Slasher (Staffel 1)
Was kennzeichnet eine gute Horror-Serie? Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage werden die Meinungen weit auseinander gehen. Die Stärken der kanadischen Anthologie-Serie Slasher stellen das dar, was die Versäumnisse der meisten anderen Serien dieses Genres sind: Klischeefreiheit, keine dümmlichen Teenies, mehr Drama als Blut und ein durchdachter Plot mit vielen Überraschungseffekten. Also nahezu alles, was der Titel einen nicht vermuten lässt. Trotz ihrer Ausstrahlung auf 13th Street und Netflix ist die Serie noch immer weitgehend unbekannt – und damit ein waschechter Geheimtipp, nicht nur für Murder Mystery-Fans. Pünktlich zur Halloween-Party 2017 lässt Rough Trade Distribution den Killer für zu Hause los.
Waterbury, eine (fiktive) Stadt in Kanada, ist das Geburtsdorf von Sarah Bennet (Katie McGrath, Dracula), die mit ihrem Mann Dylan (Brandon Jay McLaren, Harper’s Island) in das ehemalige Haus ihrer Eltern zieht. Halloween 1988 wurden ihre Eltern Bryan und Rachel in diesem Haus auf brutale Art und Weise ermordet. Rachel war zu diesem Zeitpunkt schwanger mit Sarah. Dank der Polizei konnte das Neugeborene geborgen werden. Als Sarah nach Waterbury zieht, holt sie nicht nur ihre Vergangenheit ein. Auch ist ein kostümierter Serienmörder aufgetaucht, der Menschen für die Sünden, die sie begehen, hinrichtet. Nur ist Waterbury ein kleiner Ort, in dem jeder jeden kennt und wo keine Sünde lange sicher ist…
Kleinstadt-Mythos
Originaltitel | Slasher |
Jahr | 2016 |
Land | Kanada |
Episoden | 8 in Staffel 1 |
Genre | Horror, Mystery, Drama |
Cast | Sarah Bennett: Katie McGrath Dylan Bennett: Brandon Jay McLaren Cam Henry: Steve Byers Tom Winston: Patrick Garrow Iain Vaugn: Dean McDermott Robin Turner: Christopher Jacot Brenda Merrit: Wendy Crewson June Henry: Jessica Sipos Alison Sutherland: Mayko Nguyen |
Kleinstädte sind nicht die unbeliebtesten Orte in Horrortiteln. Das Schöne an ihnen: alles ist und bleibt überschaubar. So auch der Cast von Slasher, der das Motto „weniger ist mehr“ lebt. Die aus diesem Umstand resultierenden Charakterbeziehungen sind dafür umso komplexer und bekommen Raum, um in Ruhe erzählt zu werden. Dabei bekommen die Nebenfiguren ausreichend viel Freiraum, sodass es zwischenzeitig Sarah an Charakterisierung (nicht aber an Screentime) mangelt, die aus ihr eine eher mittelmäßig interessante Hauptfigur machen. Dafür gibt es bereits ab der ersten Folge viel zu entdecken und die Serie forciert, dass der Zuschauer sich mit den Bewohnern Waterburys befasst, um das Rätsel zu knacken.
Erzählpuzzle mit Miträtselfaktor
Die Nebenfiguren und ihre Rolle in der Handlung werden nach einem cleveren Erzählmuster in der Handlung platziert. Sobald der Zuschauer frühzeitig mit dem entsprechenden Mechanismus konfrontiert wird, nachdem der Serienmörder seine Opfer auswählt, sind die Analysen vorprogrammiert, wer das nächste Opfer sein wird. Dieses feine Mechanik macht sich Slasher auch zu Nutze, um den Zuschauer mehrmals hinters Licht zu führen. Dabei ist nicht jeder Charakter so wichtig wie es anfangs scheint und manch vermeintlich unwichtige Nebenfigur erhält im Laufe der Handlung eine Schlüsselrolle. Den einen oder anderen flach Moment gibt es sicherlich, doch das scheint einfach eine Genrekrankheit zu sein. Immerhin zwei Dinge können ausgeschlossen werden: dass die Handlung abflacht oder das Drehbuch unüberlegt wirkt. Ganz im Gegenteil, die Dramaturgie ist in der ersten Folge noch nicht in Sichtweite, doch baut sich langsam im Hintergrund auf. Es lohnt sich also, dranzubleiben.
Plottwists par Excellence
Die finale Auflösung wird zwar erfahrene Horrorfans nicht vom Hocker reißen, doch hier heiligt ganz klar der Zweck die Mittel.
Im Sommer 2017 wurde bekannt, dass Slasher fortgesetzt werden würde und dass die Serie als Anthologie konzipiert wurde. Die zweite Staffel Slasher: Guilt Party feierte ihre Premiere im Oktober 2017 im kanadischen Netflix.
Der Name „Slasher“ ist nur allzu irreführend, sodass die Enttäuschung bei Anhängern schlachtender Killer vorprogrammiert ist. Die Anzahl der Opfer ist überschaubar und hier geht es tatsächlich weniger um das sinnfreie Reißen von Opfern, sondern um die Persönlichkeit eines Mörders.
So, Ayres, ich habe mir extra Urlaub genommen zwischen den jahren, um diese Serie zu schauen.
Wehe, wenn sie nicht gut ist. 😉
Ich schaue mir zwar gerne mal überzogene Slasher-Filmchen an, aber manchmal darf es ruhig etwas zum Nachdenken sein.
Cool, dann bin ich ja schonmal sehr gespannt!