The Expanse (Staffel 3)
Während Ende 2019 wohl eher das anstehende Star Trek-Comeback von Jean-Luc Picard und Disneys Baby-Yoda: Die Serie (aka: The Mandalorian) die Gemüter der Sci-Fi-Fans bewegt, geht fast schon still und heimlich The Expanse im Dezember in ihre vierte Staffel. Kurz zuvor hat Pandastorm Pictures die vorangegangene dritte Staffel – die letzte unter der Aufsicht des Senders Syfy, ehe die Rocinante-Crew bei Amazon einen neuen Heimathafen gefunden hat – für den Heimkinomarkt veröffentlicht. Eine gute Gelegenheit, die Ereignisflut noch einmal aufzufrischen.
Wie schon in der ersten Staffel endete auch die zweite an einem spannungsgeladenen Handlungspunkt, der nun unmittelbar wieder aufgenommen wird: Mars und Erde befinden sich nun im offenen Krieg miteinander. Die Crew der Roci sammelt sich derweil nach ihrem Kampf mit einem Protomolekül-Hybriden zunächst und plant ihren nächsten Schritt, wobei jedoch ein Riss durch die Mannschaft geht, nachdem Naomi eine Probe des Protomoleküls Fred Johnson hat zukommen lassen. Jetzt, da die mysteriöse Alien-Technologie-Substanz, trotz Holdens fast schon manischen Bemühungen sie zu vernichten, nicht mehr einzudämmen scheint, verschreiben er und die anderen sich voll und ganz dem Ziel, dem bisher eher ausgenutzten Prax dabei zu helfen, seine Tochter Mei wiederzufinden oder zumindest ihm Gewissheit zu geben, was mit ihr passiert ist. Avasarala, Draper und Coytar stecken derweil noch auf Jules-Pierre Maos untergangsgeweihten Schiff fest und müssen diesem wie auch den durch Errinwright manipulierten UN-Truppen entkommen, die bereits auf dem Weg sind. Zwischen all diesen immanenten Gefahren ist jedoch leicht zu vergessen, dass die größte, die mit dem Protomolekül verseuchte und auf der Venus aufgeschlagene Eros-Station, weiter aktiv ist und dort etwas zu bauen scheint.
Anderthalb umgesetzte Bücher
Originaltitel | The Expanse |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Episoden | 13 in Staffel 3 |
Genre | Science-Fiction, Thriller, Mystery |
Cast | Jim Holden: Steven Strait Chrisjen Avasarala: Shohreh Aghdashloo Alex Kamal: Cas Anvar Naomi Nagata: Dominique Tipper Amos Burton: Wes Chatham Roberta ‘Bobbie’ W. Draper: Frankie Adams Reverend Doctor Anna Volovodov: Elizabeth Mitchell Camina Drummer: Cara Gee Sadavir Errinwright: Shawn Doyle Joe Miller: Thomas Jane |
Die dritte Staffel beendet damit die zuvor angefangene Handlung aus der (unter dem Pseudonym James S. A. Corey von Daniel Abraham und Ty Franck verfassten) Romanvorlage Calibans Krieg, welche die ersten sechs Episoden einnimmt. Wohl auch, weil Syfy sich entschloss, die Serie nicht weiterzuführen (was sich für Macher und Fans zu einer nervenaufreibenden, zweiwöchigen Hänge- und Petitionsparty entwickelte, ehe sich glücklicherweise Amazon die Rechte sicherte), wird in den restlichen sieben Folgen der Staffel die Handlung des dritten Romans Abaddons Tor komplett umgesetzt und nicht mit dem gewohnten Cliffhanger beendet. Dieser zweite Handlungsbogen setzt mehrere Monate nach dem ersten an: Nachdem Erde und Mars auf einen wackeligen Frieden geeinigt haben, ringen sie auch mit der neugegründeten Nation der Belter darum, wie mit dem gigantischen Ring, der sich aus der dem Venus entstiegenen Protomolekülmasse gebildet hat, umzugehen ist. Auch die Crew der Roci ist auf dem Weg zu eben diesem Ring, unter Begleitung eines Kamerateams, das eine Dokumentation über sie drehen will und beobachten kann, wie Holden einmal mehr ungewollt ins Zentrum zivilisationsverändernder Ereignisse gerät.
