Jean-Claude Van Johnson

Achtung, es wird kompliziert: In Amazons Serie Jean-Claude Van Johnson spielt Jean-Claude Van Damme – der mit bürgerlichen Namen Jean-Claude Camille François Van Varenberg heißt – zwar Jean-Claude Van Damme, was aber hier lediglich ein öffentliches Cover ist. Unter dem Deckmantel eines nicht mehr wirklich erfolgreichen Hollywoodstars agiert der internationale Topspion Jean Claude Van Johnson, der im Auftrag der Agentur – eine private Institution, die unter dem Deckmantel einer Schauspielagentur agiert, die für Jean Claude Van Damme zuständig ist – schon diverse echte Schergen ausgeschaltet und die Welt gerettet hat. Doch hinter all dem, hinter dem Schauspieler, der eigentlich Topspion ist, steckt ein verletzliches menschliches Wesen: Jean Claude Van Varenberg.

   

JCVD geht es nicht wirklich gut. Was seine Karriere angeht (sowohl die öffentliche, wie auch die verdeckte) ist Jean-Claude mehr oder weniger im Ruhestand und lebt in einem melancholischen Stimmungstief eher sinnlos in den grauen Alltag hinein. Lediglich die Erinnerungen an seine ehemalige Spion-Partnerin Vanessa scheinen die Leere in Jean-Claudes Herzen noch erleuchten zu können. Nachdem die Beziehung zu ihr vor Jahren durch JCs Verschulden in die Brüche gegangen ist, setzt er es sich nun zum Ziel, Vanessa wieder zurückzugewinnen. Also kehrt er zu seiner alten Profession zurück, um so in Vanessas Nähe zu sein. Indem er Jane, seine Vermittlerin bei der Agentur, um Hilfe bittet, bekommt Jean-Claude die Hauptrolle in einer epischen Actionneuauflage von Huckleberry Finn vermittelt und soll am Drehort in Bulgarien gleichzeitig ein international agierendes Drogenkartell ausheben. Ihm zur Seite stehen dabei Vanessa sowie der auf den ersten Blick unscheinbare Luis, der seine eigene brutale Vergangenheit mit Drogenorganisationen hat. Doch trotz dieser Hilfe stellt sich die Frage: Ist der gealterte Actionstar Van Damme / Geheimagent Johnson der Aufgabe wirklich gewachsen?

Es geht um Jean-Claude Van Damme

Originaltitel Jean-Claude van Johnson
Jahr 2017
Land USA
Episoden 6 (1 Staffel)
Genre Action, Komödie, Agententhriller
Cast Jean-Claude Van Damme / Johnson: Jean-Claude Van Damme
Vanessa: Kat Foster
Luis: Moises Arias
Jane: Phylicia Rashad
Dragan: Carlo Rota

Jean-Claude Van Damme spielt hier sich selbst und das nicht zum ersten Mal. Abgesehen von einem kleinen Cameo-Auftritt in Last Action Hero, tauchte Van Damme bereits 2008 mit JCVD aus der schauspielerischen Versenkung auf und spielt in dem Film eine Version von sich selbst, die in einen Bankraub gerät. Mit seiner Selbstironie bei der Werbung für das Projekt und besonders mit überraschender schauspielerischer Tiefe auf der Leinwand überzeugt JC Fans wie auch Kritiker.
Bereits im August 2016 veröffentlichte Amazon die erste Folge von Jean-Claude Van Johnson in einer Reihe von Pilotfolgen, von deren Resonanz Amazon bekanntlich abhängig macht, welche Serien im Programm aufgenommen werden. Jean-Claude Van Johnson hat dies recht problemlos geschafft und es folgte im Dezember 2017 dann die erste Staffel der Serie mit insgesamt sechs Folgen zu je 30 Minuten. Dies mag nicht viel erscheinen, doch wird die Zeit sehr eindrucksvoll genutzt. Womit sie genutzt wird und warum dies eindrucksvoll ist, ist jedoch schwer zu beschreiben.

