie nun ganz alleine zu einer gefürchteten Superschurkin werden will! Um dieses Ziel zu erreichen, muss sie sich eine Gang suchen und es in die Legion of Doom schaffen …
Harley Quinn nach der Trennung von ihrem “Puddin”
Originaltitel | Harley Quinn |
Jahr | 2019–2020 |
Land | USA |
Episoden | 13 in Staffel 1 |
Cast | Harleen Quinzel/Harley Quinn: Kaley Cuoco Pamela Isley/Poison Ivy: Lake Bell Joker: Alan Tudyk Basil Karlo/Clayface: Alan Tudyk Bruce Wayne/Batman: Diedrich Bader Edward Nigma/Riddler: Jim Rash Nanaue/King Shark: Ron Funches Edgar Cizko/Doktor Psycho: Tony Hale James Gordon: Christopher Meloni Damian Wayne: Jacob Tremblay |
Veröffentlichung: 22. Dezember 2021 auf Warner TV Comedy |
Als kleine Hommage an ihre Anfänge (und auch als Zeichen zur Zugehörigkeit zum Joker) trägt Harley zunächst ihr klassisches Narren-Kostüm mit großen Hammer. Erst nach ihrer Trennung unterzieht sie sich einem Umstyling, das in ihrem mittlerweile ikonischen Look der Neuzeit mündet: zwei Zöpfe, einmal mit rosanen und einmal mit blauen Haarspitzen, ein Baseballschläger und knappe Kleidung in rot-schwarzen Mustern. Auch bei Harleys Vorgeschichte wird sich an dem orientiert, was im Comic-Reboot The New 52 (das die Geschichte fast aller DC-Comics nochmal auf Neustart setzte) einst etabliert wurde. Aber die toxische Beziehung zu Joker ist immer wieder Thema in der Serie und es ist auch nicht so, als wäre es für Harley so leicht, sich dieser Beziehung zu entziehen. Schließlich war er es, der aus ihr erst Harley Quinn machte. Besonders witzig sind dabei die Selbstgespräche, die Harley mit ihrem früheren Ich, Dr. Harleen Quinzel, führt. Ohnehin dürfen Zuschauer:innen hier eine ganze Menge über die schlagfertige Schurkin erfahren. So spielen in einer Episode auch ihre Eltern eine Rolle und wer sich schon immer fragte, warum Harley einen dezenten Knacks hat, wird danach eine Antwort gefunden haben. Immer mit dabei ist Harleys beste Freundin Ivy, die alles tut, um sie von Joker fernzuhalten, gleichzeitig aber von ihren Plänen wenig begeistert ist. Denn Ivy hält nichts von der Legion of Doom und möchte deshalb eigentlich auch nicht so wirklich zu Harleys Gang gehören. Die Freundschaft zwischen Harley und Ivy ist jedenfalls ein zentraler Aspekt der ersten Staffel und sehr gut gemacht. Es zeigt sich deutlich, wie wichtig sie füreinander sind, gleichzeitig gibt es viele Höhen und Tiefen, die sie überstehen müssen.
Harleys Gang: Eine ganz verrückte Truppe
Für ihre Gang muss Harley die Leute rekrutieren, die sonst niemand will. Denn die großen Fische haben überhaupt keine Lust, sich einem “Nobody” wie ihr anzuschließen. Immerhin denken viele, dass sie es alleine und ohne den Joker zu nichts bringen würde. Zu Harleys Gang gehören letzten Endes einige Bösewichte, die teilweise auch in anderen DC-Produktionen mitmischen dürfen: King Shark, der überraschend freundliche Haimann, ist etwa auch in The Suicide Squad zu sehen. Mit Doctor Psycho rekrutiert Harley einen Telepathen, der nach frauenverachtenden Sprüchen von der Legion of Doom ausgeschlossen wurde (anscheinend ziehen hier selbst die Bösewichte eine Grenze). Gestaltenwandler Clayface ist hingegen eindeutig derjenige, der für besonders viel Humor zuständig ist und bei dem manchmal die fast die Frage aufkommt, ob der gescheiterte Schauspieler überhaupt böse ist. Mit Sy Borgman ist dann noch ein alter, mit Cyborg-Technik ausgestatteter Rollstuhlfahrer und Geheimagent dabei, der zunächst nur als Ivys Vermieter auftritt (und wenig begeistert ist, nachdem Harley quasi bei Ivy einzieht, da sie für allerhand Chaos sorgt). Fest steht, dass Harleys Team eine ziemlich verrückte und bunt gemischte Truppe ist, die aber genau dadurch für viel Spaß sorgt. Die Gruppe muss als Team erst wirklich zusammenwachsen und vor allem Harley macht in der ersten Staffel eine Charakterentwicklung durch, die vor allem aus der Interaktion mit ihren Freunden, Kameraden und teilweise sogar Feinden hervorgeht.
