The Purge (Staffel 1)
Als 2013 The Purge an den Start ging, war sicherlich nicht absehbar, dass aus dem Film eine ganze Filmreihe werden sollte. Doch dank cleveren Einbezugs politischer Ereignisse wie etwa im dritten Teil (The Purge: Election Year) traf das Projekt weltweit den Nerv der Zuschauer. Das Setting einer alternativen Gesellschaft, welches so verstörend-reizvoll ausfällt, dass es fast wieder echt sein könnte, liefert Stoff für viele Geschichten. Genau hier setzt die gleichnamige TV-Serie an, die zunächst auf NBC ausgestrahlt wurde und einem deutschen Publikum schließlich über Amazon Prime Video zur Verfügung gestellt wurde. Bereits nach Abschluss der ersten Staffel wurde bekannt, dass die Serie fortgeführt werden soll. Das kommt nicht ganz überraschend, denn die Filmreihe wird nach einem fünften Teil enden und als Serie ergeben sich auch ganz neue Möglichkeiten…
Als Mittel der Verbrechensbekämpfung hat die Partei The New Founding Fathers in den USA das “Purge”-Programm eingeführt, welches der Bevölkerung einmal jährlich das Brechen jeglicher Gesetze erlaubt. Das findet innerhalb einer angekündigten Nacht statt, in welcher sogar Mord gestattet ist. Während der Purge-Nacht gilt also: Entweder Abschottung von allen externen Faktoren oder aber selbst auf die Jagd (“purgen”) gehen. Dafür ist die USA dann – zumindest dem Konzept nach – an den übrigen 364 Tagen des Jahres ein sichererer Ort.
Die Teenagerin Penelope ist in die Fänge einer Sekte geraten, welche die Säuberungsnacht dazu auserkoren hat, Selbstmord zu begehen um einem höheren Zweck zu dienen. Kann ihr Bruder Miguel den Bus der Sekte während der Purge-Nacht ausfindig machen?
Jenna Betancourt ist eine überzeugte Purge-Gegnerin, die sich wohltätigen Zwecken widmet. Wegen einer möglichen Finanzierung ihrer Projekte ist sie während der Purge auf der Party eines Partei-Mitglieds. Ihre Moralvorstellungen werden dort auf die Probe gestellt.
Jane Barbour ist eine engagierte Finanzfachfrau und hat genug von ihrem sexistischen Chef, der ihr jahrelang Aufstiegsmöglichkeiten verwehrte. Sie engagiert eine Auftragsmörderin für die Nacht der Purge.
Wie wird die Nacht enden?
Eine Nacht, drei Handlungsstränge, viele Möglichkeiten
Originaltitel | The Purge |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Episoden | 10 (in Staffel 1) |
Genre | Action, Thriller |
Cast | Miguel Guerrero: Gabriel Chavarria Penelope Guerrero: Jessica Garza Jenna Betancourt : Hannah Emily Anderson Lila Stanton: Lili Simmons Jane Barbour: Amanda Warren Rick Betancourt: Colin Woodell Joe: Lee Tergesen |
Für das Drehbuch der Serie zeigt sich niemand Geringeres verantwortlich als Filmreihen-Mastermind James DeMonaco. Die Qualität der einzelnen Filme der Reihe hängt immer stark mit ihren Figuren zusammen. Die Handlung ist immer dieselbe, doch nicht jedes Einzelschicksal ist auf die gleiche Weise interessant. Eine Serie mit 10 Episoden bietet da ganz neue Möglichkeiten. Für die TV-Serie wurden drei Handlungsstränge gewählt, die von jeweils zwei bis vier Charakteren getragen werden. Deren Konflikte sind alle in irgendeiner Weise mit der Purge-Nacht oder den sich durch diese eröffnenden Möglichkeiten verbunden. Ein cleverer Schachzug um sicherzustellen, dass jeder Zuschauer mindestens eine Geschichte findet, um andocken zu können. Dafür entwickeln sich alle drei Stränge in eine unterschiedliche Richtung, doch immer unter dem gemeinsamen Dach der Säuberungsnacht. Obendrein ist es den Drehbuchautoren gelungen, alle drei Erzählfäden im Finale zusammenzuführen. Deshalb ist die erste Staffel auch eine runde Sache.
Straff erzählt: Zwölf Stunden kommen auf zehn Episoden
Anders als die Filmreihe ist die Serie weniger handlungs- als vielmehr charaktergetrieben. Die Hauptfiguren Penelope, Miguel, Rick, Jenna und Jane besitzen genug Profil, um Sympathie für sie aufzubauen. Zwar fallen ihre Wert- und Moralvorstellungen unterschiedlich aus, allerdings nie unbegründet. Hinsichtlich der Charakterisierung kann man der Serie sicherlich nicht vorwerfen, dass die Figuren lieblos in die Handlung geschmissen werden, was nicht bei allen Filmen der Reihe der Fall ist. Auffällig ist allerdings, dass berücksichtigt wurde, möglichst divers zu sein, was sich beinahe aufdrückt, indem jeder Erzählstrang von einer Figur mit einer anderen Ethnizität getragen wird. Die Geschichte suggeriert eine Erzählung in Echtzeit. Das bedeutet, dass die zehn Episoden kurz vor Beginn der Purge starten und mit dem Ertönen der die Nacht beendenden Sirene wieder enden. Zwischendurch erfolgt immer wieder eine Zeitangabe, die den Zuschauer auf dem Laufenden darüber hält, wie lange sich der Schrecken für die Akteure noch hinzieht.
Reduzierte Action, erhöhte Moral
Im direkten Vergleich zur Filmreihe wurden die Action-Anteile deutlich heruntergeschraubt, was im Gesamtbild nicht weiter störend auffällt. Rasante Verfolgungsjagden bleiben dadurch nicht aus. In einer Szene wird Miguel etwa bei seiner Flucht vor den Verfolgern durch einen Überlebensparcour getrieben. Diese Szene zeigt, wie skrupellos die Mordlust in der Purge-Nacht ausfällt. Bis es soweit ist, dauert es allerdings ein wenig. Denn besonders im ersten Viertel lässt sich The Purge genüsslich Zeit, um seine Figuren einzuführen. Schließlich werden die Trennlinien zwischen Gut und Böse auf allen drei Schauplätzen nach und nach aufgebrochen, um moralische Fragen aufzuwerfen. Ab wann ist ein Mord moralisch-ethisch gerechtfertigt, wenn das Gesetz es zulässt?
Fazit
The Purge macht in Serienform alles richtig. Die Sprünge zwischen den einzelnen Akteuren sorgen dafür, dass kein Leerlauf entsteht, was angesichts der vorgespielten Echtzeit ohnehin kaum möglich ist. Kritisieren lässt sich allenfalls, dass die Serie zu Beginn kaum in die Gänge kommt. Das wiederum kommt der Charakterisierung der Figuren zu Gute, schließlich müssen diese die Handlung über zehn Episoden hinweg stemmen. Der Transfer ins Serienformat ist geglückt und die einzelnen Handlungsstränge übertreffen sogar die jeweiligen Ausgangssituationen der Filme.
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