Eine seltsame Mischung

Wenn Jean-Claude Van Damme JCVD spielt, parodiert er eher sich selbst und zwar als eitlen Schauspieler, der extrem gerne über seine eigenen Filme redet. Besonders darüber, wie sein größter Erfolg Timecop tausendmal besser als Looper ist. Gleichzeitig spielt er aber auch ein sehr persönliches Selbst, wenn er mit schonungslos zerfurchten und altersgezeichneten Gesicht und tiefmelancholischem Blick über eine innere Leere spricht, die ihn sein ganzes Leben lang verfolgt hat. Dabei sollte erwähnt sein, dass die tatsächliche Person Jean-Claude Van Damme an einer Bipolaren Störung leidet, früher auch bekannt als Manische Depression.
Diese Schauspielerfiktion wird umrahmt von einem nach bester Bond-Manier überzogenen Agententhriller, in dem JC seine persönlichen Probleme beiseiteschieben muss, um einem größenwahnsinnigen Bösewicht – mitsamt Schergen – das Handwerk zu legen. Der Drogenhandel ist nämlich auch nur Mittel zum Zweck der Erlangung der Weltherrschaft. Heraus kommt ein seltsamer Mix aus Genreparodie (vergleichbar mit der Hot Shots– oder der Die nackte Kanone-Reihe), aus selbstironischer Schauspieler-Parodie der eigenen Biographie und des eigenen Images und einem nicht unerheblichen Anteil an durchaus ernsten Momenten, in denen nicht nur der Serien-JC seine Einsamkeit verarbeitet, sondern auch die anderen Figuren ihre ernsteren Szenen haben.

Es ist ein Mix, der nicht funktionieren sollte, aber es trotzdem tut, zumindest für mich. Die ernsten Momente wirken eigentlich nie fehl am Platz oder so überzogen, dass man sie eben nicht ernst nehmen und schlicht wieder der Komik zuordnen könnte, und die Komik in der Serie ist in ihrer Absurdität unvergleichbar virtuos. Es ist eigentlich kaum einer Erwähnung wert, aber Action kommt in der Serie auch nicht zu kurz, nimmt jedoch eher eine Nebenrolle ein, wie eigentlich alles, da Jean-Claude Van Damme mit seiner Darbietungen alles überstrahlt. Die Serie richtet sich in erster Linie ganz klar an JCVD-Fans. Diese dürfen sich auf diverse Seitenhiebe und Bezüge auf Van Dammes-Filme, deren Eigenheiten und auch auf biographische Momente des Schauspielers freuen. Aber auch ohne jeden Van Damme-Film gesehen zu haben, kann man seinen Spaß an der Serie haben. So habe ich zum Beispiel vorher nur JCVD und den eher gefloppten Film Knock Off gesehen und nicht mal etwas aus dem Van Damme-Kanon Bloodsport, Double Impact (Geballte Ladung), Universal Soldier und Timecop (die nun aber alle sehr hoch auf meiner To-watch-Liste stehen). Trotzdem kann ich hier jetzt vor Freude meine reviewerischen Purzelbäume schlagen.
Die Serie ist gute Unterhaltung, gleichzeitig durchaus persönlich anmutend und seltsam tiefsinnig (wie gesagt, es funktioniert, ich weiß nicht wie) und von einem herrlich absurdem Humor. Eine zweite Staffel wird es leider nicht geben, womit man hier ein abgeschlossenes und kurios einzigartiges Werk vorliegen hat. Auch ohne Prime-Mitgliedschaft kann man sich die Pilotfolge kostenlos auf Amazon anschauen und einen ersten Eindruck gewinnen, ein Weiterschauen lohnt sich meiner Meinung nach aber in jedem Fall.

Lyxa

Lyxa studiert aktuell das Fach Und-was-macht-man-damit in Mainz, liest viel, schreibt gerne und schaut sich viel und gerne allerlei Serien und Filme an, am liebsten Science-Fiction. Lyxa ist dabei besonders der Dunklen Seite der Macht verfallen, weil es dort die cooleren Outfits gibt.

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