Star Wars: Ahsoka
Nach dem eindrucksvollen ersten Live-Action-Debüt in The Mandalorian (2020) kehrte Ahsoka Tano in ihrer eigenen Serie Ahsoka am 23. August 2023 auf die Bildschirme zurück. Dabei geht es nicht weniger als um die von Star Wars-Fans oft gestellte Frage: Wo sind Ezra Bridger (Eman Esfandi, King Richard) und sein Gegenspieler Großadmiral Thrawn (Lars Mikkelsen, The Witcher)? Bildgewaltig und mit einem ordentlichen Sturm an Liebe fürs Samurai-Kino hauchte Dave Filoni der Disney+-Serie Leben ein. In dieser direkten Fortsetzung der Animationsserie Star Wars: Rebels (2014) geht es um nichts Geringeres als die Abwendung eines drohenden Krieges mit der jungen und sogleich fragilen Neuen Republik!
Einige Jahre nach dem Fall des Ersten Galaktischen Imperiums gelangt Ahsoka Tano (Rosario Dawson, Das Buch von Boba Fett) in Begleitung des Droiden Hyuang (David Tennant, The Legend of Vox Machima) in den Besitz einer verschlüsselten Karte, die den Aufenthaltsort des verschollenen imperialen Meister-Strategen Großadmiral Thrawn (Lars Mikkelsen, Devils) verraten soll. Um die Karte zu entschlüssen, bittet sie die ehemaligen Mitglieder der Ghost, Hera Syndulla (Mary Elizabeth Winstead, Gemini Man) und Sabine Wren (Natasha Liu Bordizzo, Crouching Tiger, Hidden Dragon: Sword of Destiny), um Hilfe. Während es bei Hera und Ahsoka in erster Linie darum geht die größte Bedrohung für den Frieden der Neuen Republik abzuwenden, möchte Sabine nichts lieber, als ihren Freund Ezra Bridger (Eman Esfandi, Pepito) finden.
Doch auch Parteien, die danach sinnen, das Imperium wieder auferstehen zu lassen, sind auf der Suche nach Thrawn. Mit der Nachtschwester Morgan Elsbeth (Diana Lee Inosanto, The Sensei) hat die Gruppe um Ahsoka eine erbitterte Feindin, die ihnen nicht nur Attentäter-Droiden, sondern auch die beiden Söldner Baylan Skoll (Ray Stevenson, Das Boot) und Shin Hati (Ivanna Sakhno, The Reunion) auf den Hals hetzt. Auf dem fernen Planeten Peridea treffen alle Gruppen schlussendlich aufeinander und Morgan Elsbeth muss feststellen, dass ausgerechnet Baylan gänzlich eigene Ziele verfolgt. Denn im entscheidenden Moment trennt er sich von seiner Schülerin, die sich nun orientierungslos auf die Suche nach sich selbst begibt. Sabine dagegen findet ihren jahrelang vermissten Freund, nur um ihn wieder zu verlieren, als sie ihrem Herzen folgt.