Eine Serie, die sich selbst nur bedingt ernst nimmt
Natürlich dürfen in Gotham City auch nicht Figuren wie Batman und die Justice League fehlen. Während Batman noch eine recht prominente Rolle bekommt (was bei einer Serie, die den Titel “Harley Quinn” trägt, auch kein Wunder ist), tauchen Wonder Woman, Superman und Aquaman nur als Randfiguren hin und wieder auf. Dabei dürfen Zuschauer:innen die glänzenden Superhelden mal von ganz neuen, sehr witzigen Seiten kennenlernen: Wenn Wonder Woman mit Milchbärtchen ihr Müsli futtert oder Superman lieber mit seiner Freundin Lois genüsslich Sushi speist, während Gothan eigentlich gerade die Hilfe von ein paar heldenhaften Jungs und Mädels gebrauchen könnte, dann lädt das absolut zum Lachen und Schmunzeln ein. Es ist ohnehin der Humor, der auch häufig mal in eine satirische Richtung abschweift und auch von politischer Korrektheit wenig hält, der an Harley Quinn so viel Spaß macht. Popkulturelle Referenzen laden dann noch dazu ein, sich ein wenig so zu fühlen, als sei die Welt von Harley und ihren Freunden gar nicht so weit weg von der Realität. Auch düstere Szenen werden auf die Schippe genommen und überhaupt: So wirklich ernst bleiben nur die wenigsten Momente, (fast) alles ist ein wenig mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Trotzdem gibt es hier und da auch mal traurige oder berührende Momente, die zwar absolut rar gesät sind, sich aber dennoch organisch in die Serie einfügen. In jedem Falle ist Harley Quinn damit keine anspruchsvolle Serie, sondern einfach nur eine spaßige und von Humor nur so triefende Schurken-Party.
Ein blutig-böses Action-Spektakel
In den USA lief Harley Quinn mit einem R-Rating (was in etwa bedeutet, dass sich die Serie an die Altersgruppe 17+ richtet) und auch in Deutschland ist die Serie erst ab 16 Jahren freigegeben. Das ist angesichts des Inhaltes fast noch recht lasch bewertet, denn hier fliegen Körperteile und Blut nur so über den Bildschirm. Der Gewaltgrad ist recht explizit und an manchen Stellen auch auf einem ziemlich abstoßenden Niveau, etwa wenn der Kopf eines Charakters mit Säure verätzt wird. Da diese Gewalt aber durchgängig präsent ist (auch eigentlich ruhige Szenen können plötzlich ausgesprochen abstoßende Darstellungen aufweisen), gewöhnt man sich schnell daran, sodass der nächste splitternde Knochen dann nur noch für ein Schulterzucken reicht. Klar ist: Wer sich bei kleinen Blutspritzern schon schockiert die Hände vor die Augen hält, wird mit der Serie nicht glücklich, das aber auch schon in der ersten Episode bemerken. Alle anderen werden an den vielen schonungslosen Action-Szenen sicherlich schnell eine Freude entwickeln, da sie schlicht sehr gut zu den Charakteren sowie der Atmosphäre passen. Ebenfalls allgegenwärtig ist der sehr derbe Sprachgebrauch. Schimpfworte fallen am laufenden Band und gehören zu den normalen Dialogen. Fest steht, dass sich Harley Quinn damit ähnlich wie Invincible als eine Zeichentrickserie für Erwachsene (auch “Adult Animation” genannt) präsentiert. Die Animationen selbst zeigen sich hingegen auf einem recht simplen und doch überraschend farbenfrohem Cartoon-Niveau, was jedoch gut zu dem Titel passt.
Fazit
Harley Quinn ist ein spaßiges Action-Fest, das vor allem mit der Liebe zu ihren Figuren punkten kann und in erster Linie die schonungslose Brutalität ins Gedächtnis brennt. Das passt aber nun einmal perfekt zu dem Titel und der Humor ist einfach sehr abwechslungsreich: Von Satire bis einfach bösen Witzen ist hier viel dabei. Wer Anspruch sucht, wird hier nicht fündig, aber gerade Harley macht als Hauptcharakter eine sehr gute Figur und legt bis zum Ende der ersten Staffel eine überzeugende Charakterentwicklung hin. Insbesondere die Freundschaft zwischen ihr und Ivy glänzt mit rührenden, witzigen und auch überraschend authentischen Momenten. Als Fan von Harley Quinn und Figuren der DC Comics allgemein, bekommen Zuschauer:innen hier schlicht eine ganze Menge Fanservice geboten. Wer Harley Quinn mag und mit der expliziten und blutigen Gewaltdarstellung leben kann, sollte der Serie unbedingt eine Chance geben.
© Warner Bros.