iCarly (Staffel 1)
Wer in den späten 00er-Jahren aufgewachsen ist, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch an iCarly erinnern. Die Teen-Serie um die gleichnamige Webshow von Protagonistin Carly und ihren Freunden lief zwischen 2007 und 2012 sehr erfolgreich auf Nickelodeon. Doch seit 2021 dürfen sich zumindest US-amerikanische Fans über neue Geschichten mit ihren Lieblingscharakteren freuen, denn der Streamingdienst Paramount+ bestellte ein Revival. Und dieses scheint den Erwartungen entsprochen zu haben: Eine dritte Staffel wurde bereits bestätigt. In Deutschland musste man sich etwas länger gedulden, aber zum hiesigen Start von Paramount+ am 8. Dezember 20222 war es so weit und die 13 Episoden der ersten Staffel wurden veröffentlicht. Die deutsche Veröffentlichung der zweiten Staffel der Sitcom erfolgte am 9. Januar 2023.
Carly Shay (Miranda Cosgrove, Drake & Josh), mittlerweile Mitte 20 und wieder zurück in den USA, wird peinlicherweise von ihrem Freund bei einem Live-Stream abserviert. Nur gut, dass sie ihn keinesfalls braucht, um weiterhin mit ihrem Format “iCarly” erfolgreich zu sein! Schließlich hat sie immer noch (den nun tatsächlich durch seine Kunst reich gewordenen) Spencer (Jerry Trainor, Best Player), (den bereits zweifach geschiedenen) Freddie (Nathan Kress, Storm Hunters) sowie ihre neue beste Freundin Harper (Laci Mosley, Florida Girls), die ihr immer zur Seite stehen.
Eine Serie, die den Zeitgeist traf
Originaltitel | iCarly |
Jahr | 2021 |
Land | USA |
Episoden | 13 in Staffel 1 |
Genre | Komödie |
Cast | Carly Shay: Miranda Cosgrove Fredward Benson: Nathan Kress Spencer Shay: Jerry Trainor Harper: Laci Mosley Millicent: Jaidyn Triplett |
Veröffentlichung: 8. Dezember 2022 auf Paramount+ |
Schauen wir zurück auf das originale iCarly, so scheint man in eine ganz andere Ära einzutauchen. Während heutzutage bereits Kinder zu Internet-Stars werden können, war das damals, als selbst YouTube erst zarte zwei Jahre alt war und Social-Media-Apps wie Instagram noch weit in der Zukunft lagen, undenkbar. Umso mehr traf iCarly den Geschmack der jungen Zielgruppe: Die Vorstellung, dass ein paar kaum ältere Kids wie Carly, Sam und Freddie eine eigene Webshow betreiben und echte Stars sind, war unglaublich cool. Die heutigen Kinder könnte man mit einer derartigen Prämisse wohl nur noch schwer hinter dem Ofen hervorlocken, schließlich gehören Influencer, YouTuber & Co. bereits zum Alltag. Dazu kommt, dass einige humorvollen Szenen aus dem Original heutzutage wohl eher unter “Cringe” laufen würden. Dementsprechend liegt es nahe, kein Reboot zu versuchen, sondern schlicht die alte Crew für eine Fortsetzung zusammenzutrommeln, um Carly und ihre Freunde ins Leben der Erwachsenen in den 2020ern zu befördern.
Mischung aus alten und neuen Gesichtern
Als bestätigt wurde, dass iCarly zurückkehrt, war der Schock für viele Fans aus einem bestimmten Grund erst einmal groß: Publikumsliebling Sam, gespielt von Jennette McCurdy, würde aus persönlichen Gründen nicht mit von der Partie sein. Während das zwar schade sein mag, ist das kein Grund, das Revival abzuschreiben. Sams Abwesenheit wird bereits früh in der Serie angesprochen und Carly redet weiterhin oft über ihre beste Freundin aus Jugendtagen. Etwas zynisch könnte man also nun die neue Figur Harper, eine angehende Modedesignerin, als Sam-Ersatz bezeichnen. Immerhin ist die Carlys neue beste Freundin und lebt auch in einer Wohnung mit ihr. Erfrischenderweise ist Harper aber eine gänzlich andere Figur als Sam (schon allein durch ihre extravagante Art, die eher im Gegensatz zu Sams Verhalten steht), sodass es nicht so wirkt, als habe man diese nachmachen wollen. Ebenfalls neu dabei ist Freddies elfjährige Stieftochter Millicent (Jaidyn Triplett, Familienanhang), ein intelligentes und auf Erfolg bedachtes Mädchen, das Carly nicht leiden kann. Die Dynamik zwischen ihr und Freddie ist dabei der interessanteste und am rührendsten umgesetzte Aspekt der Serie: Während Millicent ihn zu Beginn kaum als Vaterfigur ernst nimmt, verbessert sich ihre Beziehung im Laufe der ersten Staffel signifikant. Außer Freddie sind Carly und Spencer die einzigen bekannten Figuren des Hauptcastes, womit eine gute Mischung aus drei alten und zwei neuen Figuren gefunden wurde (es wäre auch etwas unrealistisch, wenn niemand in über einem Jahrzehnt neue soziale Kontakte geknüpft hätte). Womöglich ein weiterer Wermutstropfen könnte dabei sein, dass Gibby in dem Revival weder dabei ist noch überhaupt erwähnt wird. Da seine Bindung zu den Charakteren aber wenig tief war, erscheint das nicht unlogisch.