Dave Filonis Liebe für Samurai in einer weit weit entfernten Galaxis
Originaltitel | Ahsoka |
Jahr | 2023 |
Land | USA |
Episoden | 8 in 1 Staffel |
Genre | Action, Abenteuer, Science-Fiction, Drama |
Cast | Ahsoka Tano: Rosario Dawson Sabine Wren: Natasha Liu Bordizzo General Hera Syndulla: Mary Elizabeth Winstead Lord Baylan Skoll: Ray Stevenson Shin Hati: Ivanna Sakhno Lady Morgan Elsbeth: Diana Lee Inosanto Professor Huyang: David Tennant (Stimme) Ezra Bridger: Eman Esfandi Jacen Syndulla: Evan Whitten Großadmiral Thrawn: Lars Mikkelsen |
Auf Disney+ verfügbar |
Nicht nur Star Wars-Schöpfer George Lucas verwob seine Begeisterung für Samurai in seinen Filmen, auch Dave Filoni zog mehr als einmal das Laserschwert-Katana. Gerade in den Animationsserien Star Wars: Clone Wars und Star Wars: Rebels wird dies mehr als deutlich. Freunde der Kurosawa-Filme werden dies beispielsweise bei Clone Wars-Folgen wie “Kopfgeldjäger” (Staffel 2, Folge 17) oder “Eine Lektion in Sachen Geduld” (Staffel 2, Folge 11) deutlich erkennen. In The Mandalorian setzt sich die Begeisterung für Filme über die Schwertkämpfer des alten Japan fort und findet in Ahsoka seinen Höhepunkt. Ahsokas und Morgans Kleidung, ihre Kampfstile und die kameratechnische Inszenierung der beiden – all dies weckt Gedanken an große Samurai-Klassiker wie Yojimbo – der Leibwächter (1961). Ja, selbst der malerische Wald des Planeten Seatos wirkt wie ein Märchenwald aus Japans Legendenschatz. Und auch Worte aus dem Kulturkreis des alten Japans finden sich in Ahsoka wider. So bezeichnet kein Geringerer als Großadmiral Thrawn die Titelheldin als “Ronin”, also einen von seinem Shogun verstoßenen Samurai. Dabei spielt er auf nicht weniger als ihren Rauswurf aus dem Jedi-Orden an, als sie in der fünften Staffel von Star Wars: Clone Wars fälschlicherweise des Mordes bezichtigt wurde.
Star Wars-Futter für Augen und Ohren
Ausdrucksstarke Bilder besitzen eine enorme Kraft auf den Bildschirmen, was Ahsoka in einem Farbenspiel an wuchtigen Szenen, die Eindruck hinterlassen, Folge für Folge beweist. Die teilweise langsamen Lichtschwert-Kämpfe wirken hierbei nicht deplatziert, sondern betonen Dramatik und Inhalt. Die Landschaften von Planeten wie Seatos sowie Peridea laden zum Träumen in ferne Welten ein und die gigantischen Weltraum-Wale zum Staunen. Der erste Auftritt von Thrawn in seinem Sternenzerstörer der Chimaera ist eine pure Machtdemonstration, die aus dem Fernsehr einem ins Gesicht springt. Doch Bilder wirken dreimal so kräftig, wenn die musikalische Untermalung stimmt. Hierfür kehrt Kevin David Kiner (Star Wars: Clone Wars und Star Wars: The Bad Batch) als Komponist in die Welt von Star Wars zurück und verzaubert die Ohren. Gerade das Ending ist herausstechend und bleibt als Ohrwurm im Kopf.
Rückkehr der Fan-Lieblinge und interessanter Antagonist
Seit Star Wars: Rebels wollen Fans wissen, wie es bei den Mortis-Göttern mit den vielen liegbewonnenen Charakteren weitergeht. In Ahsoka erhalten wir endlich Antwort auf diese Frage. Dabei erscheint Lars Mikkelsen, der bereits in oben erwähnter Serie im Englischen Thrawn seine Stimme lieh, zum ersten Mal als dessen reale Verkörperung auf der Bildfläche. Seine Haltung, die Art zu sprechen und auch die strategische Art zu argumentierenharmonisiert mit seiner animierten Darstellung. Auch wenn er im Exil ein bisschen zugenommen zu haben scheint von seiner Fähigkeit, Pläne zu schmieden und an sein Ziel zu kommen, hat er nichts verloren. Dabei gönnt ihm aber auch sein durch das Schicksal verbundener Gegner, der gewitzte und mittlerweile äußerst stark in der Macht verankerte Ezra keine Ruhe. Ein Thrawn lässt sich aber davon nicht aufhalten. Doch so schön und für Star Wars: Rebels-Liebhaber melancholisch dies auch sein mag, am herausstechendsten ist ein anderer. Der neu eingeführte Söldner Baylan Skoll stiehlt sogar einem Großadmiral Thrawn die Show. Ray Stevenson, möge er in Frieden ruhen, haucht dem gefallenen Jedi Leben und Tiefe ein. Was ihn so interessant macht, ist die mysteröse Unwissenheit, die Folge für Folge ein wenig aufbröckelt. Scheint er anfangs ein Verbündeter Thrawns zu sein, ändert sich das im späteren Verlauf und Baylan geht seinen gänzlich eigenen Weg. Schade, dass es hierbei nur beim Aufbröckeln der Fassade bleibt.