Erst Politthriller, dann Space-Survival
Die beiden Handlungen in der Staffel setzen unterschiedliche und angenehm abwechslungsreiche Schwerpunkte. Im ersten – halb Kriegsdrama, halb Politthriller – steht zunächst der Konflikt der beiden Supermächte im Fokus, sowie das Ziel diesen zu stoppen, indem versucht wird, die verdeckten Machenschaften von Errinwright und Mao offen zu legen. Nach dem Zeitsprung finden sich die drei verfeindeten Fraktionen aus Erde, Mars und Belt ungewohnt friedlich zusammen, als sie – in das Innere des Rings geraten und alsbald dort gefangen – im Angesicht der übermächtigen aber verlassenen Technologie der Aliens, die das Protomolekül geschaffen haben, im gemeinsamen Überlebenskampf vereint sind. Obwohl für die Handlung von Abaddons Tor vergleichsweise wenig Folgen zur Verfügung stehen, fühlt sich das Erzähltempo in der zweiten Staffelhälfte glücklicherweise nicht gehetzt an. Die Ereignisse sind zwar dicht getaktet, tragen damit jedoch zu der Spannung der einschüchternd mysteriösen und lebensbedrohlichen Situation bei, wobei sich trotzdem noch Zeit für einige ruhige, emotionale und auch komische Momente findet.
Neu an Bord
Mit Elizabeth Mitchell (Lost) als Pastorin Anna Volovodov stößt eine erfahrene Serien-Darstellerin für die komplette Dauer der Staffel zum Cast, deren Figur zunächst als Vertraute von UN-Generalsekreter Sorrento-Gillis auftritt, schließlich mit einer zivilen Gesandtschaft zum Ring reist und in den chaotischen Ereignissen immer wieder als moralische Gewissensstimme in Erscheinung tritt. Sehr viel Freude bereitete zudem David Strathairn (Good Night, and Good Luck.) mit vernarbten Gesicht als Commander Ashford, ein ehemaliger Pirat, der nun Teil der neugebildeten Belter-Navy ist und besonders im Zusammenspiel mit Cara Gees (Strange Empire) Camina Drummer viele einprägsame und unterhaltsame Szenen beisteuert. Zudem tritt Nadine Nicole (Casual) als Clarissa Mao – eine auf Vergeltung sinnende Tochter von Jules-Pierre Mao – als Antagonistin in die Handlung mit ein, die zumindest der Buchvorlage nach noch längerfristig eine Rolle spielen sollte. Einige Figuren werden sterblichkeitsbedingt in Zukunft nicht mehr zu sehen sein, wobei es jedoch auch zu einer Rückkehr kommt, die wieder einmal beweist, dass die Sache mit dem Tod in der Science-Fiction nicht allzu schlimm ist.
Große Ringe auf dem Bildschirm, kleine im Schuber für das Heimkino
Die Veröffentlichung von Pandastorm beinhaltet die dritte Staffel in englischer und deutscher Sprache mit passenden Untertiteln und … sonst leider nichts, also keinerlei Features oder Specials. Auch die physikalische Komponente wird nur durch einen Pappschuber, Wendecover und einem kleinen Heftchen mit Episodenguide ergänzt und macht zumindest durch das von The Expanse gewohnt eindrucksvolle Promo-Motiv und einer guten, mit kraftvollen Farben glänzenden Druckqualität einen schicken Eindruck. Entscheidet man sich zudem für die Blu-ray-Fassung präsentiert sich die Serie in gestochen scharfen Bildern, was durch den bildgewaltigen Detailreichtum von The Expanse durchaus lohnenswert ist. Der Unterschied zum Stream oder der DVD-Qualität ist deutlich ersichtbar und für einen Rewatch, der weg vom puren Konsum und hin zum Genuss geht, ist Fans die Anschaffung der Blu-ray definitiv anzuraten. Ein Sammlerstück mit extra Inhalten ist die Pandastorm-Veröffentlichung nicht, dafür sind jedoch die Anschaffungskosten schon zum Release vergleichsweise niedrig, sodass es an dem Preis-Leistungs-Verhältnis an sich nichts zu beanstanden gibt.
Fazit
Oh Gott, wie furchtbar es gewesen wäre, wenn die Serie schon nach drei Staffeln ihr Ende gefunden hätte! The Expanse ist für mich nicht nur in der Science-Fiction-Abteilung sondern insgesamt eine der besten Serien, die es aktuell gibt, mit einem der interessantesten Story-Universen, tollen Figuren und immer wieder großartigen, gut erzählten, abwechslungsreichen und durch und durch spannenden Handlungsbögen und Staffel 3 toppt die beider vorangegangenen. Es bleibt zu hoffen, dass die Serie bei Amazon nun langfristig ein Zuhause gefunden hat, wo die gesamte Saga auserzählt werden kann, zumal mir vor allem die Kernbesatzung immer mehr ans Herz wächst.
© Pandastorm