The Mandalorian (Staffel 3)
Die Hürde für die dritte Staffel von The Mandalorian war von Anfang an klar: Was kann nach dem vorangegangenen Top-Notch-Finale der zweiten Staffel noch kommen? Der Erzählstrang um Mando und Grogu ist abgeschlossen … oder nicht? Nun: ja und nein. Mando und Grogu sind wieder am Start, trotzdem geben sie das Rampenlicht ab. Nicht mehr die kleine, charmante Vater-Sohn-Geschichte steht im Vordergrund, sondern die Rückeroberung des Planeten Mandalore. Ein erheblicher Anstieg des Leistungsumfangs also – und genau da liegt das Problem.
Mando (Pedro Pascal, The Last of Us) und sein Findelkind Grogu sind wieder vereint. Sie machen sich auf zum zerstörten Planeten Mandalore, damit sich Mando von seiner Exkommunikation reinwaschen kann. Als das schief geht und Mando von Bo-Katan (Katee Sackhoff, Riddick) gerettet wird, steht er in ihrer Schuld und sieht sich bald schon einer viel größeren Aufgabe gegenüber: Bo-Katan will Mandalore zurückerobern. Doch dazu braucht sie ein geeintes mandalorianisches Volk. Mando, Bo-Katan und Grogu machen sie also auf, die verhassten Clans miteinander zu versöhnen. Sie ahnen nicht, dass sie damit die Aufmerksamkeit des Restimperiums auf sich ziehen. Denn das Restimperium hat seine ganz eigenen Pläne mit Mandalore …
»Somehow IG-11 returned …«
Originaltitel | The Mandalorian |
Jahr | 2023 |
Land | USA |
Episoden | 8 in Staffel 3 |
Genre | Science-Fiction, Western |
Cast | Din Djarin: Pedro Pascal Bo‑Katan Kryze: Katee Sackhoff Greef Carga: Carl Weathers Peli Motto: Amy Sedaris Dr. Pershing: Omid Abtahi Elia Kane: Katy O’Brian Moff Gideon: Giancarlo Esposito |
Auf Disney+ verfügbar |
Trotz diverser Mängel besitzen die ersten zwei Staffeln von The Mandalorian eine übergreifende Handlung mit einem klaren Endziel. Als das erreicht wurde (verbunden mit Gänsehaut und Tränen), lag die Messlatte so dermaßen hoch, das wohl nichts daran hätte heranreichen können. Schwierige Bedingungen für eine dritte Staffel, und tatsächlich gestaltet sich die Auftaktfolge als strauchelndes Etwas. Gleich in den ersten Szenen präsentieren sich die Mandalorianer als unfähige Clownparade mit knartschbunten Playmobilhelmen (Erinnern wir uns noch alle an die Boba Fett-Helme für Karneval? Die mit den viel zu großen T-Visieren, die in keinster Weise wie die aus den Filmen aussahen? Tja, die sind jetzt Kanon), während auf Nevarro mit der scheinbaren Rückkehr von IG-11 wieder einmal Leichen gefleddert werden. Das diffus angedeutete Ziel der neuen Staffel wird direkt von einer Side Quest unterminiert und Figuren wie Bo-Katan sitzen lustlos in ihrem Set herum und warten darauf, dass Mando vorbei gejettet kommt und ihnen den Cue für ihren Text gibt. Und wer Das Buch von Boba Fett verpasst hat, der fragt sich ohnehin, warum zur Hölle Grogu wieder da ist. Es gibt keine Aussage und keine Richtung. Alles in Einem schreit die Folge: »Help! Wir wissen nicht, was wir tun sollen, jetzt, da die ganze Staffel 2 obsolet geworden ist!«
Jack Black und Lizzo
Nach diesem schwachen Auftakt schafft es die Serie halbwegs wieder aus dem Straucheln herauszukommen. Zeitweise findet sie zu ihren gewohnten Vibes zurück, beschreitet aber auch neue Wege im Stile von Andor, indem sie abseits des Main-Plots gesellschaftliche Themen bearbeitet. Diese Episode ist für sich genommen toll, wirkt jedoch wie aus einer anderen Serie entnommen. Möglich, dass sie ursprünglich für Rangers of the New Republic vorgesehen war. Der nächste absolute Tiefpunkt präsentiert sich mit der Cameo-Folge. Erinnern wir uns noch an die Cameo-Folge aus Staffel 2 mit Bill Burr? Ein Sahnestück; derart spannend, dass sich die Arschbacken zusammenziehen. Und in Staffel 3? Nichts davon. Nur Jack Black und Sängerin Lizzo, die einfach sie selbst sind, bei Gesellschaftsspielen cheaten und Grogu zum Ritter schlagen, weil er beim Cheaten geholfen hat. Und der Tiefgang? Der fällt der Komik zum Opfer. Mandos Droiden-Trauma, das durch regelmäßige Flashbacks zum Merkmal seiner Figur wurde, existiert nicht mehr, einfach, damit er lapidar gegen ein paar Blechbüchsen treten kann. Mando ist zu cool für gutes Writing.
