Doctor Who (Folge 11×05)

Niemand geht gerne ins Krankenhaus. Auch nicht wenn es ein fliegendes Lazarett-Raumschiff aus der Zukunft ist. Weiße Wände, keine Fenster, man kann keine frische Luft vor der Tür schnappen und dann ist da noch das Problem mit dem Space Gremlin, der sich durch lebensnotwendige Systeme frisst. Bei Doctor Who sind es nicht die OPs, die tödlich enden können, sondern der Aufenthalt im Hospital an sich.

Der Doctor und Companions suchen auf einem Schrottplaneten ein paar Teile zusammen und stoßen dummerweise auf eine Sonic Miene, die sofort detoniert. Zum Glück ist der Krankentransporter Tsuranga in der Nähe, fischt die vier auf und hilft ihnen auf die Beine. Der Flug zur nächsten Station, wo qualifiziertes Personal auf angekündigte Patienten wartet, wird allerdings nicht unterbrochen und der Doctor ist fast panisch, die TARDIS schon wieder zu verlieren. Da kommt ein ungebetener Passagier an Bord, der eine Bedrohung für ihr aller Leben darstellt.

The Tsuranga Conundrum

Ein Conundrum ist ein schwer zu lösendes Rätsel. Manchmal ist es nur eine Scherzfrage, bei der die Antwort einen cleveren Umgang mit Sprache erfordert, aber es kann ebenso gut ein schwerwiegendes moralisches Dilemma sein. Wie schön wäre es, wenn der Doctor den Tag mit einem Wortwitz retten könnte. Aber nein, das Problem ist, dass sich ein Pting eingeschlichen hat. Ptings sind kleine Wesen ungeklärten Ursprungs, die im Vakuum überleben können und allgemein als unzerstörbar gelten. Es wurde noch nie eines gefangen genommen oder überhaupt erfolgreich bekämpft. Sie fressen jegliche anorganische Materie und würden sich aus jedem Käfig beißen. Und ihre Haut ist obendrein giftig. Das Protokoll schreibt eine Evakuierung des Schiffes und anschließende Sprengung vor, aber dummerweise sind die Rettungskapseln das erste Opfer des Pting. Und ohne TARDIS gibt es keinen Ausweg. Zu allem Überfluss fliegt die Tsuranga ferngesteuert und wird überwacht. Wenn die Zentrale sich sicher ist, dass ein Pting rumläuft, wird die Selbstzerstörung eingeleitet, auch wenn dabei ein paar Leute sterben. Falls das Schiff den Flug noch schafft, stehen immerhin noch mehr Leben auf dem Spiel.

Familienfreundliches Drama

Die Episode ist gradlinig und baut auf viel Dialog. Zum einen um Informationen über die eigentliche Story zu erklären, zum anderen um die Charaktere zu beschäftigen, die so etwas über sich preisgeben. Zum Glück befinden sich momentan nur zwei Patienten an Bord, einer davon ist Yoss. Bei seiner Spezies, den Gifftan, ist es üblich dass Frauen Frauen gebären, und Männer eben Männer. Und Yoss steht grade kurz vor der Geburt. Das gibt Gelegenheit, dass Ryan erneut über seinen eigenen Vater spricht, während er und Graham unfreiwillig zu Geburtshelfern werden. Die andere Patientin ist General Eve Cicero, erfahrene Pilotin und Legende des 67. Jahrhunderts, in dem die Story spielt. Zusammen mit ihrem Bruder Durkas und dem Androiden Ronan hilft sie dem Doctor und Yaz mit dem Pting Problem. Klar verteilte Aufgaben und typische Zufallsbekanntschaften der Woche, die als Leinwand für emotionale Reaktionen dienen. Das Monster selbst taucht ein paar Mal auf und die Bedrohung wird allgegenwärtig erwähnt, es mangelt aber an Dringlichkeit oder einem besonderen Kniff, um die Folge wirklich denkwürdig zu gestalten. Showrunner Chris Chibnall sagte, dass Staffel 11 Doctor Who wieder etwas mehr in Richtung Familienserie für alle Altersklassen führt und das wird hier deutlich.

Der Doctor kann eigenwillig sein

Endlich ist es soweit und beim Doctor zeigt sich mal wieder eine kleine Charakterschwäche. Kurz nach Erwachen auf der Tsuranga gilt ihr einziger Gedanke der TARDIS. Sie muss sofort zurück, bevor jemand auf diesem Schrottplaneten sie aufklaubt. Und es ist ihr egal, dass sie damit Unruhe ins Schiff bringt. Das Personal besteht immerhin nur aus zwei Leuten, die können gar nicht viel anderes tun außer ihr hinterher zu laufen. Jemand, der viel weiß und es gewohnt ist, das Sagen zu haben, kann schon mal die Unart entwickeln die eigene Meinung über die von anderen zu stellen. Schauspielerin Jodie Whittaker ist in dieser Hinsicht noch längst nicht getestet worden. Ihr längerer Austausch mit Bösewicht Krasko in Episode 3 „Rosa“ ließ bisher nur ein paar Abgründe erahnen. Nach der Eingewöhnung wird es Zeit für ein paar Herausforderungen.

Die erste Assoziation, wenn der Pting in seiner vollen Pracht auftaucht, ist einfach Stitch von Disneys Lilo & Stitch. Man kann dem kleinen Racker kaum böse sein, wenn er den Doctor anfaucht und einfach ihren Sonic Screwdriver frisst. Auch Futuramas Nibbler kommt mir in den Sinn. Dass er alles, was er frisst in dunkle Materie umwandelt, käme dem energiefressenden Pting wohl grade Recht. Ich fand es so herzallerliebst wie behaglich dieses Wesen aussieht, nachdem die Bombe in seinem Inneren explodiert. Endlich mal satt.

Die schlussendliche Problemlösung der Folge finde ich da zufriedenstellend und okay. Ist alles in allem eben Durchschnitt. Wirklich erfreulich sind die kleinen Details, wenn Ryan über seine Eltern spricht oder es deutlich wird wie wichtig Graham in seinem Leben ist. Der Doctor wird mal wieder gefragt, ob dieser Titel ein medizinischer sei und ihre Antwort ist goldig. Ihre Aufzählung besteht aus Medizin, Wissenschaft, Ingenieurwesen, Zuckerwatte, LEGO, Philosophie, Musik, Leute und Hoffnung. Vor allem ist sie ein Doktor der Hoffnung. Außerdem darf sie Antimaterie erläutern, was einer Liebeserklärung gleichkommt. Eine kurze Zeile gleich zu Beginn ist aber auch immens wichtig, denn der Doctor hat Graham, Ryan und Yaz schon andere Orte im Universum zu reinen Unterhaltungszwecken gezeigt. Die weniger gefährlichen Trips sind leider keine Folge wert (ich würde wahnsinnig gern eine zehnminütige Erholungsmontage sehen), aber die vier schweben nicht ständig in Lebensgefahr. Gut zu wissen.

© BBC

Misato

Misato hortet in ihrer Behausung fiktive Welten wie ein Drache seinen Goldschatz. Bücher, Filme, Serien, Videospiele, Comics - die Statik des Hauses erlaubt noch ein bisschen, der Platz in den Regalen weniger. Am liebsten taucht sie in bunte Superheldenwelten ein, in denen der Tod nicht immer endgültig ist und es noch gute Menschen gibt. Íhr eigenes Helfersyndrom lebt sie als Overwatch Support Main aus und adoptiert fleißig Funko Pops.

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