“iCarly ist erwachsen geworden” … Ist das denn so?
In der ersten Episode tönt es, iCarly sei nun erwachsen. Das mag zwar für die Hauptfiguren gelten (Carly feiert in einer Folge ihren 27. Geburtstag!), ist aber inhaltlich nur bedingt richtig. Selbstverständlich geht es nun um Themen, die eher Menschen in ihren 20ern betreffen und dadurch, dass die Serie nicht mehr im Kinderporgramm läuft, darf auch offen über Sex geredet werden. Ansonsten ist die Serie aber im Herzen weiterhin eine leichte Sitcom, die auch jüngere Teenager problemlos schauen könnten. Das ist aber nicht negativ, schließlich wird wegen genau dessen die Essenz beibehalten, die dafür gesorgt hat, dass das Original so beliebt war. Die Witze sind lustig, es wird mit Absurditäten nicht gespart und es wird einfach eine heitere Atmosphäre enthalten. Speziell Spencers Kunstwerke sind noch genauso einzigartig (oder doch eher komisch?) wie zuvor, nur dass er jetzt damit großen Erfolg hat. Es ist schön zu sehen, dass er sich als Charakter weiterentwickelt hat, was auch für Carly und Freddie gilt. Carly lebt jetzt als Internet-Star in einer ganz anderen Ära als noch als Teenager, die Internet-Kultur hat sich verändert und sie damit auch. Ein wenig enttäuscht könnten Fans von Freddies Entwicklung sein, denn seine Start-Up-Unternehmen sind grandios gescheitert und er hat bereits zwei Ehen hinter sich. Einerseits mag das verständlich sein, sah doch seine Zukunft besonders vielversprechend aus. Andererseits zeigt das eben, dass das Leben nicht immer perfekt läuft, das aber nicht heißt, das man aufgeben muss.
Fanservice über Fanservice
Eins ist klar: iCarly setzt darauf, dass frühere Fans auch wieder einschalten. Deswegen gibt es allerhand Fanservice wie Gastauftritte von berühmt-berüchtigten Figuren wie Nora (die Stalkerin, die einst Carly und ihre Freunde entführt und gefangen gehalten hat) und auch Freddies übervorsorgliche Mutter taucht häufiger auf. Es gibt viele Referenzen und eigentlich ist es ein wenig, als wäre die Serie nie wirklich weggewesen. Das macht sie zu einem echten Highlight für alte Fans. Das ist aber natürlich ein zweischneidiges Schwert: Wer das Original nie gesehen hat oder gar damit nie wirklich etwas anfangen konnte, wird auch mit iCarly (2021) nicht warm werden. Denn ohne den Nostalgiebonus bzw. das Original wäre diese Serie wohl nichts, das hervorstechen könnte. Dafür sind die Figuren zu stereotyp und die Geschichte zu belanglos. Es ist aber gut, dass sich eben klar auf eine Zielgruppe fokussiert wurde anstatt auf zu vielen Partys zu tanzen. Das zeigt sich auch an den mehr als vertrauten Kulissen, speziall Spencers berühmtes Loft, die allesamt wieder zum Einsatz kommen. Was alte Fans hingegen stören könnte, ist die geringe Präsenz tatsächlicher Webshow-Einlagen. Es geht mehr um das alltägliche Leben der Gruppe (speziall romantische Anbandlungen und Comedy spielen eine große Rolle) als um die Webshow. Und wenn es um iCarly geht, dann eben nicht mehr ‘nur’ um die Show, sondern auch viel um alles, was damit zu tun hat. An dieser Stelle als lobenswert zu erwähnen ist die Kontinuität der deutschen Synchronisation, denn die Hauptfiguren wurden allesamt wieder von ihren ersten Sprechern vertont. Das erhöht die Nostalgie direkt noch einmal.
Fazit
iCarly baut vollumfänglich auf Nostalgie auf und richtet sich damit klar an all jene, die mit dem Original aufgewachsen sind. Betrachtet man die Serie unter diesem Gesichtspunkt, schafft sie es erstaunlich gut, den Charme aufrechtzuerhalten und mit den Gag-Einlagen für ordentliche Lacher zu sorgen. Losgelöst würde die erste Staffel ansonsten aus generischen Figuren bestehen, die nicht hervorstechen können. Aber da es sich eben um die vertrauten Gesichter von Carly und ihren Freunden handelt, freut sich das Fan-Herz, sie nun auch in ihren 20ern begleiten zu dürfen. Persönlich bin ich mit der ersten Serie aufgewachsen und war skeptisch, ob nach einem Jahrzehnt neue Folgen gelingen können. Aber das tun sie, sodass ich mit der ersten Staffel großen Spaß hatte und die Episoden in Windeseile durchgeschaut waren. Wer also mit den Figuren schöne Erinnerungen verbindet, sollte auch in das Revival unbedingt reinschauen!
© Paramount+