Die Serie verlässt ihre Nische, und das ist schlecht
Auch sonst scheint Mando einen Großteil seiner Charakterentwicklung vergessen zu haben. Nach zwei Staffeln, in denen die Grenzen von Mandos Glauben verschoben werden, sind wir wieder zu jenem blinden Gehorsam zurückgekehrt, den die Serie bislang in Frage gestellt hat. Eines der größten Probleme der Staffel ist ohnehin der fehlende emotionale Kern. Denn Mando und Grogu treten zurück für Bo-Katan und die Rückeroberung von Mandalore. Bis hierhin hat die Serie es verstanden, dass Mando und Grogu den besagten Kern bilden: In Staffel 1 bauen die beiden ihre Beziehung auf während sich Mando in Staffel 2 darauf vorbereitet, Grogu in die Obhut der Jedi zu übergeben. Dann tauchen aus irgendeinem Grund zwei essentielle Episoden dieser Geschichte in Das Buch von Boba Fett auf (Episoden, die für diese mäandernde dritte Staffel Wunder bewirkt hätten) und in Staffel 3 sind die Interaktionen zwischen Mando und Grogu an einer Hand abzuzählen. Durch die narrative Verschiebung ist The Mandalorian stark darauf bedacht, die große Star Wars-Mythologie auszubauen, und dafür werden die Charaktere geopfert. Damit hat The Mandalorian seine einstigen Stärken verspielt, da es nicht mehr das nischige, charmante Diamantstück ist, das abseitige Felder ganz ohne Staatstragik erkundet. Wenn die Serie den Drang verspürt, über die Kernfiguren hinauszuwachsen, dann ist das völlig okay, denn gesellschaftliches Erzählen kann sehr reichhaltig sein. Aber diese Staffel ist so mäßig geschrieben, dass sie daran scheitert.
No Risk, no Fun
Das Finale versucht die Rückeroberung der mandalorischen Heimatwelt zu vermitteln – ein Ereignis, auf das seit The Clone Wars hingearbeitet wird – aber das historische Gewicht dieser Mission ist nie wirklich zu spüren. Das mag auch damit zusammen hängen, dass es keine Magie einer finalen Konfrontation gibt, da der Schrecken des immer gleichen Bösewichts Moff Gideon (der eine wirklich irritierende Samstagmorgen-Cartoon-Rüstung trägt) kastriert wurde. Das Finale zeigt sich sehr handzahm und scheut jede Form von Risiko – so, wie auch viele (interessante) Ideen eingeführt, aber nicht weiter ausgebaut werden. Das Dunkelschwert, der Schattenrat, der Mythosaurier, Bo-Katan und ihre Beziehung zu den Kindern der Watch, das geheime Klonprojekt. Fast nichts davon wird mit irgendeiner Kompetenz weiter verfolgt, sodass viel Potential auf der Strecke liegen bleibt.
Fazit
Die dritte Staffel von The Mandalorian hat es im Rekordtempo geschafft, beinahe meine gesamte Zuneigung für die Serie zu verspielen. Die Serie hat ihren gewohnten Weg verlassen, indem sie den Fokus von »Mando und Grogu« auf die große Star Wars-Historie lenkt. Damit sind ihr der emotionale Kern und der »Außenseiter-Charme« völlig abhanden gekommen. Wer für Mando und Grogu einschaltet, der wird eher enttäuscht. Wer einschaltet, um das seit The Clone Wars vorbereitete Mandalore-Kapitel abzuschließen, der wird ebenfalls enttäuscht, denn der Mangel an Energie hinter diesem Akt ist mehr als spürbar. Die Serie mäandert sich durch seltsame Cameo-Folgen, nicht weiter verfolgte Drehbuch-Ideen, Soundtrack-Recycling, einige wenige Glanzpunkte und einem Finale, das sich in keinster Weise verdient anfühlt. Das macht Staffel 3 zur bislang schwächsten Staffel von The Mandalorian.
© Disney+