Viele Referenzen und Konsequenzen-Löcher: Typisch Disney
Thrawn mag vielleicht ein Meister-Stratege sein, doch Disney ist Meister in der unschönen Kunst, unkomplizierte Lösungen, auf die eigentlich eine schwerwiegende Konsequenz folgen sollte, mit dem Zuballern an Referenzen zu übertünchen. Und Star Wars-Referenzen gibt es einige! So thematisiert Ahsoka die Geschehnisse von Moff Gideons (Giancarlo Esposito, The Boys) Taten aus The Mandalorian. Und wer musste nicht bei Baylan Skolls ersten Auftritt unweigerlich an Darth Vader denken? Auch die verschlüsselte Karte ähnelt den Rätseln, die sich in dem PC-Spiel Fallen Order finden lassen. Von den vielen Star Wars:Clone Wars- und Star Wars: Rebels-Hinweisen gar nicht zu reden. Dennoch wirkt es an manchen Stellen etwas übertrieben. Gerade wenn schwerwiegende Taten minimale Folgen haben oder durch eine Deus ex Machina in Form von C-3PO mit einem gefühlten Fingerschnippen weggewischt werden. Hera müsste eigentlich vors Kriegsgericht gestellt werden, doch ihre Befehlsverweigerung wird mit der Botschaft Leia Organas einfach abgetan. An diesen Stellen ist der Disney-Charakter durchaus zu spüren.
Fazit
Ahsoka ist eine Star Wars-Serie von einem Fan für Fans. Bestückt mit vielen Referenzen setzt die Disney-Serie die Handlung von Star Wars: Rebels fort und lässt nie Langeweile aufkommen. Allerdings könnte es gerade für Zuschauende, die die vorangehenden Animationsserien nicht kennen, schwer werden, der Handlung in ihre Gänze zu folgen. Gerade das Ende, als Baylan auf einer in den Fels gehauene Statue steht und Ahsoka eine weiße Eule erblickt, wird der Fan die Anspielung auf die Mortis-Götter durchaus und deren tiefere Bedeutung verstehen. Die Geschichte selbst wird zügig erzählt und hält einige teilweise vorhersehbare, aber auch überraschende Wendungen parat, die einen an den Bildschirm fesseln. Besonders die Lichtschwert-Kämpfe sind ein Hingucker und die Charaktere interessant dargestellt, weswegen man gerne über die einen oder anderen Logik-Löcher hinwegsieht. Nichtsdestotrotz ist nach dem Flop von Das Buch von Boba Fett mit Ahsoka endlich wieder eine packende Star Wars-Serie auf Disney+ zu sehen, die die Nostalgie-Herzen höher schlagen lässt und wieder Bock auf mehr macht.
Zweite Meinung:
Zu Beginn von Ahsoka war ich recht angetan: Tolle Sets mit real funktionierender Technik/Mechanik, ein Cast, der seinen animierten Vorbildern gerecht wird, und dazu ein gemäßigtes Erzähltempo. Allerdings empfinde ich jenes Tempo auf lange Sicht als Stolperfalle (anders als meine Kollegin Lady Narmora). Da die Serie nur einen großen Hauptplot kennt und kaum Erzählstränge nebenbei besitzt (außer das Kindergarten-Gezänke zwischen Flotte und Senat), wird Ahsoka mit der Zeit zu einer Pferdeleiche – befeuert vom statischen Rumgestehe der Bösewichte oder den fragwürdigen Pausen während der Dialoge. In besagten Gesprächen wird immer viel angeteased, eingelöst werden die Versprechen jedoch nicht. Beispiel Baylan: Sehr viel Zukunftsgetease, aber nichts greifbares – höchstens für Kenner von The Clone Wars. Generell gilt: Ahsoka ist vor allem für solche gedacht, die The Clone Wars und Rebels gesehen haben. Allen anderen gehen die Figuren möglicherweise am Hintern vorbei. Immerhin macht mich Ahsoka nicht wütend, daher ist die Serie für mich besser geraten als Das Buch von Boba Fett und auch besser als Obi-Wan Kenobi. Ahsoka liegt für mich im glorreichen Mittelfeld.
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