American Gods (Staffel 1)

Amazon Prime-Kunden können sich seit dem 19. Juni 2017 die erste Staffel der US-Serie American Gods anschauen, die auf dem gleichnamigen preisgekrönten Roman des bekannten Autors Neil Gaiman (Der Sternwanderer) basiert, der 2003 hierzulande beim Heyne Verlag erschienen ist. In der Geschichte begibt sich der ehemalige Gefängnisinsasse Shadow Moon auf einen eher ungewöhnlichen Roadtrip, der ihn nicht nur einmal an seinem Verstand zweifeln lässt, denn sein neuer Auftraggeber ist alles andere als gewöhnlich.

    

Als Shadow Moon (Ricky Whittle, The 100) die Nachricht bekommt, dass er einige Tage früher aus seiner Haft entlassen wird, währt seine Freude nur wenige Sekunden, denn noch im gleichen Atemzug wird ihm der Grund für diese Tat gesagt: Seine Ehefrau Laura Moon (Emily Browning, Sucker Punch) ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Shadows Pechsträhne hält noch weiter an, denn im Flugzeug zurück in die Heimat sitzt jemand anderes auf seinem reservierten Platz. Doch bevor er ein Streitgespräch anfangen kann, bietet ihm die Stewardess einen Sitzplatz in der ersten Klasse an. Dort angekommen, trifft er auf einen älteren Herrn, der sich ihm als Mr. Wednesday vorstellt. Dieser unterbreitet ihm im Laufe des Tages ein Jobangebot, welches Shadow nach einer verlorenen Wette annehmen wird. Doch was unser Ex-Knacki nicht weiß ist, dass er damit in eine Welt eintaucht, die seine kühnsten Vorstellungen übertrifft. Denn wie der Herr, der eine Vorliebe für den Wochentag Mittwoch hat, so schön sagt: „Du bist, was du anbetest.“

Oh mein Gott – wähle, wen du anbeten magst

Als Shadow seine neue Stelle antritt, weiß er noch nicht, wen er da als Arbeitgeber hat und dieser ist auch nicht gewillt, ihm so schnell darauf eine Antwort zu geben. Im Gegenteil! Der alte Mann möchte ihn langsam in seine Welt einführen. Für den Zuschauer hingegen wird schneller klar, was hier gespielt wird. Vor allem um wen es sich bei Mr. Wednesday handelt, ist nicht besonders schwer zu erraten. Trotzdem wird sich erst in der letzten Folge der ersten Staffel der Herr mit den zwei Raben bereit erklären, sich Shadow richtig vorzustellen. Andere Figuren werden hingegen schneller mit ihren wahren Namen genannt. Dies haben wir den Aufzeichnungen eines dunkelhäutigen Mannes namens Mr. Ibis zu verdanken, zu dem die Handlung immer wieder hinspringt. Während dieser die Geschichten der Götter niederschreibt, die irgendwann mal in Amerika angekommen sind, verlasen wir unser ungleiches Duo. Wir lernen so einiges über eine ganze Palette an Göttern und andere Wesen; von Vorteil ist es trotzdem, wenn man sich in Mythologie etwas auskennt, denn nicht alle Götter sind gleichwohl überall bekannt. So zum Beispiel der slawische Gott Czernobog, der seinen Lebensunterhalt als Schlachter verdient. Einige von diesen Wesen lernt Shadow auf seiner Reise persönlich kennen, wie Mad Sweeney, der zwar kein Gott ist, aber ein anderes irisches Fabelwesen.

Um genau zu sein, ist er ein Kobold, bzw. ein Leprechaun — ein Wesen, das den Menschen Glück und Unglück bringt. Kein Wunder also, dass unser Ungläubiger bei einem Münzspiel gegen den breit grinsenden Rotschopf verliert und somit seinen Job als Leibwächter für Mr. Wednesday anfangen muss.

