Matrjoschka (Staffel 2)
Die erste Staffel Matrjoschka war ein voller Erfolg für Netflix. Vielleicht genau das, was man Überraschungshit nennt, denn die Popularität der Serie war nicht abzusehen, wohl aber die von Orange is the New Black-Star Natasha Lyonne. Und so zogen dann ganze drei Jahre ins Land, bis die zweite Staffel im April 2022 erschien. Würde sich die Handlung selbst recyclen? Mitnichten! Das ideenreiche Trio Natasha Lyonne, Amy Poehler und Leslye Headland schaffte es, die Erwartungen des Publikums zu übertreffen. Anstatt Nadia wieder in eine Zeitschleife zu schicken, geht es noch höher hinaus: Mit dem Thema Zeitreisen werden neue Möglichkeiten geschaffen, Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Davon gibt es im Leben von Nadia wahrlich genug …
Vier Jahre ist es her, dass Nadia und und Alan der Zeitschleife entkommen sind. Doch die Zeit ist ein heimtückisches Biest: Sie schickt sie in die Vergangenheit, um sie mit neuen Herausforderungen zu konfrontieren. Nadia reist ins Jahr 1982 und landet im Körper ihrer schwangeren Mutter Nora (Chloe Sevigny, American Psycho). Währenddessen steht in der Gegenwart im Jahr 2022 Nadias 40. Geburtstag an.
Zeitreise statt Zeitschleife
Originaltitel | Matrjoschka: Russian Doll |
Jahr | 2022 |
Land | USA |
Episoden | 7 in Staffel 2 |
Genre | Satire, Mystery |
Cast | Nadia Vulvokov: Natasha Lyonne Maxine: Greta Lee Lizzy: Rebecca Henderson Mike: Jeremy Bobb Farran: Ritesh Rajan John: Yul Vazquez |
Veröffentlichung: 20. April 2022 auf Netflix |
Die Bahnlinie 6622 führt Nadia nicht zum gewünschten Ziel, sondern direkt in die Vergangenheit, während in der Gegenwart nur noch zehn Tage bis zu ihrem 40. Geburtstag bleiben. Nora begegnet einem „alten Bekannten“ Chez (Sharlto Copley), der in einer Wohnung eine Tasche mitgehen lässt. Doch: War das nicht die Wohnung von Vera (Iren Bordan), Nadias Großmutter? Und befanden sich in der Tasche die sagenumwobenen Krügerrand-Goldmünzen, die bereits in der ersten Staffel thematisiert wurden und deren letzte Münze Nadia weiterhin um den Hals trägt? Die zweite Staffel versucht sich in Sachen Komplexität zu steigern. Nadia und Alan reisen mit dem Zug immer wieder in die Vergangenheit und zurück in die Gegenwart, um Familiengeschichte zu erleben und zu optimieren zu versuchen. Dabei ist ihre Motivation zumindest fragwürdig, denn es geht nicht darum, etwas in Ordnung zu bringen oder Schäden der Vergangenheit zu beheben. Rein das Lernen über sich selbst und ein besseres Verständnis stehen auf dem Plan. So ganz ohne Fallhöhe ist das ziemlich zum Gähnen.
Emotionen und Nostalgie als treibende Kräfte
Wie verändert sich unser Leben, wenn wir nur einen kleinen Teil unserer Vergangenheit ändern könnten? Wie oft haben wir uns selbst solche Gedanken gemacht oder unser Verhalten bereut? Wie viele Geschichten dieser Art bringt Matrjoschka auch einen dicken emotionalen Kern mit. Wenn man schon einmal im Körper der eigenen schwangeren Mutter steckt (!) … das macht etwas mit einem. Beziehungen werden hinterfragt und durchleuchtet, Perspektiven verändern, plötzlich entwickelt sich ein ganz neues Verständnis. Die zweite Staffel ist deutlich emotionaler als die erste. Insofern ist das eine gute Entscheidung, als dass Nadia mittlerweile mit all ihren Macken bekannt ist und es nicht mehr darum geht, mit ihr auf Sympathiefang zu gehen. Neben der allgemeinen Nostalgie-Gefühle gibt es einige amüsante Zeitvergleichs-Gags zu sehen. Wer Nadia vor allem aufgrund ihrer Kodderschnauze liebt, muss sich davon verabschieden, denn Unsicherheit und Belastung machen ihre bislang immer gut versteckten Ängste plötzlich greifbar.
Fazit
Die zweite Staffel Matrjoschka ist eine gelungene Fortsetzung und umgeht den naheliegenden Versuch, einfach Bewährtes noch einmal aufzuwärmen. Soviel Innovationsmut muss man einfach loben. Doch davon abgesehen bringt die Fortsetzung wenig Substanz mit. Für komplexes Storytelling besitzt die Handlung einfach nicht genug Fleisch. Und um sich im oberen Kreis der Sci-Fi-Zeitreise-Werke anzusiedeln, ist die Serie dann doch zu leichtfüßig unterwegs, um so wirklich die Sci-Fi-Nerds zu anzulocken. So bleibt die Serie in ihrer zweiten Staffel über mehr als die Hälfte der sieben Folgen diffus und es bleibt unvorhersehbar, wohin sie eigentlich möchte. Es ist leichter, sich ohne Erwartungen in die Fortsetzung zu begeben, als mit dem Anspruch, noch einmal durch die erste Staffel zu rauschen.
© Netflix