Doctor Who (Folge 11×01)
Doctor Who ist die Geschichte eines durch Raum und Zeit reisenden Außerirdischen, der ein besonderes Faible für Menschen hat und sich immer überall einmischt, wo er vermutlich grade gebraucht wird. Die britische Serie lief erstmals im Jahre 1963 und erfindet sich mit wechselnden Hauptdarstellern immer wieder neu. 2005 gab es ein Revival, das einen neuen Hype entfachte, dem immer emsigen Fandom frischen Wind einhauchte und das im Oktober 2018 in die offizielle elfte Staffel geht. Und der Doctor ist jetzt zum ersten Mal eine Frau – Jodie Whittaker (Broadchurch). Der Schauspielerwechsel der Titelperson ist immer ein guter Punkt einfach in dieses riesige Universum einzusteigen, da die ebenfalls neuen Nebenfiguren auch noch keine Ahnung haben, welch fantastische Abenteuer in ihrer Zukunft lauern.
Ein schöner Herbsttag in der ländlichen Umgebung von Sheffield. Der 19jährige Ryan Sinclair (Tosin Cole) leidet an Dyspraxie und hat Schwierigkeiten mit der Koordination, weshalb er nicht Radfahren kann. Dennoch übt er es erneut mit seiner Großmutter Grace (Sharon D. Clarke) und deren zweitem Mann Graham (Bradley Walsh, Law & Order: UK). Das ständige Hinfallen führt zu Frust und Ryan pfeffert das Rad einen Abhang hinunter. Nach einem aufmunternden Gespräch machen Graham und Grace sich auf den Weg nach Hause und Ryan muss den Wald durchsuchen. Das wäre alles in allem ein normaler Tag, wenn nicht ausgerechnet jetzt überall Aliens vom Himmel fallen würden.
The Woman who fell to Earth
Ryan findet neben seinem Fahrrad noch ein komisches blinkendes Licht, das er gleich mal berühren muss. Da platscht ein merkwürdiges eiförmiges Gebilde vor ihm nieder. Deshalb ruft er die Polizei zu Hilfe. Das kommt Yasmin Khan (Mandip Gill) grade Recht, die sich ihre Karriere bei der Polizei aufregender vorgestellt hat, als nur belanglose Nachbarschaftsdispute zu schlichten. Das gute ist, dass sich Ryan und Yaz noch aus früheren Schulzeiten kennen. Zur gleichen Zeit sitzen Graham und Grace im Zug, der mit einem lauten Krachen zum Stehen kommt. Ein tentakeliges Etwas ist an Bord und verbreitet Angst und Schrecken. Grace ruft Ryan an, der sich sofort mit Yaz aufmacht und so kriegen die beiden nicht mit, dass jemand das außerirdische Überraschungsei abholt. Stattdessen sind nun alle wichtigen Leute im Zug versammelt und als das Tentakelmonster bedrohlich nahe kommt, gibt es einen letzten großen Einschlag von oben – der Doctor fiel in der letzten Weihnachtsepisode aus der TARDIS und kommt endlich am Boden an.
Die neue Ära beginnt spektakulär unspektakulär
Originaltitel | Doctor Who |
Jahr | 2018 |
Land | USA |
Episoden | 1 / 10 |
Genre | Science-Fiction |
Cast | The Doctor: Jodie Whittaker Ryan Sinclair: Tosin Cole Yazmin Khan: Mandip Gill Graham O’Brien: Bradley Walsh Grace O’Brien: Sharon D. Clarke Tim Shaw: Samuel Oatley Karl: Jonny Dixon |
Dieser Moment wurde in den letzten Monaten gefeiert, zerrissen, analysiert, diskutiert, verspottet, gelobt, gepriesen – bevor ihn irgendein Zuschauer oder Kritiker überhaupt zu Gesicht kriegen konnte. Jodie Whittaker ist der neue Doctor und für die einen ist sie der Messias, für die anderen der Antichrist. Alte verstaubte Männer passen sich endlich der Moderne an, während liberale Feministen die liebgewonnene Popkultur zerstören. Tatsächlich ist bei Doctor Who eine Menge für Staffel 11 erneuert worden. Steven Moffat gibt den Posten als Showrunner auf, den er seit Staffel 5 inne hatte. Chris Chibnall kreierte die Serie Broadchurch und schrieb diverse Episoden für Life on Mars, Torchwood und auch Doctor Who. Das ist eine viel bedeutsamere Veränderung für den Inhalt der Serie als die Tatsache, dass der Doctor jetzt Brüste hat. Tatsächlich zeigt die Episode “The Woman who fell to Earth” uns noch nicht zu viel vom Doctor als Person. Ein genialer Kniff der Serie kam in den 60er Jahren zum Tragen. Die Bewohner des Planeten Gallifrey, zu denen der Doctor gehört, können sich selbst regenerieren. Sie können sterben, werden aber direkt wiedergeboren. Mit neuem Körper sowie einer irgendwie neuen Persönlichkeit. Das erlaubt die Langlebigkeit der Serie und jeder neue Schauspieler kann sich die Rolle wirklich zu eigen machen (im Zusammenspiel mit gewillten Drehbuchautoren, die entsprechendes Material liefern). Die erste Zeit nach der Regeneration ist aber etwas desorientierend und so braucht der Doctor den größten Teil der Folge, um sich erstmal selbst zu finden. Erst der Verlauf der nächsten Episoden wird zeigen, was diesen neuen Doctor wirklich ausmacht. Die knapp einstündige Einführungsstory selbst ist solide und versucht gar nicht sich als etwas Besonderes zu präsentieren.