Geduld sollte der Zuschauer mitbringen, denn die ganzen Wissensausflüge sorgen dafür, dass die Geschichte nur sehr langsam voran geht.

Die Welt hat sich weiterbewegt

„Wir haben die Realität umprogrammiert, Sprache ist nur ein Virus, Religion ein Betriebssystem und Gebete sind einfach nur Spam.“ (Technischer Junge)

Neben all den alten Göttern und Wesen lernen wir auch die neuen Götter kennen. Immerhin hat sich der Glaube der Menschheit anderen Dingen zugewandt. Den ersten neuen Gott lernt Shadow schon in der ersten Folge kennen und er muss feststellen, dass er dank seinem neuen Arbeitgeber in etwas Größeres hineingeraten ist. Da hilft dem ehemaligen Sträfling seine Kampfsporterfahrung nicht, denn er landet nach einer Schlägerei hängend an einem Baum. Die Serie ist nicht zimperlich, was die wenigen Gewaltdarstellungen angeht und auch nicht, was die Abbildung von Sexszenen betrifft. Schon am Anfang der zweiten Folge dürfen wir beim Liebesspiel einer anderen Göttin dabei sein und der Akt endet in einer umgedrehten Form der Geburt! Da die

Originaltitel American Gods
Jahr 2017
Episoden 8 in Staffel 1
Genre Fantasy, Drama
Cast Shadow Moon : Ricky Whittle
Laura Moon / Essie McGowan : Emily Browning
Mr. Wednesday: Ian McShane
Mad Sweeney: Pablo Schreiber
Bilquis: Yetide Badaki
Czernobog: Peter Stormare
Der Technische Junge : Bruce Langley
Mr. Jaquel: Chris Obi
Mr. Ibis: Demore Barnes
Media: Gillian Anderson

Leser dem Buchautoren vorwerfen, extrem männlich chauvinistisch zu sein, hat man den weiblichen Figuren hier mehr Screentime eingeräumt. Gerade Laura Moon bekommt eine ganze Folge gewidmet und auch die Geschichte, wie unser Lieblingsrotschopf Mad Sweeney nach Amerika kam, wird durch eine weibliche Irin erzählt. Weil die erste Staffel nur ein Drittel des Romans abdeckt, sind deshalb noch nicht alle Götter in Erscheinung getreten, die teilweise schon im kryptischen Opening angekündigt werden — so sieht man dort schon einen lächelnden Buddha und eine Ganesha-Statue, aber von diesen beiden Religionen taucht noch kein Wesen innerhalb der ersten Staffel auf. Hingegen hat Autor Neil Gaiman den römischen Gott Vulcan — Gott des Feuers und der Schmiede — extra für die Serie entworfen. Passend, dass er in einem Land wie Amerika als Waffenschmid seine Anhänger hat! Während Gaiman in seinem Roman aber die Finger von den drei großen Religionen — Christentum, Judentum und Islam — gelassen hat, hat man sich für die Serie umentschieden, um zu verdeutlichen, dass jeder Glaube ein Abbild erschaffen kann.

