Modern Family
Elf Jahre, elf Staffeln, 250 Episoden, unzählige Awards: Die ABC-Serie Modern Family ist seit ihrem Start im Jahre 2009 eine einzige Erfolgsgeschichte. In Deutschland feierte die Mockumentary-Comedy aus den USA jedoch erst 2012 ihre Premiere. Die von 20th Century Fox produzierte Familienserie dreht sich dabei um die unterschiedlichen Familien von Jay und seinen beiden Kindern, die zusammen Höhen und Tiefen überstehen. Doch jede Serie findet irgendwann ihr Ende und für Modern Family kam dieses 2020 mit der elften Staffel. Am 12. November 2020 konnten auch deutsche Fans erstmals in den Genuss der finalen Folgen mittels des Senders Sky One kommen.
Jay Pritchett (Ed O’Neill, Eine schrecklich nette Familie) lebt mit seiner wesentlich jüngeren und aus Kolumbien stammenden Frau Gloria (Sofia Vergara, Miss Bodyguard) sowie deren Sohn Manny (Rico Rodriguez, Opposite Day) ein eher unkonventionelles Familienleben. Claire (Julie Bowen, Boston Legal) und Mitchell (Jesse Tyler Ferguson, The Class), Jays erwachsene Kinder aus erster Ehe, haben bereits selbst Familien. Claire lebt mit ihrem Mann Phil (Ty Burrell, Freunde mit Geld) und den drei Kindern noch das durchschnittlichste Familienleben, Mitchell hat hingegen mit seinem Lebensgefährten Cam (Eric Stonestreet, CSI: Vegas) gerade erst ein vietnamesisches Baby adoptiert. Zusammen bilden die drei Generationen rund um Jay eine bunte Familie, die nicht immer einer Meinung ist, sich aber gegenseitig liebt und unterstützt …
Eine Familie, die man lieben muss
Originaltitel | Modern Family |
Jahr | 2009 – 2020 |
Land | USA |
Episoden | 250 in 11 Staffeln |
Genre | Comedy, Mockumentary |
Cast | Jay Pritchett: Ed O’Neill Gloria Delgado-Pritchett: Sofia Vergara Claire Dunphy: Julie Bowen Phil Dunphy: Ty Burrell Mitchell Pritchett: Jesse Tyler Ferguson Cameron Tucker: Eric Stonestreet Haley Dunphy: Sarah Hyland Alex Dunphy: Ariel Winter Luke Dunphy Nolan Gould Manny Delgado: Rico Rodriguez |
Seit 12. November 2020 vollständig in Deutschland |
Natürlich sind die Stärke von Modern Family die Charaktere, die man als Zuschauer schnell ins Herz schließt, ebenso wie die wunderbaren Bindungen zwischen den Charakteren. Zum Beispiel ist Jay zunächst nicht gerade begeistert, dass sein Sohn Mitchell zusammen mit Cam ein Baby adoptiert hat, da er noch immer Probleme mit der Akzeptanz von Mitchells Homosexualität hat. Im Laufe der Serie entwickelt er sich aber weiter und lernt dazu. Ebenso schön ist, wie sich die Beziehung zwischen Jay und seinem Stiefsohn Manny entwickelt. Es ist ohnehin berührend zu sehen, wie die drei doch so unterschiedlichen Familien von Jay, Mitchell und Claire miteinander agieren. Claires Kinder, die eher lockere Haley (Sarah Hyland, Vampire Academy), die intelligente Alex (Ariel Winter, The Last Movie Star) und das Nesthäkchen Luke (Nolan Gould, Freunde mit gewissen Vorzügen) sorgen untereinander für die Präsentation einer insgesamt liebevollen, aber natürlich auch von Streitereien und Rivalitäten geprägten Geschwisterliebe. Beispielsweise fühlt sich Alex für ihre Leistungen oft nicht gewürdigt genug und gerät mit Haley aneinander, als sie plötzlich zusammen einen Mathekurs besuchen müssen. Die Charaktere haben alle ihre Besonderheiten und in 250 Episoden haben sie tatsächlich mehr als genug Raum zur Entfaltung. Es gibt natürlich auch allerhand immer wieder auftauchende Nebencharaktere, wie Jays Ex-Frau DeDe, die Mutter von Claire und Mitchell, wobei Erstere kein gutes Verhältnis zu ihr hat.