Unfreiwillige Mitreisende
Der Doctor ist damit beschäftigt sich an ihren Namen zu erinnern, bastelt ein neues Sonic Multifunktionswerkzeug und überlegt sich den Plan wie immer nebenbei. Dass die Erde als Jagdgebiet genutzt wird, ist nicht neu, reicht aber für ein wenig Spannung aus. Chibnall folgt seinem Instinkt für die Lösung eines Rätsels auf kriminalistischer Weise und ist wenig an einem mysteriösen Spektakel interessiert. Das könnte auf die Staffel betrachtet eine wirkliche Richtungsänderung der Serie sein. Weg von überkomplizierten Handlungsbögen. In der Promophase wurde immer wieder betont, dass Staffel elf einsteigerfreundlich konzipiert sei und die erste Folge gibt einem definitiv die Zeit, um sich in Ruhe die Namen und Beziehungen der Figuren untereinander zu merken. Der Doctor reist nahezu nie allein und findet meistens abenteuerlustige, neugierige Individuen, die ihn begleiten, aber hier kommt ein kleiner Bruch. Eigentlich will der Doctor sich verabschieden, per Teleport ihre verschwundene TARDIS finden und ungewollt schleppt sie Ryan, Yaz und Graham mit. Womit die Folge einen sehr klassischen Cliffhanger bereit hält und direkt Lust macht auf mehr. Denn dann geht es erst richtig los. Es ist auch das Ende der Folge, in dem wir endlich die neue Titelmusik hören dürfen, da die Opening Credits ausgespart wurden. Komponist Segun Akinola gehört ebenfalls zu den Neuerungen hinter der Kamera und liefert eine bombastische Neuinterpretation des bekannten Themas.
Ich mag keine Spoiler und möchte Serien und Filme gerne in ihrem Erzähltempo entdecken und nicht schon vorab mit News bombardiert werden. Grade bei Doctor Who fällt es dieses Mal besonders schwer, da Jodie Whittakers bloße Präsenz das Fandom spaltet. Jeder Fan der Serie hat eigene Lieblinge unter den verschiedenen Doctoren und der noch größeren Anzahl an Companions. So bringt jede Änderung immer Skeptiker hervor. Manchmal treffen die Änderungen halt den Geschmack nicht. Für mich persönlich ist Staffel zehn ein absoluter Hochgenuss gewesen, weshalb ich speziell dem Doctor/Bill Duo momentan noch hinterher trauere. Aber schon diese erste Begegnung in Sheffield hat mir besonders zum Ende hin sehr gefallen. Wenn der Doctor sich endlich sortiert und erinnert, wer sie ist, wenn sie sich dem Bösewicht stellt und ihm einen Ausweg präsentiert, weil sie anderen die Chance lassen möchte die richtige Wahl zu treffen – dann sehe ich da einen vielversprechenden Neuanfang. Es ist noch viel Verspieltheit enthalten, aber wichtiger ist Herz und Mitgefühl. Besonderes letzteres kommt hoffentlich zum Tragen. Es wird gesagt, dass bisherige Trophäen der Jagd in einer Art Stasis gehalten werden, am Rande zwischen Leben und Tod. Ich wäre enttäuscht, wenn der Doctor dem nicht in Zukunft nachgeht und versucht diese Leute zu befreien. Ansonsten wünsche ich mir vor allem etwas kleinere Abenteuer und keine zu groß angelegten, das Universum gefährdende Katastrophen. Bei drei Companions sollte genug Zeit für eine weniger sprunghafte Charakterentwicklung bleiben. Oh, und ich liebe das Outfit mit Mantel und Hosenträgern.