Ein Fest für alle Sinne

“Show it, don’t tell it” — hat sich das kreative Team der Serie zu Herzen genommen. Minutenlang herrscht Schweigen und die Bilder sprechen für sich und das so bildgewaltig, dass es ohnehin keiner Worte bedurft hätte. Immerhin reden wir hier von Göttern! Die bringen die Menschen seit Anbeginn der Zeit zum Staunen. So bunt wie der Glauben in dieser Serie ist, so bunt zusammengestellt sind auch die Schauspieler. Von Whitewashing ist daher hier absolut keine Spur. Für Ian McShane (John Wick: Kapitel 2) war die Rolle ein Glücksgriff, denn schon lange bleiben die großen Hauptrollen bei Hollywoodfilmproduktionen aus, doch mit American Gods kann er zeigen, was er auf den Kasten hat. Akte X-Fans werden sich freuen, hier Gillian Anderson als Göttin Media wiedersehen zu können und auch Fans von Orange Is the New Black treffen hier Pablo Schreiber wieder, diesmal als irisches Fabelwesen. Neben all der Bildkraft ist es aber auch der Soundtrack, der unter die Haut geht und sehr abwechslungsreich geworden ist. Mehrmals werden bekannte Lieder gespielt, die vom Songtext passender nicht hätten sein können. So zum Beispiel, als Shadow und sein Arbeitgeber auf dem Weg nach Chicago im Auto sitzen und im Radio spielt „Up Around the Bend“ von Creedence Clearwater Revival. Oder als Mad Sweeney am Straßenrand von einem Autofahrer mitgenommen wird und im Radio läuft „I’m Into Something Good“ von Herman’s Hermits. Man sollte daher seine Ohren immer gespitzt lassen, um die eine oder andere musikalische Anspielung nicht zu verpassen. Von der Bildgewalt und der musikalischen Schlagkraft kann man sich durch das Opening schon einmal einen Vorgeschmack einholen. Der Totempfahl, der am Ende zu sehen ist, hat so viele versteckte Symboliken, dass man das Video auch nach fünfmaligem Anschauen noch nicht voll erfasst hat.

Eine Freundin hat das Buch angefangen zu lesen und das erinnerte mich daran, dass ich in die Serie reinschauen wollte. Immerhin stehe ich auf Mythologie und da es in der Serie nur so davon wimmeln solle, sollte ich meinen Spaß haben. Dass ich so auf meine Kosten komme, hätte ich aber nicht gedacht! Man hat das Gefühl, hier haben sich Leute mit der Materie richtig ausgekannt und diese ausgenutzt. Zwar musste ich auch etwas Geduld mitbringen, denn der eine oder andere Wissensausflug ist nicht ganz so interessant, aber trotzdem waren die acht Folgen der ersten Staffel viel zu schnell vorbei. Von den Figuren her habe ich mein Fanherz an Mad Sweeney verloren, doch auch Shadow ist mir sehr sympathisch. Hingegen komme ich mit Laura Moon absolut nicht klar. Daher ist die Folge, die rückblickartig erzählt, wie es zu dem Autounfall kam, eher nicht mein Fall. Dass es auch ganze acht Folgen dauert, bis offen gelegt wird, bei wem es sich um Mr Wednesday handelt, zehrte etwas an meiner Geduld. Mal ganz ehrlich: Auch wenn in der Eröffnungsszene nicht gesagt wird, welchen Gott die Seefahrer da anbeten, ist alleine schon der Wochentag Mittwoch ein Wink mit dem Totempfahl! Immerhin, als Odin dann endlich mit seinem Namen herausrückt, wird das Ganze optisch schön verpackt. Apropos: Ich muss immer noch lachen, dass der Mithäftling von Schadow Low Key heißt! Da braucht man keine Erklärung, um welchen Gott es sich hierbei handelt.  Staffel eins endet ziemlich gemein und ich bin froh, dass die zweite Staffel für 2018 angekündigt ist. Einige eingeführte Götter haben nämlich noch viel zu wenig Screentime, so zum Beispiel der Spinnengott Anansi. Zum Abschluss bleibt mir nur zu sagen, dass ich bis jetzt noch keine Serie gesehen habe, die so bildgewaltig ist.

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Aki

Aki verdient ihre Brötchen als Concierge in einem großen Wissenstempel. Nie verlässt sie das Haus ohne Mütze, Kamera oder Lesestoff. Bei ihren Streifzügen durch die komplette Medienlandschaft ziehen sie besonders historische Geschichten an. Den Titel Sherlock Holmes verdiente sie sich in ihrem Freundeskreis, da keine Storywendung vor ihr sicher ist. Dem Zyklus des Dunklen Turms ist sie verfallen. So sehr, dass sie nicht nur seit Jahren jeden winzig kleinen Fetzen zusammensammelt. Nein, sie hat auch das Ziel, alles von Stephen King zu lesen.

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