Der Reiz des Alltags
Modern Family zeigt in den elf Staffeln im Grunde einfach nur den Alltag der so unterschiedlichen Familienmitglieder. Aber genau dieser ist sehr lustig, wobei auch ein weiterer spannender Aspekt ist, dass man als Zuschauer sieht, wie sich die Charaktere entwickeln. Natürlich ist dies besonders bei den zu Beginn noch sehr jungen Charakteren zu bemerken, aber auch die erwachsenen Figuren entwickeln sich weiter. Claire ist zu Beginn als Hausfrau und Mutter voll eingespannt, steigt aber später wieder in die Arbeitswelt ein. Und auch Jay, der Chef eines Schrankunternehmens, macht berufliche, aber auch noch überraschend private Veränderungen durch, ebenso wie Gloria. Ebenfalls bemerkenswert ist, dass Modern Family stets am Puls der Zeit ist. So startete sie 2009 und in den elf Jahren, in denen die Serie lief, hat sich natürlich auch die amerikanische Gesellschaft verändert. Daher wird die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe zum Thema, da dies für Mitchell und Cam natürlich ein wichtiges Ereignis ist. Ohnehin ist die Serie aber – wie der Titel schon verspricht – sehr modern, so ist die Darstellung eines schwulen Paares als Eltern nicht gängig, hat aber für viel positive Resonanz gesorgt.
Was ist denn überhaupt ein “Mockumentary”?
Modern Family ist neben dem Genre Comedy auch dem Genre Mockumentary zuzuordnen, was nicht unbedingt die geläufigste Genrebezeichnung ist. Mockumentary heißt in diesem Fall, dass die Charaktere ihr eigenes Handeln kommentieren, als würde man gerade eine Doku sehen. Das bedeutet, die Zuschauer werden in diesen wie Interviews wirkenden Szenen oftmals auch angesprochen, wodurch man sich umso stärker involviert fühlt. Dies ist stets sehr witzig gemacht und gibt dem Serienkonzept einen einzigartigen Touch. Es bestehen jedoch auch Folgen, die als Alleinstellungsmerkmal ein anderes Konzept vorweisen. Zum Beispiel eine Folge, in der die Charaktere nur über das Internet kommunizieren. Konstant präsent sind in den Staffeln hingegen immer wieder Festlichkeiten wie zum Beispiel Halloween (Claires Lieblingstag), Weihnachten oder Vatertag. Die eigentlich präsentierten Handlungen wirken ohnehin wie einfach aus dem Leben gegriffen, was durchaus beabsichtigt ist. Die Idee zu dem Serienhit kam den beiden Produzenten und Drehbuchautoren Christopher Lloyd und Steven Levitan nämlich genau dann, als beide sich über ihre eigenen Familien austauschten und dabei feststellten, wie interessant und lustig diese Gespräche sind.
Elf Jahre mit einem konstanten Cast
Ein schöner Aspekt an Modern Family ist definitiv auch, dass die Hauptdarsteller in den immerhin elf Staffeln gleich bleiben. Elf Jahre sind eine lange Zeit und so manche Serie hätte vermutlich in einem solchen Zeitraum Ausstiege verzeichnen müssen, aber nicht hier. Als Zuschauer sieht man sogar die Kinderdarsteller erwachsen werden. Lediglich die allerkleinsten Rollen von Babys wurden einmal neu gecastet, sobald die Rolle etwas älter wurde, wie etwa bei Mitchells und Cams Adoptivtochter Lily, die zunächst von Zwillingen verkörpert wurde. Seit der dritten Staffel wurde Lily aber von der damals entsprechend sehr jungen und noch unbekannten Aubrey Anderson-Emmons gespielt. Mit Ed O’Neill ist eine wahre Größe im Bereich lustiger Familienserien dabei, schließlich hat er in den Jahren 1987 bis 1997 in der Rolle als Al Bundy in der Serie Eine schrecklich nette Familie schon einmal einen Familienvater verkörpert.
Fazit
Modern Family ist eine so witzige und herzliche Serie, dass sie eigentlich jeden ansprechen kann. Die vielen Figuren sind mit ihren eigenen Macken und facettenreichen Charakteren schnell sympathisch und es ist einfach einzigartig, die drei Familien über so viele Jahre zu begleiten. Obwohl – oder vielleicht sogar gerade weil – die dargestellten Situationen in den Episoden oft so alltäglich sind, hat die Serie einen großen Suchtfaktor und es wird sich vermutlich jeder an einigen Stellen wiedererkennen. Ich muss gestehen, dass ich bei der letzten Episode auch ein paar Tränen verdrückt habe, weil ich diese sympathischen Charaktere so sehr ins Herz geschlossen habe und es dadurch schwer ist, Abschied zu nehmen. Wer die Serie noch nicht kennt, sollte spätestens jetzt einen Blick riskieren.
© 20th Century Fox