Triple Frontier
Neben seinen zahlreichen Serien sorgt Netflix auch mit seinen Filmen vermehrt für Furore, wie bei den Oscars 2019 mit dem prämierten Kunstwerk Roma. Mit Triple Frontier versucht der Streamingdienst nun eher in der Blockbuster-Sparte zu punkten und versammelt unter der Regie von J. C. Chandor (All Is Lost: Überleben ist Alles) einen Fünf-Sterne-Cast rund um Ben Affleck für einen etwas anderen Bankraub.
Santiago „Pope“ Garcia hat es nach seiner Militärkarriere als Berater zurück in seine elterliche Heimat Kolumbien verschlagen, wo er mit seinen Kenntnissen versucht, der Drogenkriminalität Einhalt zu gebieten. In einem korrupten System kein Kampf, der sich gewinnen lässt. Nach Jahren der Anstrengung bietet sich für Pope jedoch noch einmal die Gelegenheit, etwas zu verändern und gleichzeitig auch noch ein bisschen reicher zu werden. Um ihren Bruder aus dem Gefängnis zu kriegen, ist Popes Informantin Yovanna bereit, ihm den Aufenthaltsort des Drogenbarons Lorea zu verraten. Nicht nur ein brutaler Verbrecher, sondern auch einer, der Banken nicht sonderlich vertraut und in seiner Villa – seiner persönlichen Bank – mitten im Urwald auf Unsummen von Drogengeld sitzt. Anstatt an die Behörden, die Lorea doch nur wieder entkommen lassen würde, wendet sich Pope an seine ehemaligen Kameraden einer Spezialeinheit. Diese sind nach ihrem Militärdienst nur bedingt erfolgreich: „Ironhead“ Miller hält Seminare, um Soldaten davon zu überzeugen, im Militärdienst zu verbleiben, sein kleiner Bruder Benny verdingt sich als Käfigkämpfer und der Pilot „Catfish“ Morales hat ein Verfahren wegen Drogenbesitzes am Hals. Auch ihr ehemaliger CO „Redfly“ Davis hat nach einer Scheidung und eher überschaubaren Erfolgen als Immobilienmakler finanzielle Probleme. Umso verlockender ist für die ehemaligen Waffenbrüder das Angebot Popes: Lorea in Eigenregie ausschalten und ihn bei der Gelegenheit um sein Drogengeld erleichtern.
Middle Aged Actors, Assemble!
Originaltitel | Triple Frontier |
Jahr | 2019 |
Land | USA |
Genre | Action, Abenteuer, Krimi |
Regisseur | J.C. Chandor |
Cast | Tom „Redfly“ Davis: Ben Affleck Santiago „Pope“ Garcia: Oscar Isaac William „Ironhead“ Miller: Charlie Hunnam Ben Miller: Garrett Hedlund Francisco „Catfish“ Morales: Pedro Pascal Yovanna: Adria Arjona Gabriel Martin Lorea: Reynaldo Gallegos |
Laufzeit | 125 Minuten |
FSK |
Die Namen im Cast haben zwar nur bedingt lyrisches Potential, trotzdem rollen sie von der Zunge: Ben Affleck (Argo), Oscar Isaac (Star Wars: Episode VII: Das Erwachen der Macht), Charlie Hunnam (King Arthur: Legend of the Sword), Garrett Hedlund (Tron: Legacy) und Pedro Pascal (Narcos). Jeder einzelne dieser Schauspieler hat genug Talent und Profil, um einen großen Film zu tragen und es auch schon getan. So ein Auflauf an namhaften Schauspielern findet sich sonst nur in gewissen Superhelden-Zusammenkünften. Was für ein Projekt bringt sie also hier zusammen? Die Frage ist leider nicht nur rhetorisch. Es verwundert schon, warum sich diese fünf namhaften Schauspieler ausgerechnet für diesen Film zusammengefunden haben. Er bietet sich nur bedingt dazu an, schauspielerisch zu glänzen und die Geschichte ist auch keine, von der man dringend ein Teil sein muss oder die überhaupt erzählenswert scheint. Schauspielern wie Zuschauern bietet der Film letztlich nur eine recht geradlinige Geschichte, die mit einer bedrückenden Atomsphäre im ungewohnt nassgrauen Urwald und einigen imposanten Szenen in den Anden angereichert wird. Der Testosteron-lastige Cast bleibt dabei aber schon das größte Highlight.
Einordnen? Es ist mindestens ein… Film
Die Handlung ist eigentlich recht einfach. Fünf ehemalige Kameraden, die sich zusammentun, um einen Drogenbaron sein Geld zu stehlen. Trotzdem mag im Vorfeld nicht wirklich klar sein, was für ein Film Triple Frontier ist. Ist es ein Heist-Movie? Schon irgendwie, er hat eine Rekrutierungsphase, eine Planungsphase und dann geschieht der Raub, aber für einen Heist-Movie ist der Überfall nicht raffiniert genug und die Stimmung zu bedrückend. Ist es ein Action-Allstar-Film à la The Expendables? Na ja, es gibt Action und jede Menge Stars, die auch mal Action-Filme getragen haben, aber dafür, sind die Schusswechsel und Verfolgungsjagden viel zu realistisch und nicht überdreht genug. Ist es dann ein sozialkritischer Film, der die Rolle von Ex-Soldaten und ihren Platz in der Gesellschaft behandelt? Schon irgendwie. Wie zuletzt auch die Serie The Punisher nimmt der Film das Problem auf, wie junge Menschen für viel Geld zu effektiven Kriegsmaschinen ausgebildet werden und wie sie, nachdem ihr Dienst vorbei ist, mit einer Menge Ballast und Tötungsinstinkten zurück in die Gesellschaft geworfen werden, in der sie eigentlich nicht mehr sozialisierungsfähig sind. Aber dafür, um wirklich sozialkritisch zu sein, ist die Kritik nicht annähernd beißend genug. Ist es dann einer dieser Goldgräber-Filme, in denen die Geldgier gute Freunde gegeneinander aufhetzt und sie sich halbwahnsinnig gegenseitig umbringen? Ja, auch irgendwie. Es klingt an, wird aber nicht konsequent durchgezogen. Am Ende sind das Spannungsverhältnis zwischen Kameradschaft und Geldgier sowie die Frage danach, wie sich dieselben Taten ohne die patriotische Legitimierung moralisch rechtfertigen lassen, noch die rötesten Fäden in dem Film. Da es aber eigentlich keine klare Linie gibt, ist es schwer zu sagen, was der Film genau sein soll oder sein will.
Fazit
Netflix bewirbt sein Staraufgebot mit ziemlich viel Tamtam, der Film an sich bleibt dahinter jedoch zurück. Es entsteht eher der Eindruck, dass damit Perlen vor die sprichwörtlichen Säue geworfen wurden. Es ist kein schlechter Film, aber gut ist er auch nicht. So richtig weiß ich auch gar nicht, was der Film von mir will. Er unterhält nicht allzu stark, bewegt aber auch kaum. Er verstört ein bisschen, erstaunt ein wenig, beeindruckt so lala und regt auch nicht sehr stark zum Nachdenken an. Es ist eigentlich schwer zu sagen, warum der Film überhaupt gemacht wurde. Wenn man ihn sich ansieht, ist es keine verschenkte Zeit, aber wenn man es lässt, verpasst man letztlich auch nichts. Es fehlt einfach das gewisse Etwas, an dem man sich in Triple Frontier wirklich erfreuen könnte.
Wenn ich den Film mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es langweilig. Ich bin bei Actionfilmen nicht wählerisch und verzeihe vieles, aber selten ein so zähes Werk in dem Bereich gesehen. Dabei fängt der Film noch ganz gut an, doch ist es der Raub, der unspektakulär bleibt. Dabei sollte gerade dieser doch einen richtig packen. Noch schlimmer war dann die Flucht.
Für mich leider eine Enttäuschung und das bei den großen Namen.